Fahrbericht BMW 125i Cabriolet

Seien wir doch mal ehrlich: Kompakte Cabrios sind stinklangweilig geworden. Das zu erklären ist relativ leicht: Biedere, kompakte Frontkratzer mit relativ wenig Leistung werden lustlos am Dach rasiert – und das nennt man dann ein Cabrio.

Doch damit nicht genug. Da wäre dann noch der Trend des Stoffweglassens. Ersetzt wird dieser durch die ach so tollen Klappdächer, die dann in einem viel zu hässlichen Heck verschwinden. Zusätzlich darf der Motor mal richtig ranklotzen, weil diese dreiste Hässlichkeit auch noch ein Vielfaches an Gewicht für sich beansprucht. Dynamisches Fahren ist etwas anderes.

Zum Glück gab es ein paar kreative Köpfe in Bayern, die sich wohl genau dasselbe dachten und der alten Kompakt-Cabrio-Garde erstmal das neue BMW 1er Cabriolet vor die Nase setzten. Rumms!

Heckantrieb! Rumms!
Bis zu 306 PS ! Rumms!
Stoffverdeck! Doppelrumms!

Allein durch diese Daten hat BMW es geschafft, der neuen Konkurrenz kräftig eins vor die Nase zu hauen.

Im sonnigen Valencia wurde uns das neue BMW 1er Cabriolet vorgestellt. Der perfekte Ort, um einer langen und ausgiebigen „Oben-Ohne-Tour“ zu frönen. Das Design des 1er Cabriolets wirkt sehr stimmig. Harmonische aber dennoch kräftig erscheinende Linienführungen, geben dem Viersitzer ein stimmiges Erscheinungsbild. Die niedrig angesetzte Gürtellinie und die relativ nah angesetzte Frontscheibe lassen intensive Cabriogefühle hochkommen. Modern und doch klassisch. So hat ein echtes BMW-Cabriolet auszusehen. Und nicht nur das.

Für viele BMW-Fans ist das 1er Cabriolet mit seinen 4,36 Meter der einzig legitime Nachfolger der alten E30 (4,33). Besonders, nachdem sich der aktuelle 3er mit Klappdach präsentiert, was einigen Fans doch ein großes Runzeln auf die Stirn gezaubert hat. Nun ist das 1er Cabrio eine ernstzunehmende Alternative geworden. Bleibt zu hoffen, dass BMW sich nicht selbst die Kunden abwirbt.

Einmal reingesetzt, ist das altbekannte Cockpit der derzeitigen BMW-Flotte eindeutig wieder zu erkennen. Auf neue Spielereien wurde bewusst verzichtet. Das macht es dem Fahrer leichter, sich auf die wirklich interessanten Dinge zu konzentrieren. Per Startknopf meldet sich der Reihen-Sechszylinder des 125i mit einem leichten Grummeln zu Wort. Mit einem summend-sonoren Ton setzen sich die 218 Pferde in Richtung der langen Gebirgskette in Bewegung. Was uns erwartet? Kurven, Kurven und nochmals Kurven. Prachtvoller kann man die Freude am Fahren nicht präsentieren.

Um die Landschaft in der vollen Pracht zu genießen, betätigen wir den Panorama-Knopf. Schwupp, schon öffnet sich bei Tempo 40 das Verdeck und lässt während des Vorgangs sogar eine Beschleunigung auf 50 km/h zu. Dass annähernd normales Stadttempo gefahren werden kann – beim Öffnen und Schließen des Verdecks – lässt auch die 22 Sekunden Wartezeit verschmerzen. Kaum hat sich das Verdeck, welches im Jeansstyle daherkommt, im Heck zusammengefaltet, bekommen wir die spanischen Winde um uns herum zu spüren. Cabriofeeling pur. Für die Gattung der Warmduscher und Weicheier gibt es ein Windschott, damit die Föhnfrisur nicht gleich komplett baden geht.

Kaum angekommen in den Bergen, lassen wir auch mal so richtig die Fetzen fliegen. Ob enge Haarnadelkurven oder schnelle Links-Rechts-Passagen; alles wird souverän gemeistert. Cabriotypisch mit nach unten verlagertem Schwerpunkt lässt sich das Auto spürbar einfach um die Kurven pilotieren. Das 6-Gang-Getriebe ist exzellent mit dem Motor abgestimmt. Besonders interessant wird es mit eingeschaltetem DTC: Eine Art Idiotendrift-Modus.

Die Elektronik erlaubt in diesem Modus mehr Freiheiten und lässt auch leichte Kurvendrifts zu. Wird es doch zu brenzlig, greift sie behutsam ein und lässt den Fahrer sicher weiter vorankommen. Echte Kerle, die es richtig rustikal mögen, verzichten auf die Idiotenhilfe und deaktivieren das gesamte DSC per Spezialknopfdruck.

Den Sounddesignern von BMW darf gratuliert werden. Der Motor brummt und summt herrlich vor sich hin. Besonders wenn das Cabriolet sich zwischen den engen Straßen in den Dörfern bewegt und das untertourige Grummeln zum Fahrer hallt, ist das ein Erlebnis einmalig. Damit erübrigt sich im Sommer fast die grandiose Soundanlage mit integrierter iPod-Unterstützung.

Auf Hochgeschwindigkeitspassagen wie der Autobahn offenbart das Fahrwerk kleine Schwächen, indem es bei leichten Bodenunebenheiten gerne mal einsackt. Doch auch dagegen kann mit dem M-Fahrwerk geholfen werden, welches im 135er Cabrio serienmäßig verbaut wird.

Fazit: BMW, thats it! Endlich wurde wieder ein echtes Cabrio der alten Tugend gebaut. Vier Sitze, Sechs Zylinder, Heckantrieb, Stoffverdeck; so muss ein Cabrio aussehen. Und auch die enttäuschten Fans des aktuellen 3er Cabriolets werden BMW diesen Lifestyle-Ausrutscher verziehen haben, denn dies ist der offizielle Nachfolger der alten 3er Oben-Ohne-Vehikels.

Agilität, klassische Formen, ein grandioses Sounderlebnis und nicht zuletzt ein großer Kofferraum, lassen das 1er Cabriolet im Kompakt-Segment sofort von 0 auf 1 schießen. Besser kann es zur Zeit keiner. Chapeau BMW, so soll das sein.

Datenblatt BMW 125i Cabriolet
Hubraum: 2.996 cm³ | 160 kw (218 PS) bei 6.100 U/min | 270 Nm bei 2.500 – 4250 U/min | Vmax: 238 km/H | Beschleunigung 0- 100 km/h in 6,8 s | Co2 Emission g/km: 195 g | Durchschnittsverbrauch: 8,1 l/100 km | Preis: ab 36.200,- Euro

Fotos: Mario-Roman Lambrecht