Fiat 500: Day 1 – sehen und gesehen werden

Ich habe ihn. Fragen Sie nicht, wie ich ihn bekommen habe. Ich habe ihn einfach. Den Fiat 500. Auf dem Automarkt zurzeit begehrter als manch ein Zuffenhausener Sportwagen, nimmt sich Fiat auch die Freiheit, die Wartezeiten für diesen Miniaturflitzer je nach Ausstattung auf viele viele Monate heraufzusetzen. Die Frage, die sich stellt: „Wieso tun wir uns das an?“ Ganz einfach, weil es nach dem Mini endlich wieder ein echtes Retro-Auto mit Charakter, Stil, Charme und einem Mordsbrocken an Historie auf den Markt geschafft hat. Nicht so ein, „Ey wir bauen mal auf den Golf ne andere Karosserie und das nennen wir dann New-Beetle-Schrott“. Nein, ein Automobil, dem der Spagat zwischen der Moderne und Vergangenheit absolut gelungen ist.

Gestatten, mein Name ist Mario-Roman Lambrecht. Ich bin freier Automobiljournalist und schreibe/fotografiere unter anderem für das Lifestyle Magazin und Onlineportal Prestige Cars und betreibe auch eine eigene Website (marioroman.com). Ich bin in der glücklichen Lage, die Schönsten der Schönsten auf vier Rädern fahren, erleben und fotografieren zu dürfen. Porsche Turbo, GT3, SLR 722, Maybach 62s, BMW M6, Range Rover, G55, Cayenne Turbo, Lexus LS 600h l, Alfa, Lambo, Ferrari und Co. – ich hab sie schon (fast) alle gehabt. Kurz gesagt: Ich bin verwöhnt: „Je digga desto bessa.“

Warum also muss es jetzt ein Fiat 500 sein? Ganz einfach. Ich habe mich verliebt! Das, was die ganzen dicken „Poserkarren“, die mich aufgrund unendlich vieler Polizeikontrollen schon fast in den Wahnsinn getrieben haben, nicht schafften, das hat jetzt ein kleiner weißer Knirps vollbracht. Ich gebe zu, ich schiele auch immer wieder gerne Richtung Mini. Dazu werden wir dann noch die Tage kommen. Aber der 500 der ist es. Der hat Stil. Und so ein Auto braucht auch eine besondere Art der Berichterstattung.
In Berlin sind wir uns das erste Mal begegnet. Es war nass und verregnet. Irgendwie nicht so wirklich das beste Wetter für den Sonnenschein aus Italien. Doch aufgefallen ist er damals trotz allem. Fotohandys knipsten und auch die Smart-Fahrer fluchten mit einem kleinen Lächeln auf de Lippen, schließlich passt der Kleine genauso perfekt auf einen „Smartie-Parkplatz“. Doch die Zeit war viel zur kurz und nur auf einen Tag beschränkt. Mehr war nicht drin auf der Pressepräsentation.

Wochenlang musste ich mich nun gedulden. Doch jetzt steht er bei mir vor der Tür. Für zwei Wochen ist er mein. Für zwei Wochen werden Sie meine Erlebnisse mitbekommen. Für zwei Wochen… Warum nur so kurz? Fiat, könnt Ihr das wirklich? Mir das Baby einfach wieder aus meinen Händen reißen? Ich glaube, da müssen wir zu gegebener Zeit noch einmal drüber reden.

Tag 1: Um kurz nach elf ist es soweit. An meiner Haustür klingelt der Überbringer des Fiat 500. Voller Ungeduld reiße ich die Tür auf und stolpere halb die Treppe herunter. Formalitäten müssen natürlich schnell erledigt werden. „Mein Gott schreib schneller“ denke ich während ich schon etwas Weißes um die Ecke schielen sehe. Erledigt. Nun ist es soweit, ich nehme ihn endlich entgegen. Den Fiat 500. Perlmuttweiß, mit roten Bremssätteln und Racing Flagg-Muster auf dem Dach. Vollgetankt und gewaschen flirtet der Kleine mit seiner unendlich niedlichen Schnauze mit dem Schlüssel in meiner Hand. „Könnten Sie mich noch zum Bahnhof bringen?“ fragt der Überbringer. Aber natürlich. Meine Hand sucht sowieso schon das Zündschloss, also warum nicht gleich noch was gutes tun.

Brummig kernig habe ich ihn in Erinnerung. Brummig kernig ist er geblieben. Der Motor läuft, die Sporttaste ist aktiviert und schon setzen sich die 100 Pferde in Bewegung. „Woozaaa“: mein Leitspruch wenn es anfängt Spaß zu machen kommt mir über die Lippen. Mein Blick fällt auf den Bordcomputer, der mir eine Restreichweite von exakt 500 Kilometern anzeigt. 500– diese Zahl werde ich in den nächsten Tagen wohl noch oft hören. Am Bahnhof gibt es lauter verdutze Blicke. In Hamburg sind wir so etwas noch nicht gewöhnt. Jeder kennt das Auto, aber kaum einer hat es bisher in Natura gesehen. Hier und da zucken schon die ersten Finger auf den Handycams herum. Ein Anblick an den ich mich erstmal gewöhnen muss. Soviel Aufmerksamkeit bekommt man sonst nur in einem Supersportwagen.

Auf dem Rückweg nach Hause fährt ein Z4 offen neben mir. Mann und Frau. Brav wie sich das gehört, er wichtig gekleidet, sie Schickimicki mit teurer Sonnenbrille. Als die nächste Ampel auf rot schaltet hält er neben meinem Fiat. „Ey wie geil, wie bist du denn an den rangekommen? Respekt, die Karre sieht richtig gut aus.“ Und das aus dem Mund eines BMW-Fahrers. Die Beifahrerin nutzt den Augenblick, um ihre kleine Cam rauszukramen und lässt den Fiat mal wieder zum Fotomodel werden. Ungewohnt. Aber lustig. So läuft es den ganzen lieben Tag.

Und selbst als ich morgens um zwei noch eine Kleinigkeit von der Tanke holen möchte, kommt der Verkäufer extra aus seinem Laden, um das Auto zu begutachten. Alles muss ich ihm erklären. Alles muss ich ihm öffnen, alles muss ich ihm zeigen. Nach einer halben Stunde des Quatschens kommt er immer noch nicht über den 500 weg. Und schon naht auch der nächste Kunde und alles was ihm bleibt ist ein wenig kindlicher Glanz in den Augen.

14 Tage werde ich ihn haben…. 14 Tage, die ich genießen werde!!! Lassen Sie sich überraschen.

Fotos: Mario-Roman Lambrecht