Vogue schockiert mit schwarz bemaltem Model

Die Herausgeber der französischen Ausgabe des Frauenmodemagazins Vogue müssen sich gegenwärtig heftige Kritik gefallen lassen. Ausschlaggebend hierfür ist eine in der aktuellen Oktoberausgabe abgelichtete Fotostrecke des berühmten US-Modefotografen Steven Klein, die das ursprünglich bleichhäutige und blonde niederländische Model Lara Stone mit schwarz bemalter Hautfarbe zeigt.

Die Bilderserie, die von der langjährigen Vogue-Chefredakteurin Carine Roitfeld anscheinend problemlos abgesegnet worden ist, hat nicht nur innerhalb Frankreichs eine regelrechte Protestlawine ausgelöst.

„Klein und Roitfeld sollten eigentlich wissen, dass das Anmalen von weißhäutigen Menschen mit schwarzer Farbe zum alleinigen Zweck der Unterhaltung anderer Weißer auf eine Art und Weise beleidigend wirkt, die abseits von jeglichem kulturellen Kontext steht“, fasst ein aufgebrachter Blogger auf dem bekannten US-Weblog Jezebel den kritischen Tenor innerhalb der Web-Community zusammen.

Mit der Ablichtung der Fotostrecke hätten sowohl die Vogue-Chefredakteurin als auch der Fotograf „kulturelle Gefühlskälte“ bewiesen. „Frankreich blickt zwar auf eine andere Geschichte zurück als die USA. Man sollte aber dennoch meinen, dass die Porträtierung einer weißen Frau als schwarz irgendwo die Alarmglocken läuten lässt“, heißt es im entsprechenden Blog-Eintrag.

Beim französischen Modemagazin kann man die Aufregung um die Umgestaltung des niederländischen Models nicht nachvollziehen. „Wir sind uns keinerlei Schuld bewusst“, zitiert der Guardian die verantwortlichen Herausgeber in Paris. Dominique Sopo, Präsident der Organisation SOS Racisme, sieht dies aber anders. „Auch wenn diese Fotos nicht aus einer rassistischen Intention heraus angefertigt worden sind, ihre Veröffentlichung ist ohne Zweifel taktlos“, stellt Sopo klar.

Ob es sich hier um eine Darstellung mit künstlerischem Anspruch handle, sei dabei gar nicht entscheidend. „Schon alleine die Tatsache, dass die Bilder eine derartige Fülle an negativen internationalen Reaktionen ausgelöst haben, zeigt, dass die Werbe- und Modebranche jetzt in der Öffentlichkeit für ihre lange Tradition der Ablehnung von schwarzen Models bezahlen muss“, so Sopo.

„Ich habe volles Verständnis dafür, dass sich hier gerade solche Organisationen aufregen, die sich dem Kampf gegen den Rassismus verschrieben haben. Die oben genannte Kritik erscheint mir persönlich aber doch zu kurz gegriffen. Farbige Menschen sind in der Werbung inzwischen eine Selbstverständlichkeit“, kontert Volker Nickel, Sprecher des Deutschen Werberats, gegenüber pressetext. Im vorliegenden Fall liege die Verantwortung für die veröffentlichten Fotos eindeutig bei der Redaktion der französischen Vogue.

„Jedes Magazin, das derartiges Material bringt, muss hierfür das Risiko selbst tragen“, betont Nickel. Natürlich sei es aber auch möglich, dass es sich bei dieser Aktion lediglich um einen Marketinggag handle. „Solche Strategien können sehr schnell einen Boomerang-Effekt erzeugen, der dazu führt, dass Leser oder Werbekunden abspringen“, gibt Nickel zu bedenken.

Quelle: http://www.pressetext.at / Foto: vogue.fr