Golf V R32 meets Opel Vectra OPC

Lässig, einfach nur lässig stehen sie da: Auf der einen Seite der „Über-Golf“ R32, auf der anderen die „Familienrennsemmel“; genannt Opel Vectra OPC. Außer einem dicken V6 haben sie noch eines gemeinsam – sie sind bald Geschichte. Ja, es ist wieder soweit. Der Golf V wird – früher als erwartet – vom Nachfolger Golf VI abgelöst. Opel geht mit seinem Vectra sogar noch einen Schritt weiter. Gemeinsam mit dem Plattformbruder Signum gehen beide nun in den Ruhestand. Eine neue Ära in der Mittelklasse kündigt sich bei Opel an. Der Name: Insignia!

Zeit, um den beiden abtretenden Topversionen die letzte Ölung zu geben. Jeder mit einem geschulten Auge erkennt sofort, mit diesen beiden blauen Buben ist nicht zu spaßen. Aus Wolfsburg kündigen sich allradgetriebene 250 Pferde im soundgewaltigen V6 an. Aus Rüsselsheim zerren 280 turbogeladene PS an der Vorderachse. Wer sich also mit diesen Genossen anlegt, sollte ordentlich Potenz im Motorraum beherbergen.

Mit der fünften Generation des Golf setzte Volkswagen die Geschichte eines der erfolgreichsten Automobile überhaupt fort. Ein frisches Design sollte daherkommen – ohne die klassische Linienführung zu beeinflussen. Nüchtern betrachtet ist der exzellent verarbeitete Golf V ein neutral gebliebenes Kompaktauto. „Kompakt, dezent, gut.“

Mit 2.344.000 Einheiten weltweit (Stand: Juni 08) erreichte die Volkswagen AG die anvisierten Verkaufszahlen voll und ganz. Ganz klar in Führung bei den Absätzen ist Deutschland, gefolgt von Großbritannien. Besonders beliebt war hier der 1.9 TDI mit 105 PS und Diesel-Partikel-Filter. Diese Motorisierung macht knapp ein Drittel der Baureihe aus.

Auch in den USA lief der Golf unter dem lustigen Pseudonym Rabbit „den Erwartungen entsprechend.“ Genaue Zahlen wollte VW aber leider nicht nennen. Da die sogenannten Hatchback’s in Amerika vor allem als Hot Hatches (GTI, R32) gefragt sind, ist der normal motorisierte Golf des US-Kunden der Jetta. Mehr als acht Millionen hat Volkswagen seit 1980 verkauft, rund die Hälfte davon in den USA.

So gibt es auch eine GTI-Version des Jetta, den GLI: Er wäre in der angepassten US-Optik auch für manch einen europäischen Käufer eine Überlegung wert. Ebenso verkauft sich der New Beetle, der noch auf der alten Golf IV-Plattform daher kommt, wie geschnitten Brot. Mehr als eine Millionen New Beetle und New Beetle Cabriolets fahren mittlerweile um den Globus.

Abgesehen vom Dollar-Kurs braucht VW sich also keine Sorgen um den US-Markt zu machen. Das Topmodel, der R32 mit 250 PS und soundstarkem V6-Motor, wäre wohl der Traum von vielen. Leisten konnten ihn sich allerdings selbst hierzulande noch nicht einmal 1 Prozent der Golf V Kunden. Wenn doch – dann am liebsten in Deep Blue Pearleffekt oder Black Magic Perleffekt.

Der Kult-GTI ist mit 3,8 Prozent Marktanteil in Deutschland schon eher in den nennenswerten Prozentzahlen vertreten. Der GT erreicht unter den PS starken Benzinern mit 8,5 Prozent lässig die Pole Position. Ob es vom R32 auch wie vom Passat ein R36-Model geben wird, damit lässt uns Volkswagen im Dunkeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein aufgeladener Vierzylinder ähnlich wie beim Audi TTS hier Einzug erhält, ist deutlich höher.  CO2-Zwangsverordnung sei Dank. Aber man darf ja noch hoffen, oder? Wie lautet doch das Motto auf der US-Site? „Engineered for the Autobahn.“

Opel ist etwas radikaler mit seiner Nachfolge. Der Vectra ist zum Ende des Jahres Geschichte. Man möchte einen Neubeginn einläuten. Noch immer hallt der Ruf der teils enormen Qualitätsschwankungen Anfang der 90er hinterher.

Auch das Gerangel in den oberen Chef-Etagen von GM tat Opel mehr weh als gut. Es gilt also, sich von diesem bösen Karma zu lösen und den Reset-Button zu drücken, mit einem hochmodernen Werk und einem neuen Namen im Mittelklassesegment – Insignia. Lassen wir uns überraschen.

So schwer es Opel zurzeit mit seinem Ruf in Deutschland auch hat – der aktuelle Vectra kann nichts dafür. Er sorgte auch in seiner dritten Generation für zufriedene Käufer. Von den in Deutschland eher durchschnittlichen Verkaufszahlen sollte man sich nicht täuschen lassen – auch wenn es Opel ordentlich wurmen wird, dass der Passat nach wie vor der Beststeller in seinem Segment geblieben ist. 186.000 Exemplare wurden hierzulande vom Vectra C verkauft, mit 84.000 Exemplaren schlägt der Wagon (Kombi-Version) die Varianten Schrägheck (41.000) und Limousine (61.000) eindeutig.

Wichtigster Absatzmarkt ist Großbritannien. Dort verkaufte sich Vectra unter dem beliebten Vauxhall-Firmenlogo insgesamt 302.500 Mal. Interessantes Detail: Die Limousine lag mit 14.000 Exemplaren wie Blei in den Läden. Auch der Wagon kam mit 28.500 Exemplaren nicht viel besser weg. Die Schrägheck Variante verkaufte sich allerdings mit 260.000 Exemplaren überdurchschnittlich gut. Weltweit entschieden sich insgesamt 959.500 Kunden für den Vectra.

Besonders vermissen werden wir die OPC-Variante. Mit viel Liebe zum Detail wurde der Vectra zur rennstreckentauglichen Sportlimo umgewandelt. Gerade mal 0,4 Prozent entschieden sich für diese äußert schmackhafte Variante der Babytransportgranate. Ähnlich wie beim R32, entschied sich der Hauptteil der Käufer für die Farben schwarz und ardenblau.

Auch Opel zeigte sich sehr optimistisch und hat die für den Lebenszyklus zu erwartenden Verkaufszahlen in Europa voll und ganz erreicht. Da heißt es für den Insignia nur Daumen drücken und übertreffen, übertreffen, übertreffen. Verdient haben es die leidgeplagten Jungs aus Rüsselsheim allemal.

Somit hoffen wir auf eine spannende neue Ära mit den neuen Modellen von VW und Opel und verabschieden uns leise und höflich von den Vorgängern. Möget Ihr rostfrei und qualitativ hochwertig viele viele rasante, TÜV geprüfte Kilometer hinter Euch bringen…

Fotos: Mario-Roman Lambrecht