Was hat Corona mit dem Leid der Welpen zu tun?

Stiftung für Tierschutz Vier Pfoten beobachtet seit Jahren den illegalen Heimtierhandel. Für das vergangene Jahr registrierte die Organisation zahlreiche Fälle von illegalen Verkäufen, Transporten und Zuchten von Hunden und Katzen in Deutschland sowie weitere Zahlen zum Online-Handel, die sie jetzt in einem Papier zusammengefasst hat.

Mit der Corona-Pandemie erlebte der Handel mit Tieren einen regelrechten Boom. Davon profitieren noch immer besonders illegale Welpenhändler, die anonym meist viel zu junge, traumatisierte und häufig kranke Tiere auf Online-Plattformen anbieten. Die von Vier Pfoten registrierten Fälle unterstreichen dies:

Im Jahr 2021 wurden 1.839 Tiere in 211 Fällen aus illegalen Verkäufen, Transporten oder Zuchten entdeckt. 2020 waren es nur 771 Tiere in 86 Fällen – der Anstieg von 2020 auf 2021 liegt bei 140 Prozent. Und der Trend scheint sich weiter fortzusetzen: Bereits innerhalb der ersten Tage des Jahres 2022 wurden erneut 71 Tiere in zwei Fällen entdeckt.

„Der illegale Welpenhandel bleibt ungebrochen auf einem hohen Niveau und wird durch die Bedingungen der Pandemie weiter befeuert. Unser Report bestätigt unter anderem, dass der Großteil des illegalen Geschäfts auf unregulierten Online-Plattformen stattfindet. Die Zahlen für das Jahr 2021 sind erschreckend.

Und auch die ersten Zahlen aus Januar 2022 lassen erkennen: Das riesige Problem des illegalen Welpenhandels wird uns auch in diesem Jahr weiter begleiten. Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Bundesregierung handelt. Es braucht die zeitnahe Umsetzung der angekündigten Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und darüber hinaus auch für Katzen.

Außerdem muss es scharfe Regeln für Online-Plattformen geben, wonach sowohl die Identität der Anbietenden als auch die Herkunft der Tiere überprüft werden muss. Nur so kann der illegale Welpenhandel langfristig gestoppt werden“, sagt Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei Vier Pfoten.

Illegale Hundefarm
Illegale Hundefarm südlich von Poznan © vier pfotende

Weitere Erkenntnisse des Reports zum illegalen Welpenhandel

Auch die Auswertung des Vier Pfoten Meldetools für Betroffene des illegalen Welpenhandels zeigt, dass knapp 80 Prozent der gemeldeten Fälle auf Online-Plattformen entdeckt wurden. Dies unterstreicht die Bedeutung des Internets als Hauptumschlagplatz des illegalen Welpenhandels und verdeutlicht die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regulierung.

Darüber hinaus beobachtet Vier Pfoten die Entwicklung der Online-Inserate auf drei bedeutenden Online-Plattformen in Deutschland: Deine Tierwelt, eBay Kleinanzeigen und Quoka. Die Anzahl der Anzeigen und die Preise der Welpen ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Trendrassen wie Französische Bulldogge, Labrador Retriever und Malteser werden teilweise zu Höchstpreisen von 3.500 Euro inseriert.

Die enorme Preisentwicklung hat ihren Ursprung zum einen in der hohen Nachfrage und zum anderen in der Anpassung der kriminellen Händler an den Markt.

Hintergrundinformationen

Seriöse Anzeigen auf Online-Plattformen lassen sich inzwischen kaum mehr von kriminellen Angeboten unterscheiden. Doch viele der online angebotenen Tiere stammen aus Hundefabriken. Dort werden Welpen unter grausamen Bedingungen produziert: Die Tiere bekommen keine medizinische Versorgung, kein geeignetes Futter und keine lebenswichtigen Impfungen.

Die Käufer werden bewusst getäuscht und zahlen oft hohe Summen für einen viel zu jungen und häufig kranken Welpen. Ein auffällig niedriger Preis kann nach wie vor ein Warnsignal sein, doch die meisten illegalen Welpenhändler bieten Trendrassen online mitunter auf dem gleichen Preisniveau an wie seriöse Züchter.

Da illegale Welpenhändler häufig anonym im Internet agieren, ist eine Strafverfolgung nur in den seltensten Fällen möglich. Die Leittragenden sind in erster Linie die Tiere. Aber auch für die neuen Halter bedeutet ein kranker Welpe aus illegalem Handel eine emotionale und nicht zuletzt auch finanzielle Herausforderung.

Fotos / Quelle: vier-pfoten.de

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Redaktion modelvita.com