Startup Unternehmen – gründen Frauen anders?

Frauen haben oft schon in der Schule ihre männlichen Altersgenossen überholt, ihre Abschlüsse an den Universitäten sind besser oder sie sind hervorragend ausgebildet. Trotzdem wird nur etwa jedes zehnte Startup Unternehmen von einer Frau gegründet.

In den letzten Jahren geht es mit diesen Zahlen ein wenig aufwärts, was mit verschiedenen Initiativen zusammenhängen kann, die einen Anschub leisten wollen, um diese Situation zu verändern. Sie spiegelt die Tatsache wider, dass auch in der übrigen Wirtschaft der Anteil von Frauen in Führungspositionen gering ist, trotz Gleichstellungsgesetzen oder Quoten.

Frauen scheuen das Risiko

Der Schritt in die Selbstständigkeit kann riskant sein, immerhin gibt man unter Umständen die Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses auf. Ob man die richtige Nische findet, mit welcher Dienstleistung man auftritt oder welches Produkt entwickelt werden soll, alles hängt wesentlich von den Gesetzen des Marktes ab. Jede Unternehmungsgründung trägt dieses Risiko in sich, aber Frauen scheinen hier besonders zögerlich zu sein.

Startup Unternehmen - gründen Frauen anders?
Startup Unternehmen – gründen Frauen anders? (c) pixabay.com

Es muss Kapital investiert werden und – nicht zuletzt – müssen Frauen sich in einer von Männern dominierten Szene durchsetzen. Die Vereinbarkeit von Berufsleben und familiären Anforderungen kann schwierig werden, denn in der Gründerzeit muss man viel Energie und Zeit in den Aufbau eines eigenen Unternehmens investieren.

Hindernisse im Gründungsprozess

Die Angst vor der Finanzierung und die Auseinandersetzung mit steuerlichen Fragen sind für Frauen eine größere Hürde als für Männer, wie Untersuchungen ergeben haben. Häufig nutzen sie die sozialen Medien weniger, um Netzwerke aufzubauen und um sich mit anderen Gründerinnen auszutauschen.

Marketingmaßnahmen in den sozialen Medien als Teil des Unternehmenskonzepts sind für viele Frauen noch nicht selbstverständlich. Dies zeigt sich in den Internet Startups besonders auffällig, es wird unter anderem mit ihrer Scheu vor Technik und der digitalen Welt begründet.

Langsamer Start und Mentoring

Die mangelnde Risikobereitschaft kann aber in der Gründungsphase durchaus Vorteile haben. Frauen setzen deutlich häufiger auf Dienstleistungsunternehmen, die einen niedrigeren Kapitalbedarf haben. Sie gehen mit wenig Personal oder zunächst allein an den Start und bauen erst bei Erfolg ihr Unternehmen in kleinen Schritten aus, dafür oft umso nachhaltiger. In ihrem Führungsverhalten setzen Frauen verstärkt auf Kommunikation und arbeiten eher prozessorientiert als Männer. Ein Mentoring soll nun Frauen verstärkt zu Unternehmensgründungen ermutigen.

Unter dem Dach des Bundesverbands für Startup Unternehmen wurde ein Unternehmerinnen-Netzwerk www.she-works.de gegründet, um Frauen zu motivieren und vor allem junge Gründerinnen zu erreichen. Sie können sich als Mentees bei erfahrenen Unternehmerinnen bewerben und wer später selbst ein innovatives Unternehmen gründet, wird dann die Rolle als Mentorin übernehmen können. Die Vorteile des Gründens sollen stärker kommuniziert werden und in verschiedenen Veranstaltungen und Seminaren geht es um Themen wie Webmarketing, Familienmanagement oder Rechtstipps.

Nachhaltig erfolgreich

Wenn Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, sind sie genauso erfolgreich wie Männer oder halten sich sogar besser am Markt. Durch das stärke Risikobewusstsein können sie Krisen besser managen. Viele starten ihr Unternehmen zunächst als Nebenerwerb und bauen es schrittweise aus, das Alter der Frauen spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Während Männer versuchen den schnellen Erfolg am Markt zu erzielen, suchen Frauen eher eine Geschäftsidee, die sie als sinnstiftend empfinden.

Oft geht der Gründung eine lange Planung voraus, die sich am Ende auszahlt. Kathrin Weiß und Anike von Gagern haben gemeinsam das Unternehmen www.tausendkind.de, Anbieter von Baby- und Kinderartikeln, aufstrebend auf dem Markt platziert. Ein weiteres Beispiel ist die Gründerin Susan Hoffmann www.editionf.com, einer Business-Lifestyle-Plattform für Frauen. Die Erfolgsgeschichte von www.bloomydays.de begann mit einem Crowdfunding, mit dem Franziska von Hardenberg kurz nach Gründung Geld einsammelte für ihre Idee, im Internet Blumen Abos anzubieten.

Erfolgreiche Unternehmerinnen dienen mittlerweile als Rollenvorbilder und arbeiten mit Elan als Mentorinnen, um neue Gründerinnen zu beraten.

Auch die Wirtschaft hat ein Interesse daran, mehr Frauen in Startup-Unternehmen zu bringen, sie hat das Potential hochqualifizierter Frauen erkannt und setzt auf Schaffung von neuen Arbeitsplätzen durch Gründerinnen. Im Grunde bietet die Internetwirtschaft mehr Chancengleichheit als andere Zweige, hier liegt es an den Frauen selbst, dass Startups in Zukunft „weiblicher“ werden.

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