Fahrbericht: Lada Kalina 1117

Auf 1118 und 1119, Stufen- und Fließheck der Kalina-Baureihe, folgt bei Lada der 1117. Mit einem Einstiegspreis von 8230 Euro ist der Kleinwagen aus russischer Produktion der günstigste Kombi auf dem deutschen Markt. Was bleibt sind Defizite bei der Sicherheitsausstattung, an denen gearbeitet wird, aber auch die Erkenntnis, dass der Kalina von der Verarbeitung her gegenüber früheren Lada-Modellen einen Quantensprung darstellt.

Das Design der Kalina-Modelle wirkt gefällig, ohne aufregend zu sein. Der kleine Kombi reiht sich unauffällig in den Verkehr ein. Nur Kennern fällt auf, dass es sich um ein auf unseren Straßen nach wie vor recht seltenes Modell handelt. Hinter der weit öffnenden Heckklappe des 4,04 Meter langen 1117 finden sich 350 Liter Gepäckvolumen. Das sind de facto nicht mehr als bei einer VW Golf Limousine, aber immerhin rund 30 Prozent mehr als bei der Steilheckversion Lada 1119 und sogar ein Hauch mehr als bei der Konkurrenz. Die Sitzbank ist ab Werk asymetrisch geteilt und sorgt für ausreichend Flexibilität.

Die Schaltung gehört nicht zu den Stärken des kleinen Russen, denn sie ist ungewöhnlich schwergängig und erfordert Krafteinsatz. Das schmälert die Fahrfreude ein wenig, denn der Motor an sich wartet mit akzeptablen Durchzugswerten an, klingt allerdings beim Start rau wie ein Diesel. Ab etwa 2200 Umdrehungen pro Minute liegt ausreichend Schub an. Im Gegensatz zu einem früheren Kalina hatte der Testwagen keine Schwierigkeiten, die angegebene Höchstgeschwindigkeit problemlos zu erreichen. 180 km/h auf dem Tachometer waren immer zu erzielen und bergab ging es auch schon einmal bis zum Ende der Skala (200 km/h). Allerdings wird es jenseits der 150 km/h auch merklich lauter. Darunter darf die Geräuschdämmung des 1117 aber als zufrieden stellend gewertet werden.

Auch bei Vollgas zeigt das Fahrwerk keine Schwächen, allerdings ist der 1117 seitenwindempfindlich. Die auf die Straßenverhältnisse des Heimatlandes abgestimmte Federung ist straff, aber ausreichend komfortabel. Die Servolenkung arbeitet vor allem im Stadtverkehr extrem leichtgängig, ist aber recht lang übersetzt und fördert die Neigung des Kalina zum Übersteuern nachhaltig. Lada gibt für den Achtventiler einen Normverbrauch 7,1 Litern auf 100 Kilometer an. Wir verbrauchten im Alltag etwa einen Liter mehr. Wer die Kraftstoffkosten drücken möchte, kann den 1117 – wie jeden Lada – mit einer Autogasanlage ordern.

Das Armaturenbrett ist schlichtes Hartplastik, wirkt durch kontrastreiche zweifarbige Auslegung aber dennoch gefällig. Die extrem billig wirkenden Türverkleidungen fallen deutlich dagegen ab. Tachometer und Drehzahlmesser sowie Tank- und Temperaturanzeige sind schnörkellos gestaltet. Die Zeiten, in denen Drehzahlmessernadel und Tankanzeige bei Lada wild hin- und herschwankten, sind mit der neuen Baureihe vorbei. Nicht hingegen die ABS-freie Ära. Zwar verfügt der Kalina als erster Lada auch über zwei Frontairbags, doch das Anti-Blockier-System wird es erst mit der Einführung eines 1,4-Liter-Motors im Herbst geben – und dann auch nur optional.

Der Kalina erfreut – wie fast alle Lada-Modelle – mit einem sehr leistungsfähigen Gebläse für Heizung und Lüftung. Zur Serienausstattung gehören vordere elektrische Fensterheber und ein kleiner Bordcomputer. Die nur wenigen, und vor allem schmalen Ablagemöglichkeiten machen deutlich, dass der kleine Lada nicht für den Weltmarkt entwickelt wurde und nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist. Auf Flachenhalter oder ähnliches muss verzichtet werden. Der Innenraum ist ansonsten recht großzügig geschnitten. Keinen Anlass zu Klagen bietet vor allem die ordentliche Beinfreiheit im Fond, dafür die fehlenden hinteren Kopfstützen umso mehr. Auch die soll es ab Herbst endlich geben.

Fotos: Auto-Reporter