Ana & Anda – Ökomode Atelier statt Textilfabrik

Die Bilder einer eingestürzten Textilfabrik in Bangladesh mit Hunderten von Toten zeigen es dieser Tage einmal mehr: Die billige Mode hierzulande wird anderswo von den Menschen teuer mit ihrer Gesundheit oder sogar ihrem Leben bezahlt. Unmenschliche Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung, giftige Dämpfe, gefährliche Arbeitsplätze: Um Kleidung billig herzustellen, scheinen auch große Markenfirmen vor nichts zurückzuschrecken.

Zwei, die davon genug hatten, sind Ana & Anda, Künstlerinnen-Paar aus Karlsruhe. Die beiden extravaganten Frauen kleiden sich gerne mit Hosenanzügen und dazu passenden Seiden-Accessoires wie Krawatten, Fliegen und Schals. „Bei den Anzügen greifen wir schon lange auf Second-Hand-Ware zurück – die Zahl gut sortierter Geschäfte steigt zum Glück ständig an“, erzählen Ana & Anda. Bei Seidenschals, Fliegen und Krawatten aber hätten sie keine fair produzierten Alternativen gefunden.

Die Musikerinnen Ana & Anda sind Gründerinnen des Ökomode-Labels „nachhaltige eleganz“

Denn der Blick, den die beiden Frauen auf die Herstellungsbedingungen werfen, ist streng und geht bis zu den Rohstoffen zurück. „Was nützt uns die in Deutschland oder Italien hergestellte Krawatte, wenn die Seide dafür doch wieder aus zweifelhaften Quellen in Asien stammt?“, fragen sie kritisch.

Die Künstlerinnen, die sich seit vielen Jahren mit Musik und Bühnenkunst für die Menschenrechte einsetzen, nahmen das Heft selbst in die Hand: 2010 gründeten sie das Ökomode-Label „nachhaltige eleganz“ und finden an, Krawatten, Fliegen und Tücher aus fair gehandelter Bio-Seide selber herzustellen. Um ein höchstmögliches Maß an Nachhaltigkeit zu erreichen, beziehen sie nur ungefärbte, weiße Bio-Seide.

Alles Weitere erledigen sie in ihrem Karlsruher Künstlerinnen-Atelier selbst: Vom Färben über das Zuschneiden und Nähen bis hin zum Verpacken und Versenden. Dass die Krawatten, Fliegen und Schals dabei höchsten Ansprüchen genügen müssen, versteht sich bei Ana & Anda von selbst: Immerhin tragen sie ihre Bio-Seidenaccessoires auch selber bei ihren Auftritten auf der Bühne.

„Ein wunderschöner Nebeneffekt aber ist, dass wir durch die individuelle Herstellung jede Farbe nach Wunsch anbieten können“, erklären die Künstlerinnen. Passende Krawatten und Fliegen zu Brautkleidern, Hemden oder Anzügen sind inzwischen zu ihrer Spezialität geworden, selbst Brautschuhe wurden schon als Farbmuster ins Künstlerinnen-Atelier gesandt.

Für die Kundschaft steht dabei oft die passende Farbe im Vordergrund. „Für uns aber ist nach wie vor das Wichtigste, mit den Bio-Seidenaccessoires beweisen zu können, dass Textilherstellung auch ohne Ausbeutung funktioniert!“, sagen Ana & Anda. Und verschwinden wieder in ihrem Atelier, um zwischen den Proben für ihre Konzerte fair gehandelte Accessoires aus Bio-Seide herzustellen.

Kunst im Dienst der Menschenrechte
Menschenrechte als Leitmotiv künstlerischen Schaffens. Musik, Bühnenkunst, ein Ökomode-Label, Schulprojekte, Vorträge, Stadtführungen, Recyclingkunst – unser künstlerisches Schaffen ist vielfältig und variantenreich. Eines aber steht als ganz großes Leitmotiv über allem, was wir tun: Die Menschenrechte.

Kulturschaffen für die Menschenrechte bedeutet für uns, alle unsere künstlerische Fähigkeit und kreative Kraft dafür einzusetzen, dass Unrecht erkannt, Frieden gefördert, Gewalt angeprangert und das Miteinander gestärkt wird.

Unser künstlerisches Schaffen ist deshalb nicht immer bequem – aber von einer tiefen, ehrlichen Auseinandersetzung mit dieser Welt und unserer Gesellschaft geprägt. Alles schlecht zu reden gehört genau so wenig dazu, wie kitschige Verklärtheit. Einen echten Beitrag zur Verwirklichung der Menschenrechte in all ihren Facetten zu leisten, ist unser erklärtes Ziel als Künstlerinnen.

Foto/ Quelle: nachhaltige-eleganz.de