Der sorgenvolle Blick in den Kleiderschrank

Ich dachte eigentlich, dass ich nicht dazu gehören würde. Zu den Männern die auch so das eine oder andere nette Klischee in Sachen Mode und Styling bedienen. Egal ob sie das freiwillig und unbewusst oder tatsächlich nur aus reiner Unachtsamkeit machen. Ach ja, da wäre noch ein weiteres bewährtes Motiv – die vorgeschobene Sparsamkeit. Ist ja noch heile, das gehts dann schon noch. Ich kenne solche Kollegen. aber ich gehöre ja selber nicht dazu. Schon klar.

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Zu Erschrecken vieler Frauen, die dort auf dem hauseigenen Schlachtfeld der Kleiderschränke oft vergeblich gegen die ihnen anvertrauten Herren der Schöpfung kämpfen wie der Regenwurm mit der hungrigen Amsel.

Hier zeigt es sich allerdings, dass der Regenwurm eher wie eine Würgeschlange daher kommt. Und ich habe mittlerweile nur noch das Format eines Kolibris. Nein, um Gotteswillen, damit meine ich natürlich nur die Größe, nicht die Farbe. So schlimm steht es denn noch noch nicht um mich an der Männermodefront.

Aber was meine neue Freundin hier gerade stirnrunzelnd zutage fördert. Au weia. Ich bin ein der Wahrheit sehr zugetaner Mensch. Daran sind meine Eltern schuld. Wenn ich Mist gebaut hatte, was nicht selten vorkam, sollte ich stets genau und wahrheitsgetreu verkünden, was passiert ist. Wir würden das dann schon gemeinsam auf die Reihe kriegen und in Ordnung bekommen. Was auch, soweit ich mich entsinne, immer tadellos funktioniert hat. Auf meine Alten konnte ich mich immer verlassen. Im Gegensatz zu meinem Geschmack. Nicht was den hübschen weiblichen, gerade zur Anankonda mutierten Regenwurm, angeht. Eher in Sachen Outfits.

So muss ich leider antworten, ja, mein Schatz der gehört mir. Nein, mein Engelchen, diese Strickjacke habe ich nicht vor einiger Zeit gegenüber neben dem Hauseingang aus einem weiß-roten Plastikbeutel gestolen. Die habe ich tatsächlich mal gekauft. Richtig mit Geld bezahlt? Unglaublich, murmelt sie. Und damit bist Du los? Ich antworte brav und wahrheitsgetreu, ja schatz, bin ich, ist aber schon länger her. Echt. Definiere lange, fragt mich dann meine innere Stimme prompt und vorwurfsvoll. (Der Kolibri sagt jetzt gar nichts mehr, er hat den Verdauungstrakt der Anakonda erreicht).

Mein fast schon zwanghafter Hang zur Ehrlichkeit ist generell eine – besonders in Beziehungsfragen – nicht immer nützliche Charaktereigenschaft. Manchmal sollte Mann schon ein wenig vom Mäntelchen der Diplomatie drüberhängen, worüber auch immer, und eine dezente Verschleierung der Tatsachen erscheint manchmal ganz hilfreich sein. Ohne das böse Wort mit L zu provozieren.

Es muss zugekauft werden, ganz klar, sagt sie. Geile Formulierung, denke ich. Gottseidank holt sie den Laptop. Das gefällt, dann wird das Shoppen nicht so stressig. Und Mode aus Dänemark aus diesem Modeversand gefällt mir auch. Dort hat sie schon selber ein paar Male für sich bestellt. Und war sehr zufrieden. Und jetzt bin ich dran. Sie zufrieden zu stellen…

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