Feliz Navidad: Kuriose Weihnachtsbräuche in Spanien

Statt weiße Weihnachten wünschen sich viele warme Weihnachten. Und in spanischen Küstenorten können Urlauber die Feiertage tatsächlich in der Sonne und unter Palmen verbringen. Wer das Fest mit den Einheimischen in alter Tradition verbringt, dem begegnen neben den auch in Deutschland üblichen auch einige kuriosere Bräuche.

Lotto- statt Christbaumkugeln

Grund zum Feiern haben die Spanier schon in der Adventszeit: Bereits am 8. Dezember werden die ersten Weihnachtsbäume geschmückt. Kurz vor Weihnachten am 22. Dezember sorgt dann ein internationales Großereignis für Aufregung. Dann ist der Startschuss für die traditionelle Weihnachtslotterie.

Weil die Nachfrage so groß ist, werden die Lose bereits im Sommer verkauft. Denn bei El Gordo, was auf Deutsch der Dicke heißt, ist die Gewinnwahrscheinlichkeit sehr hoch: Auf 100.000 Losnummern kommen durchschnittlich 15.000 Gewinne. Die Ziehung der Zahlen ist ein Straßenfeger: Alle Spanier verfolgen vor dem Fernseher oder Radio vier Stunden lang gespannt, welche Kugeln aus der Lostrommel herausgefischt werden.

Dem einzelnen Gewinner winken über vier Millionen Euro. Im letzten Jahr konnte sich ganz Spanien insgesamt über einen Geldregen von gut 2,3 Milliarden Euro freuen. Doch wer in der Adventszeit lieber mit Bratwurst und Glühwein über die heimischen Weihnachtsmärkte schlendert, kann auch online sein Glück versuchen.

Die Chancen, bei El Gordo das große Los zu ziehen, ändern sich dadurch nicht, für die Verkündung der Gewinner lohnt sich die Reise in den Süden aber allemal: Seit 1802 werden die gezogenen Zahlen von einem Kinderchor gesungen.

Andere Länder, andere Krippen

Mediterranes Festmahl statt Glühwein und Plätzchen

Wer Weihnachten in Spanien verbringt, kommt selten in den Genuss von Glühwein und Spekulatius. An traditionell spanischen Leckereien mangelt es dafür nicht, wenn sich die ganze Familie versammelt. Je nach Region werden am frühen Abend Tapas aufgetischt, danach gibt es entweder Fisch und Meeresfrüchte oder Lamm-, Gänse- und Truthahnbraten, die oft mit Maronen, Äpfeln und Pflaumen gefüllt sind.

Beim Dessert sind sich alle Regionen einig: Polvorones, Turrón und Marzipan gehören unbedingt dazu. Nach dem Essen wird die „Urne des Schicksals“ auf den Tisch gestellt. Darin befinden sich viele kleine Geschenke, aber auch Nieten.

Jeder zieht solange, bis er ein Geschenk bekommen hat. Später, um zwölf Uhr nachts, läuten die Glocken zur Mitternachtsmesse Misa del Gallo, der „Messe des Hahnes“. Der Hintergrund: Viele Spanier glauben daran, dass ein Hahn die Geburt Jesu Christi verkündet hat.

Karneval an Weihnachten: Bonbons und „el cargon“

In Katalonien fühlen sich Besucher auch im Dezember häufig an Karnevalstraditionen erinnert. Zum einen sehen die Weihnachtskrippen anders aus als in Deutschland: Neben dem Jesuskind in der Krippe, Maria und Josef, den Tieren und Heiligen Drei Königen sitzt eine Figur mit heruntergelassener Hose.

Gläubigen Katholiken sollte die Figur keinen Schreck einjagen: Der sogenannte Caganer düngt symbolisch den spanischen Boden und steht für dessen Fruchtbarkeit wie auch für den Einklang des Menschen mit der Natur.

Wer in Deutschland ein humoristisches Element in die traditionelle Krippe bringen will, kann sich auf www.caganer.com einen Caganer seiner Wahl bestellen – ob in seiner ursprünglichen Form als Bauer oder als Miniaturversion von Angela Merkel, Elton John oder Christiano Ronaldo.

Geschenke gibt es in Spanien nicht am 24. Dezember, der „La Noche Buena“. Zelebriert wird das Weihnachtsfest stattdessen erst richtig am Dia de los Reyes, dem 6. Januar. Schon am 5. Januar bestaunen die Besucher in den Städten zahlreiche Krippen mit Caganern, festlich beleuchtete Häuserfassaden und Bäume. Auf den Umzügen in den Straßen werden wie an Karneval Bonbons geworfen.

Nach dem Umzug stellt jeder abends einen Schuh unter den Weihnachtsstern. In der Nacht auf den 6. Januar kommen dann statt dem Christkind oder dem Weihnachtsmann die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland mit den Geschenken. Da bleibt nur noch eines zu sagen: Felices fiestas!

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