Trend versus Stil: Gut angezogen sein und sich selbst treu bleiben
|„Folgen Sie diesem Fashiontrend und Sie werden Ihr Umfeld mit Ihrem einzigartigen Stil verzaubern!“ Solche und ähnliche Aussagen liest man immer wieder, wenn irgendwo die neusten Modetrends beworben werden. Doch entspricht dieser Satz überhaupt der Wahrheit? Hat jemand, der jedem Modetrend folgt, wirklich einen eigenen, unverwechselbaren Stil? Und wann zeichnet sich jemand nicht nur durch einen einzigartigen, sondern auch durch einen „guten Stil“ aus?
Trends sind Zeichen des Wandels – Stil ist beständig
Ein Trend bezeichnet erstmal nichts anderes als einen Wandlungsprozess: Wenn also bestimmte Kleidung im Trend liegt, bedeutet das, dass sie direkt zuvor entweder kaum bekannt oder nicht sehr beliebt war. Die Einschränkung auf die jüngere Vergangenheit ist wichtig, schließlich gibt es auch sogenannte Retrotrends: Etwas war irgendwann einmal „in“, ist nun aber wieder angesagt. Damit man von einem Trend sprechen kann, muss es aber zwischenzeitlich von der Bildfläche verschwunden sein, denn sonst gäbe es ja keinen modischen Wandel.
Ein gutes Beispiel für einen Retrotrend sind Schlaghosen, die in den 70ern der Hit waren, dann über viele Jahre von der Bildfläche verschwanden, bis sie plötzlich wieder zurückkehrten. Insbesondere im Fashion-Bereich schwingt beim Begriff „Trend“ daher auch immer mit, dass dieser zeitlich begrenzt ist. Trends kommen und gehen – alte Trends werden irgendwann von neuen abgelöst.
Und was ist nun eigentlich Stil? Schaut man sich die Dudendefinition an, so heißt es dort unter anderem, dass es sich dabei um eine Ausdrucksform handelt, die „wesentlich, charakteristisch, typisch“ für jemanden ist. Und damit sind wir beim Dilemma: Etwas, was sich ständig verändert, kann nicht typisch für jemanden sein!
Sind Trends und ein eigener Stil damit überhaupt vereinbar?
Die Kunst, im Rahmen modischer Konventionen die Persönlichkeit auszudrücken
Die Stilexpertin Katharina Starlay bietet auf die obige Frage in ihrem Interview mit dem Hochschulanzeiger eine klare Antwort: Für sie ist Stil die Fähigkeit, die eigene Persönlichkeit richtig einzuschätzen und dann aus „dem Angebot der Mode das auszuwählen, was die Persönlichkeit unterstreicht“. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man sich modisch nie verändern oder anpassen sollte. Wer allerdings einen eigenen Stil entwickeln möchte, der sollte aktuelle Trends durchaus dahingehend hinterfragen, ob sie zur eigenen Persönlichkeit passen. Und auch mal den Mut haben, einen Trend abzulehnen, der nicht zur eigenen Persönlichkeit passt.
Einige Modeketten reagieren inzwischen auf das Bedürfnis der Kunden nach modischer Authentizität. Auf der Seite Zalon.de können User beispielsweise genaue Angaben zu ihrem bevorzugten Stil hinterlegen: Welche Farben und Materialien sie bevorzugen und was für sie modische No-Gos sind. Ein Style-Experte stellt dann für sie kostenlos ein Outfit zusammen, das zwar der aktuellen Mode entspricht, aber ebenso zum gewünschten Stil des Benutzers passt.
„Guter Stil“ wiederum stellt in den meisten Fällen nichts anderes als einen überzeugenden Spagat zwischen persönlichem Stil und modischen Konventionen dar. Entscheidend ist dabei auch immer, in welchem Umfeld man sich bewegt. Wer in Flip-Flops und Muscle-Shirts zu einem Bewerbungsgespräch bei einer Bank erscheint, der mag zwar seinem persönlichen Stil treu bleiben, sein Umfeld wird dies aber kaum als „guten“ Stil wahrnehmen. Ein eher legeres Büro-Outfit aus Hemd und hochwertiger Jeans wäre hingegen ein Kompromiss, bei dem sich der Bewerber nicht komplett verbiegen müsste. In einem klassischen Dreiteiler würde solch ein Bewerber sich aber verkleidet fühlen: Die Kleidung würde nicht zur Persönlichkeit passen.
Wählt man Kleidung, die zumindest teilweise die Persönlichkeit widerspiegelt, und weckt damit trotzdem ständig negative Reaktionen, dann muss das nicht zwangsläufig damit zusammenhängen, dass man die falsche Kleidung trägt. Mitunter ist es auch Zeichen, dass man sich dauerhaft im falschen Umfeld bewegt! Ein bunter Paradiesvogel ist in einem erzkonservativen Betrieb wahrscheinlich schlecht aufgehoben. Und wer sich im traditionellen Anzug am wohlsten fühlt, der sollte vielleicht nicht unbedingt jede Underground-Party mitnehmen, nur um zu zeigen, wie junggeblieben er doch ist.
Letztlich ist auch das eine Frage des Stils: Selbstbewusst genug zu sein, um sich das passende Umfeld zu suchen, statt sich dem aktuellen modisch anzupassen!
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