Fahrbericht: Audi A8 4,2 FSI – des Transporters neue Kutsche

Audi A8 4,2 FSI

Ganz klar! Mit dem Audi A8 verbinde ich Jason Statham in Transporter 2 und 3. Allein diese ultra coole Parkhauszene, in dem der A8 w12l  perfekt ausgeleuchtet im Parkhaus steht und Jason erstmal ein paar Wannabes zusammenmöbelt, um dann ohne eine Schweißperle auf der Stirn entspannt los zu fahren. Da, ja genau da, habe ich Konsum verseuchtes Kind das erste Mal in Richtung Audi Blut geleckt.

Nun steht mittlerweile die dritte Generation der Luxuslimousine an und Audi hat nur ein Ziel: Mit Vollgas an BMW und Mercedes vorbei zu preschen. Der Thron ist das Ziel und nichts anderes. Bei dem derzeit schon fast unheimlichen Erfolg des Autoherstellers durchaus ein Ziel, das in Reichweite rücken könnte. Vorstandchef Rupert Stadler formuliert es so: Kein Auto in dieser Klasse sei so effizient sportlich und modern, wie die neue Generation des A8. Well, let’s see.

Das Design: Dynamisch, praktisch, gut
Mit einer Länge von 5,14 m hat man den A8 noch mal um satte acht Zentimeter gestreckt. Ebenso ist er mit 1,94 Breite (5 cm mehr) zum potentiellen Angstgegner enger Garageneinfahrten geworden. Vom Größenzuwachs merkt der Betrachter, dank geschickter Linienführung in der Karosserie, erst einmal nichts. Im Gegenteil. Die Karosserie wirkt schlanker und graziler denn je. Egal aus welcher Richtung man den A8 betrachtet, er wirkt stimmig und harmonisch.

Insgesamt hat Audi mit dem neuen A8 ein stimmiges Design geschaffen- wären da nicht die prägnanten Frontlichter. Man ist sich wohl nicht einig. Sollen die LEDs eine Form von Aggressivität und Dynamik hervorheben oder wollte man ihm dicke Tränensäcke installieren, um Weisheit zu demonstrieren.

Es mag Geschmackssache sein und bestimmt ist es auch eine Gewöhnungssache, aber derzeit bin ich der Meinung, dass die vollkommene Eleganz des Luxusliners hier ein wenig gelitten hat. Unbestritten ist aber, dass dieser Audi auch aus der Ferne sofort als A8 zu erkennen ist.

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Pro Einheit kommen die optionalen Front-LED-Scheinwerfer mit 76 Leuchtdioden ohne bewegliche Teile daher und sind dadurch deutlich weniger anfällig – im Gegensatz zu den serienmäßigen Xenon-Plus-Scheinwerfern. Mit 5500 Kelvin wird das Auge vorm Ermüden geschont. Die Leuchtdioden sind wartungsfrei und brillieren mit einem minimalen Energiebedarf. Der Kofferraum bietet mit 510 Litern genug Platz für den Familienurlaub.

Innenraum: Kann Luxus Sünde sein?
Das Interieur ist, wer hätte es auch anders erwartet, edel ausgestattet und glänzt mit einer hervorragenden Haptik. Gleich als erstes fällt die leicht dreidimensional gestaltete Tachoeinheit auf. Dazwischen wurde ein hochauflösendes Display platziert, das an Schärfe kaum zu toppen ist. In der Mittelkonsole wurde das MMI-System, das eng mit den Fahrsicherheitssystemen vernetzt ist, vor dem Automatikhebel platziert. Die wichtigsten Funktionen sind, wie beim BMW idrive, direkt per Knopfdruck erreichbar.

Highlight ist das neue Touchpad, auf dem in Sekundenschnelle per Handschrift der gewünschte Ort aufgeschrieben werden kann. Das funktioniert in der Praxis sehr gut und noch wichtiger: sehr schnell. Zudem arbeitet das Navigationssystem mittels GPRS/EDGE-Modul eng mit Google zusammen, um bestimmte Dienste oder Orte schneller finden zu können. Im Laufe des Jahres ist eine weitere Ausbaustufe mit UMTS und Wlan angekündigt, so dass der Fahrgast problemlos mit seinem Laptop im World Wide Web umher surfen kann.

Der Automatikhebel gibt dem Fahrer aufgrund seines Designs in Form eines Schubhebels, das Gefühl der Kapitän der Airline Audi zu sein. Allerdings lässt sich der Rückwärtsgang nur mit Feingefühl einlegen. Ein zu direktes nach vorne drücken, wird mit der Park-Position bestraft. Die optionalen Komfortsitze übermitteln mit ihrer 22 Wege-Verstellung samt Massagefunktion den Inbegriff von Luxus.

Neben der serienmäßigen Beheizung steht eine ebenfalls dreistufige Klimatisierung zur Wahl, bei der jeweils ein Lüfter im Sitzkissen und in der Lehne am Werk ist. Die Sicht nach Hinten, wie soll es bei neuen Fahrzeugen auch anders sein, ist ohne Parksensoren und Video eine Qual. Doch das ist nun mal der Preis für ein schickes Automobil.

Fond: Beinfreiheit satt
Wo wir schon hinten sind, im Fond genießen die Passagiere, dank des um 48 Millimeter längeren Radstands, massig Beinfreiheit und können sich mit den optionalen Multimedia-Elementen die Zeit vertreiben. Natürlich ist auch eine Lang-Version mit längerem Radstand und somit mehr Platz im Fond schon angekündigt. Serienmäßig sind drei Sitzplätze verfügbar. Auf Wunsch können zwei Einzelsitze geordert werden, die sich beliebig justieren lassen.

Für die passende Stimmung sorgt die optionale Ambientbeleuchtung, die sich farblich auf die Bedürfnisse der Passagiere wechseln lässt. LED’s erwecken den Eindruck, die Mittelkonsole würde schweben. Ebenso sitzen Lichtleiter in den Türen und im Dachhimmel. So überkommt einem nicht das Gefühl, in einem Auto, sondern eher in einer mobilen Lounge umherzufahren. Die B&O-Anlage liefert dazu den satten Sound. Klassik und Filmmusik wirken wie im Konzertsaal. Wer allerdings auf moderne Beats von Black und House steht, kommt im Bassbereich schnell an die Grenzen. Hier bieten sowohl Mercedes als auch BMW eine bessere Klangvielfalt.

Motoren: Genuss, Genuss und nochmals Genuss
Zum Start der dritten Baureihe bietet Audi drei Motoren an. Den Anfang macht der komplett neu überarbeitete V6 3.0 TDI mit einem Startpreis von 72.200 €. Mit einer Leistung von 250 PS und kraftvollen 550 NM beschleunigt die Luxuslimousine in nur 6,6 Sekunden von 0 auf 100. Dabei soll ein Durchschnittsverbrauch von 6,6 Litern auf 100 Km erreicht werden. Ende 2010 legt Audi noch mal nach, mit einer frontgetriebenen Variante, die den Verbrauch nochmals um 0,6 auf 6,0 drücken soll.

Beim V8 4,2 TDI steigt die Leistung von 326 auf 350 PS. Noch gewaltiger steigt das Drehmoment von 650 auf asphaltschädigende 800 NM. Das ermöglicht einen Spurt von 0 auf 100 in nur 5,5 Sekunden. Das Beste daran: ist der Motor einmal gestartet, ist im Innenraum vom Dieselsound nichts mehr zu hören. Stattdessen umschmeichelt ein kräftig sonorer Sound die Ohren beim Beschleunigen. Mit einem Verbrauch von 7,6 Litern auf 100 km (1,8 weniger zum Vorgänger) und einem CO2-Ausstoß von 199 Gramm bewegt sich der 4,2 TDI in der obersten Liga der V8 Sparfüchse. Dafür müssen aber mindestens 90.800 € auf den Tisch gelegt werden.

Der hier getestete 4,2 FSI V8 repräsentiert derzeit das Benziner Topmodell aus der A8 Reihe. Mit 372 Pferden und einem Drehmoment von 445 NM unter der Haube beschleunigt der Achtzylinder in nur 5,7 Sekunden von 0 auf 100. Schluss mit dem Vortrieb, wie bei den anderen Modellen auch, ist erst bei 250. Der Verbrauch geht aber auch hier, trotz einer Mehrleistung von 22 PS, von 10,9, auf 9,5 Liter zurück. Startpreis: ab 89.300 €

Fahrwerk, Antrieb und Automatik: Sauber!
Ein echter Transporter braucht auch ein agiles Werkzeug. Der neue Audi A8 lässt damit nicht lumpen. Das serienmäßige Drive Select ruft jederzeit die gewünscht Dämpfung und Motorcharakteristik ab. Ob nun komfortabel gebettet oder sportlich straff, es bleiben keine Wünsche offen. Dabei dringt noch nicht mal ein Windhauch in die perfekt abgeschirmte Fahrgastzelle ein. Die Dynamik-Lenkung reagiert sehr präzise und ist straff abgestimmt. So wird manch einem faulen Kapitän bei Vmax das Fahren mit einer Hand schnell abgewöhnt und er konzentriert sich so auf das wesentliche, die Straße.

Die serienmäßige Acht-Stufen-Automatik arbeitet ohne Fehl und Tadel. Im D-Modus reagiert sie etwas träge und faul, doch dies dient dazu dem Verbrauch Einhalt zu gewähren. Das sind im Gegensatz zum Vorgänger mit 7-Stufen -Automatik immerhin ca. 6 Prozent weniger. Im S-Modus hängt der A8 bissig in den Drehzahlen und ruft permanent die beste Leistung ab. Und wenn der Transporter wieder eine hektische Verfolgungsjagd zu absolvieren hat, sind die manuellen Schaltpedals am Lenkrad Gold wert. Auch bei forscher Fahrweise und schnellem Kurvenwechsel bleibt der Bayer, dank Quattro und des optionalen Sportdifferntial an der Hinterachse, immer Herr der Lage.

ESP greift behutsam ein
Doch auch Quattro hat seine Grenzen. Und genau da kommt das ESP ins Spiel. Kleines Beispiel: Der A8 hechtet gerade von Kurve zu Kurve, der trockene Asphalt lässt ihn geradezu auf der Straße kleben. Trotz der teils hohen Kurvengeschwindigkeiten ist kein Einwirken von Helfern spürbar. Als ich auf eine Kurve mit Dreck auf Straße zufahre reagiert eben diese Elektronik sofort, der Hintern zuckt einmal kurz, die Elektronik regelt und lässt danach sofort wieder die Leine los.  Dynamisch fahren mit Engel im Rücken, so muss das sein.

Und auch die weiteren Systeme wie Adaptive Cruise Control, Audi Side Assist, Audi lane Assist oder dem Nachtsichtassistenten tun ihr bestes um den A8 und seine Passagiere sicher von A nach B zu bringen.

Fazit: Transporttauglich
„Jason, Du kannst aufatmen. Nachdem Du im letzten Teil Dein Auto in den See geschubst und halb gesprengt hast und zum Schluss noch munter auf Züge gesprungen bist, darf Dein alter 12 Zylinder nun endlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen.“ Denn dieser A8 bietet das Beste aus allen Töpfen. Die Laufruhe eines Lexus, die Dynamik eines BMW und den Luxus eines Mercedes.

Eins ist sicher. Kein A8 war dynamischer und fitter auf der Straße unterwegs, als dieses Modell. Man darf also gespannt sein, was noch kommt und wie er sich in über einem längerem Testzeitraum im Alltag bewährt. Und da Jason auch kein Kind von Traurigkeit ist, fehlen da noch ein paar Motorisierungen: Der S8 zum Beispiel und natürlich der dicke 12 Zylinder. Mit weniger wird sich Jason im nächsten Transporter-Film wohl kaum zufrieden geben.

Technische Daten Audi A8 4.2 FSI V8 quattro
Antriebsart: Allrad | Hubraum: 4.991 cm³ | Leistung: 273 kW (372 PS) bei 6.800 U/min | Drehmoment: 445 Nm bei 3.500 U/min | Vmax: 250 km/h (abgeriegelt) | Co2 Emission g/km: 219 (EU5) | Beschleunigung 0-100 km/h: 5,7 s | Durchschnittsverbrauch: 9,5 l/100 km | Gewicht: 1.835 kg | Preis: ab 89.300,00 EUR inkl. MwSt.

Fotos: Mario-Roman Lambrecht (19) & Audi (1) / Web: marioroman.de & audi.de