Vom unrealistischen Wunsch bis hin zur OP mit Todesfolge

Egal, ob Briten Ken, der jetzt doch wieder Jessica sein möchte, die Bogdanoff-Brüder oder auch damals Lolo Ferrari und jüngst der Fall des erst 22-Jährigen Saint Von Colucci – alle vereint das gleiche Schicksal: Und letztlich für alle mit erheblichen Folgen bis hin zum Tod endete.

Grund: Ein gestörtes Selbstbild, kurz Dysmorphophobie, und die Tatsache, dass sie trotz ihres seelischen Leids einen oder auch mehrere Ärzte gefunden haben, die ihren realitätsfernen Wünschen an ihr Aussehen nachgekommen sind. „Als seriös tätiger Plastischer und Ästhetischer Chirurg muss man ganz klare Grenzen setzen“ (Dr. med. Helge Jens)

„Wer sich für eine medizinische Ausbildung entscheidet, im Besonderen für das Fachgebiet der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie, der trägt eine große Verantwortung gegenüber seinen Patienten. Das betrifft nicht nur die Sorgfaltspflicht, sondern zu großen Teilen auch den ethischen Bereich.“

So Dr. Helge Jens, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und seit vielen Jahren Mitglied des Vorstands bei der DGÄPC. Dies scheint den behandelnden Ärzten von Saint von Colucci, dem kanadischen Schauspieler, der aussehen wollte wie sein Idol, der südkoreanische K-Pop-Star Jimin von der Boygroup BTS, egal gewesen zu sein.

Denn der 22-Jährige starb nach seiner 12. Schönheits-Operation, nachdem es Probleme mit einem Kinnimplantat gab. „Fragen wie: Ist der Wunsch des Gegenübers für meine Berufsethik vertretbar und stehen Risiken und Wunsch in zu großer Diskrepanz, sehen wir uns immer wieder ausgesetzt. Als seriös tätiger Arzt muss man ganz klare Grenzen setzen.“

Frauenakt hinter Glas
Manche Patienten muss man vor sich selber schützen / © pixabay.com – efes

Der Schutz der Patienten sollte immer im Mittelpunkt stehen

Neben der Erfahrung eines Arztes/einer Ärztin und einer fundierten Facharztausbildung, die ihn/sie berechtigt, Plastische Operationen vorzunehmen, ist es vor allem das Wohl der Patienten, das in diesem besonderen medizinischen Bereich im Mittelpunkt stehen sollte. Denn Patienten-Wünsche sind nicht immer sinnvoll oder sogar gesundheitsgefährdend.

„Sicherlich sind wir alle wirtschaftlichen Zwängen unterworfen. Aber es gibt Grenzen, die es zwingend einzuhalten gibt. Der jüngste Fall von Saint von Colucci zeigt, dass den absurden Wünschen sich optisch weit von sich selbst zu entfernen mehrfach nachgegangen wurde. Und dass, obwohl jede einzelne Behandlung mit Risiken für dieses junge Leben verbunden war.“

Nachvollziehbare Beeinträchtigungen vs. unrealistische Vorstellungen

Auch wenn die mediale Berichterstattung gerne über die, teils sehr tragischen, absurden Fälle von falsch verstandener Ästhetisch-Plastischer Chirurgie berichtet, zeichnet die Realität, zumindest in Deutschland, ein sehr viel normaleres Bild. Der Großteil der Patienten kommt mit nachvollziehbaren Beeinträchtigungen zum ersten Beratungsgespräch.

Dennoch gibt es ihn, den kleinen Prozentsatz an Patienten, der mit unrealistischen Wünschen und/oder einem gestörten Selbstbild vorstellig wird. Hier formuliert Dr. Jens einen klaren Apell an seine Kollegen:

„Ein gewissenhafter, seriöser Plastisch-Ästhetischer Chirurg ist kein Erfüllungsgehilfe von Möchte-Gern-Kunden mit absurden Vorstellungen – sondern Behandler von Patienten, die nachvollziehbare Beeinträchtigungen und Veränderungen am Körper haben.“

Quelle / Fotos: Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) / © pixabay.com