Wer war Modeschöpfer Paul Poiret?

Paul Poiret war ein französischer Modeschöpfer, der die Pariser Mode seiner Zeit entscheidend prägte. Poiret wurde am 20. April 1879 in ärmlichen Verhältnissen in Paris geboren. Nach seiner Lehre als Schirmmacher, während welcher er aus übriggebliebenen Stoffresten bereits Kleider angefertigt hatte, etablierte er sich als freischaffender Designer und eröffnete 1903 seinen eigenen Salon.

Schon früh fiel er durch ungewöhnliche, sehr moderne Designs auf, die jedoch durchaus auch auf Ablehnung stießen. Als erster Modeschöpfer stellte er seine Designs zudem in einem illustrierten Modealbum vor. Als Muse diente ihm seine junge Ehefrau, um deren sehr schlanke Figur er zu dieser Zeit ungewöhnlich locker fallende Kleider drapierte.

Seine teils sehr extravagante Mode stellte er auf aufregenden Partys vor, wodurch ihm zusätzliche Aufmerksamkeit zuteil wurde. 1909 wurde Poiret sogar nach London geladen, um der Ehefrau des britischen Premierministers seine Mode vorzustellen.

1911 gründete Paul Poiret ein Schneideratelier, in dem junge Mädchen ausgebildet wurden. Außerdem erweiterte er sein Sortiment als erster Couturier um einen Signaturduft, den er auf einem spektakulären, orientalisch angehauchten Abendevent in seiner luxuriösen Villa vorstellte.

Kurze Zeit später ließ Poiret, der ein Auge für eine gelungene Inszenierung hatte, seine Mode für die Zeitschrift Art et Décoration in Szene setzen, was im Nachhinein als das erste moderne Mode-Shooting angesehen wird.

Paul Poiret
Paul Poiret

Modezitat: „Ich zwinge der Mode nicht meinen Willen auf. Ich bin vielmehr der erste, der die geheimen [modischen] Wünsche der Frauen erforscht – und sie erfüllt.“

Für seine Kollektion 1913 ließ sich Paul Poiret von den orientalischen Bühnenkostümen des in Paris auftretenden russischen Ballettensembles inspirieren. Der üppige, farbenfrohe Stil, die aufwendigen Stickereien, die prächtigen Stoffe sowie die Federn, Perlen und Brokate entsprachen ganz seinem Hang zum Dramatischen und Theatralischen.

Die Damen von Paris waren von seiner Kollektion jedoch vor allem aus einem ganz anderen Grund begeistert: Poiret stellte erstmals elegante Kleidung ohne Korsett vor sowie revolutionäre Hosenröcke.

Der später von ihm erfundene bodenlange Humpelrock bedeutete jedoch wieder eine Bewegungseinschränkung. So befreite der Modeschöpfer zwar gewissermaßen von alten Zwängen, schien sie jedoch eher als ein hübsches „Bühnenobjekt“ zu sehen.

Als er Erste Weltkrieg ausbrach, entwarf Paul Poiret erstmals einen neuen Mantel für das französische Militär. Jedoch wurde auch er selbst eingezogen. Als der Designer 1919 nach Paris zurückkehrte, befand sich sein Unternehmen an der Schwelle zum Bankrott.

Während seiner Abwesenheit hatte seine kostümhafte, exzentrische Mode gegen den eleganten Minimalismus und die „befreiende“ Fashion der aufstrebenden Coco Chanel verloren. Paul Poiret sah sich gezwungen, sein Unternehmen zu schließen und lebte bis zu seinem Tod 1944 wieder in ärmlichen Verhältnissen.

Auch wenn der Modeschöpfer heute größtenteils in Vergessenheit geraten ist und die Epoche seines Wirkens im Nachhinein hauptsächlich mit Coco Chanel assoziiert wird, bleibt er weiterhin ein Revolutionär und Pionier der damaligen Mode.

Foto / Quelle: wikipedia.de, fashionpress.de