Legende wird 80: Glückwunsch, Hans Herrmann

Hans Herrmann, einer der erfolgreichsten und beliebtesten Werksrennfahrer von Porsche,  feiert am 23. Februar 2008 seinen 80. Geburtstag. Der 1928 in Stuttgart geborene Langstrecken- und Monoposto-Spezialist gilt als einer der zuverlässigsten und beständigsten Rennfahrer aller Zeiten.

Unglaubliche 80 Gesamt- und Klassensiege holte Herrmann während seiner Karriere, die meisten davon für Porsche. Dr. Wolfgang Porsche würdigt Hans Herrmann wie folgt: „Seine Vielseitigkeit als Fahrer ist legendär. Ob in der Formel 1, bei Bergrennen oder im Langstreckenwettbewerb – überall hat er durch überzeugende Fahrleistungen beeindruckt. Und in der Regel ist er ganz vorne mitgefahren, kontinuierlich über nahezu zwei Jahrzehnte hinweg.“

Er ist auch für andere Marken gefahren, aber von Haus aus ist Herrmann immer Porsche-Fahrer geblieben. „Hans im Glück“ hinter dem Lenkrad feierte seine größten Erfolge mit den Sportwagen aus Zuffenhausen: Bei der Mille Miglia, der Targa Florio, der Carrera Panamericana und natürlich in Le Mans, mit dem ersten Gesamtsieg für Porsche im Jahr 1970 auf einem 917.

Die Karriere hatte entsprechend begonnen: 1952 nahm er mit einem privaten Porsche 356 an Bergrennen, Rallyes und Zuverlässigkeitsfahrten teil. Bereits im folgenden Jahr wurde er zusammen mit Richard von Frankenberg im Porsche 356 bei der Rallye Lyon-Charbonnières Fünfter. Der damalige Rennleiter Huschke von Hanstein holte Herrmann daraufhin in die Werksmannschaft. 1953 ging Herrmann beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans erstmals an den Start, zusammen mit Co-Pilot Helm Glöckler holte er auf einem Porsche 550 Coupé auf Anhieb den Sieg in der Klasse bis 1.5 Liter Hubraum.

    

Nachdem sich Herrmann im gleichen Jahr auch den Titel des Deutschen Sportwagenmeisters gesichert hatte, wurde Mercedes-Benz-Rennleiter Alfred Neubauer auf ihn aufmerksam und berief den 26jährigen neben Juan Manuel Fangio, Stirling Moss und Karl Kling ins Daimler-Werksteam. Parallel dazu startete Herrmann 1954 weiterhin für Porsche und erzielte im 550 Spyder vielbeachtete Klassensiege bei der Mille Miglia und der Carrera Panamericana.

Unvergessen ist der spektakuläre Vorfall während der Mille Miglia 1954, als Herrmann und sein Beifahrer Herbert Linge flach geduckt unter geschlossenen Bahnschranken durchbrausten, die Gleise unmittelbar vor dem heranrasenden Schnellzug überquerend. Herrmann machte die spektakuläre Momentaufnahme später zum Motiv einer Briefkarte, ergänzt um den Zusatz „Glück muss man haben.“ In Gesprächen ergänzt er die Definition mit weit ernsterem Unterton: „Glück hat, wer als Rennfahrer überlebt.“

Als sich Daimler-Benz im Jahr 1955 werksseitig vom Motorsport zurückzog, war Hans Herrmann wieder mit Porsche im Rennen. Danach folgten Wanderjahre bei Maserati, B.R.M sowie Borgward und 1959 die nächste Heimkehr zu Porsche. Zusammen mit Olivier Gendebien gewann er 1960 auf Porsche 718 RS 60 Spyder das 12-Stunden-Rennen von Sebring, der erste Gesamtsieg von Porsche in einem Rennen zur Langstrecken-Markenweltmeisterschaft. Kurz darauf siegte die Kombination Hans Herrmann / Porsche RS 60 Spyder zusammen mit Joakim Bonnier auch bei der Sizilien-Rundfahrt Targa Florio. Außerdem wurde Herrmann 1960 mit dem Porsche 718/2 auch Formel 2-Europameister.

1962 wechselte er zu Carlo Abarth, um bei dem Wiener Konstrukteur ab 1963 Werksfahrer zu werden. Nach drei Jahren kehrte er 1966 erneut in die Porsche-Werksmannschaft zurück. Herrmann fuhr nicht nur alle großen Langstrecken und nebenbei Läufe zur Europa-Bergmeisterschaft, sondern führte auch unzählige Testfahrten im damals neuen Entwicklungszentrum Weissach durch.

Das Werksteam mit den Piloten Hans Herrmann, Jo Siffert, Vic Elford, Rolf Stommelen, Udo Schütz und Gerhard Mitter errang 1969 erstmalig den Markenweltmeistertitel für Porsche. In einem der aufregendsten Le Mans-Rennen aller Zeiten hatte sich zuvor Hans Herrmann nach 24 Stunden heftigen Kampfes Jacky Ickx im Ford GT 40 um 120 Meter geschlagen geben müssen. Ein Jahr darauf lief es für ihn umso besser: Bei seiner elften Teilnahme in Le Mans gelang ihm der erste Gesamtsieg für Porsche.

Diesen Höhepunkt nahm Hans Herrmann zum Anlass, sich im Alter von 42 Jahren vom aktiven Rennsport zurückzuziehen. Zudem hatte er vor dem Rennen seiner Frau Madelaine versprochen, im Falle des Sieges seinen gefährlichen Beruf aufzugeben. Dies kam auch dem Wunsch seines Sohnes nach, der ihm für das Rennen ein Briefchen mit „Fahr langsam, Papa“ zugesteckt hatte.

Fortan sind es Umsatzkurven, in denen er heimisch wurde – mit der Firma „Herrmann Autotechnik“.

Web: rennfahrer-hans-herrmann.de

Fotos: Porsche