Die Trends des jungen deutschen Fernsehens: leger, aber bissig

Dem klassischen Fernsehen, das feste Inhalte zu festen Zeiten bietet, wird im Allgemeinen eine eher kurze Halbwertszeit vorausgesagt. Filme, Serien, Shows, Nachrichten und Kommentare werden vermehrt im Internet bezogen. In den letzten Jahren zeigten allerdings einige junge deutsche Show-Formate, was man mit dem vermeintlich obsoleten TV-Medium noch alles anstellen kann. Sie sorgten für frischen Wind und neue Trends.

Seien wir ehrlich: Um das hiesige Fernsehen war es zuletzt nicht gut bestellt. Das crossmediale und auf den ersten Blick vielversprechende TV-Experiment „Millionärswahl“ wurden zu einem der größten (und langweiligsten) Flops der Fernsehgeschichte. Der klägliche Versuch, Wetten, dass..? noch einmal mit einem jugendlichen Charme zu versehen, sorgte allenfalls für Spott und Häme. Und für die Produktion international erfolgreicher Qualitätsserien fehlen den hiesigen Sendern anscheinend das Geld und die Muße.

Wenn es dann doch einmal etwas Interessantes gibt – beispielsweise die Serie Verbrechen nach Ferdinand von Schirach, dann kann man sich darauf verlassen, dass die Sendezeit so gelegt wird, dass das Gros der potenziellen Zuschauer schon lange im Bett liegt. Selbstverständlich könnte man sich das Ganze im Nachhinein in der Mediathek des jeweiligen Senders anschauen, doch dafür müsste man erst einmal um die Existenz der Serie oder der Show wissen. Im deutschen Fernsehen wird vor allem recycelt. Traurig, aber wahr: Die einzige erfolgreiche deutsche Show, die man in den vergangenen Jahren auch mehrfach ins Ausland transportieren konnte, ist „Schlag den Raab“.

Mal ein anderer Blickwinkel: So schaut es hinter der Kamera aus

Junge Showformate und die Symbiose mit dem Internet

Nun keimt aber seit einiger Zeit wieder Hoffnung auf: Der Moderator Klaas Heufer-Umlauf und sein Kollege Joko Winterscheidt zeigten mit der zunächst aus dem deutsche Feuilleton naserümpfend wahrgenommenen Sendung „Circus HalliGalli“, wie man mit kreativen Einfällen und gewagten Experimenten junge Zuschauer generiert. Das Internet ist dabei nicht der Feind, sondern vielmehr ein mächtiger Verbündeter.

Jan Böhmermann, der seinen TV-Durchbruch mit der unkonventionellen Talkshow „Roche & Böhmermann“ feierte, schaffte mit der Sendung Neo Magazin Royale jüngst den Sprung ins „große“ ZDF und zeigte mit Beiträgen wie „V for Varoufakis“, dass auch deutsche TV-Beiträge im Netz zu viralen Hits werden können. Ferner beäugt er die Machenschaften der jungen, überraschend gewinnorientierten YouTuber kritisch. Auch im Internet ist eben nicht alles Gold, was glänzt.

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