Interview mit Fitz van Thom

Es ist brüllend heiß in der Boxengasse. Es ist laut, eng und gefährlich, ständig muss man aufpassen, um nicht von ankommenden Wagen angefahren zu werden. Und mittendrin steht einer, von dem man nie genau weiß, was er beobachtet, wohin er schaut.

Der Regisseur und Schauspieler Fitz van Thom recherchiert hier am Norisring in Nürnberg für sein aktuelles Kinoprojekt und hat sich hinter seiner Pilotenbrille versteckt.

Nicole Koch hat sich in dieser lauten Kulisse mit ihm unterhalten:

NK: Laut hier! Wie geht es?
FvT: Was?! Ist so laut hier!

NK: Wie heißt dein neuer Film?
FvT: Freundschaft!

NK: Interessant – und worum geht es?
FvT: Um drei Freunde, die einen gemeinsamen Traum haben.

NK: Und welchen?
FvT: Sie wollen am legendären 24Stunden-Rennen von Le Mans teilnehmen.

NK: Aha.
FvT: Das Problem ist, dass sie aus der DDR kommen und Le Mans wie ein anderer Planet für sie ist.

NK: Ein Männerfilm als Ausgleich zu Charlotte Roches Feuchtgebieten?
FvT: Ich hoffe, dass mein Film Männern u n d Frauen gefällt. Man geht doch zusammen ins Kino!

NK: Also eine Ost-Renn-Komödie, Go Trabi go meets Tage des Donners?
FvT: Um Himmels willen nein! Ich will hier keine flache, nachgemachte Ostklamotte hinlegen, sondern eine junge frische Komödie, die rechtzeitig zur Wiedervereinigung erscheint.

NK: Manch einer mag des Ost-West-Themas überdrüssig sein…
FvT: Dann soll er auswandern! Wie kann man eines so ergreifenden Themas müde sein, es geht hier um das Land, in dem wir alle gemeinsam leben.

NK: Also gibt es auch aktuelle politische und gesellschaftliche Bezüge?
FvT: Absolut – ansonsten wäre es ja eine… Ostklamotte. Im Ernst, in Deutschland ist eine Menge los, man wäre ignorant, wenn man die Dinge unbeleuchtet ließe. Mein Vater ist Kabarettist, der hat mir viel beigebracht.

NK: Bist du Ossi oder Wessi?
FvT: Wossi oder so…die erste Hälfte Ost, dann West. Ich habe – wie viele Wossis oder Essis ein zweiseitige Sicht auf manche Dinge.

NK: Was ist denn ein Essi?
FvT: Nun, der Definition nach – nicht meiner – sind das Westdeutsche, die direkt nach der Wiedervereinigung in den Osten gegangen sind.

NK: Wer macht denn sowas?
FvT: Der geniale Musiker Rainald Grebe zum Beispiel.

NK: Warum bist du heute hier?
FvT: Na, das frag ich mich auch! (lacht) Ich möchte ein wenig die Atmosphäre aufnehmen, weil dies hier schon ein sehr spezieller Ort ist.

NK: Was ist dein größter Traum?
FvT: Natürlich wünsche ich mir und meinen Lieben viel Gesundheit und mein Traum ist, dass mein neuer Film beim Publikum so gut ankommt, dass ich mir auch endlich mal wieder eine Ladung Benzin gönnen kann. Und Weltfrieden natürlich!

NK: Ich danke für das Gespräch und drücke die Daumen für das Projekt.
FvT: Danke ebenso. Tschüss! oder wie die FDJler gesagt haben: „Freundschaft!“

Foto: Nicole Koch