Snob-Magazin für reiche Russen

Die russische Medienwelt kämpft um die Aufmerksamkeit der neuen Mittelklasse. Nicht die Superreichen, sondern urbane Karrieremenschen soll ein neues Magazin mit dem Titel „Snob“ ansprechen. Der Titel zielt auf Abgrenzung zu dem oft als geschmacklos empfundenen Gehabe der russischen Neureichen. „Die offen zur Schau gestellte Extravaganz, der rote Lippenstift, die Diamanten, die Pelze – all das ist passé“, erklärt Alyona Doletskaya, Chefredakteurin der russischen Vogue. Der Titel „Snob“ passt dennoch, erklärt die Sprecherin des neuen Magazins, Olga Erykalina, gegenüber der Zeitung „The Independent“: „Der Titel ist natürlich sehr ironisch gemeint, aber im Gegensatz zu anderen Ländern haben Snobs in Russland auch keine Angst davor, sich als solche zu bezeichnen.“

Obwohl „Snob“ aus dem Haus des Oligarchen Mikhail Prokhorov stammt, ist die Zielgruppe nicht unter den 100.000 Millionären Russlands zu suchen, sondern unter jenen, die zwischen 3.000 und 6.000 Euro verdienen, erklärt die Sprecherin Erykalina. Die Veröffentlichung des neuen Magazins scheint Teil eines Umschwungs in Russland zu sein. Die weltoffene, gebildete Mittelklasse schaut nun herunter auf die neureichen Profiteure des Ölbooms. In den Artikeln spiegelt sich diese Haltung wider. Protziges Angebertum hat in dem Hochglanzmagazin keinen Platz. Erfolg, Wohlstand und alles, was damit zusammenhängt, sollen darin auf zurückhaltende Art thematisiert werden.

Rund 13 Euro wird eine Ausgabe des Magazins kosten, das sich auch an Russen richtet, die im Ausland leben. In speziellen Kolumnen wird das Leben russischer Emigranten in Metropolen wie London, Paris und New York beschrieben. Die besten russischen Journalisten sollen mit großzügigen Gagen für das neue Magazin gewonnen werden. „Snob“ bemüht sich damit um eine ähnliche Zielgruppe wie das britische Society-Magazin „Tatler“, das seit kurzem auch eine russische Ausgabe herausgibt.

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