Die Erotik der Krawatte – auch für die Dame

Es gehört zu den erotischsten Szenen alter James-Bond-Filme: wenn Miss Moneypenny Ihrem James im Vorzimmer von Geheimdienstchef M die Krawatte zurechtrückt, brennt die Luft. Und das nicht nur, weil das die größte Annäherung an eine Liebesszene ist, die die Regie Sean Connery und Lois Maxwell zubilligt. Die Krawatte scheint die erotische Ausstrahlung ihres Trägers zu beflügeln. Liegt das einfach am Druck auf den Hals, der ja als erogene Zone gilt? Oder vielleicht daran, dass die Krawatte als (scheinbar) rein männliches Accessoire etwas unverkennbar Phallisches hat?

Viel einfacher. Erfolg macht sexy. Selbstbewusstsein sowieso. Und die Krawatte wirkt zweifelsfrei erfolgreich und selbstbewusst. Doch die Krawatte ist auch ein Symbol all jener Konventionen, mit denen wir uns alltäglich umgeben. Das Entfernen der Krawatte ist nicht zuletzt deshalb ein prickelnder Auftakt zum Liebesspiel, weil mit dem Binder auch die Hemmungen fallen und der letzte Anstrich von zurückhaltender Zivilisation verschwindet. Zudem ist die edle Seide der meisten Herrenkrawatten schon in Griff und Haptik ein sinnliches Vergnügen.

Doch auch die mitschwingenden Untertöne von Macht und Dominanz spielen hier mit herein. Als sich Ende 2011 die Krawattenhersteller ein deutliches Verkaufsplus bei grauen Krawatten nicht erklären konnten, war die schließlich gefundene Lösung so einfach wie überraschend: eine graue Krawatte war auf dem Cover der Originalausgabe von E L James‘ „Fifty Shades of Grey“ abgebildet, jenem inzwischen Legende gewordenen Meisterwerk über Dominanz, sadomasochistische Fantasien und Anziehung. Und so manche Dame legte das gute Stück – mit oder ohne das passende Buch – ihrem Gatten als subtilen Hinweis auf den Frühstückstisch.

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Weniger offensichtlich ist es da schon, wenn die Dame zum Seidenschlauch greift. Ist das nicht ein allzu offensichtlicher Stilbruch? Eben nicht. Unvergessen etwa Marlene Dietrich, die in zahlreichen Filmen, aber auch in der Öffentlichkeit, die locker um den Hals geschlungene Krawatte zu ihrem Markenzeichen machte. Das bewusste Spiel mit Geschlechterrollen hat seine eigene Ausstrahlung. Dass das nicht nur in den 20’er und 30’er Jahren ankam, zeigen etwa Auftritte von Avril Lavigne. Die immer einen Hauch rebellische kanadische Poprockerin zeigte sich oftmals mit einem schmalen schwarzen Langbinder und sah damit fast verboten gut aus.

Neben dem immer trendigen spielerischem Gentleman-Look ist auch der Boyfriend-Look in der Damenmode zu einer Konstante geworden. Ein Herrenhemd, gerne eine Nummer zu groß, vielleicht sogar über dem Bauch geknotet. Aufgekrempelte Jeans. Schmale Krawatte, locker auf Halbmast getragen. Geht es etwas edler zu, kommt dazu ein dezenter Oversize-Blazer. Natürlich, das sieht immer fast ein wenig aus, als sei man gerade bei seinem Lebensgefährten aus dem Bett gestiegen und habe sich notgedrungen an dessen Kleiderschrank bedient. Aber die Assoziation ist erwünscht, impliziert sie doch ein aktives Liebesleben.

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