Mittelalter Kleidung: Was gehört zu einem authentischem Outfit und wann wird es heute noch getragen?

Ein mittelalterliches Outfit aus einem Mittelalter und LARP Shop besteht so wie die heutige Kleidung aus mehreren Schichten: Unterwäsche, Strümpfe, Kleid oder Hose, Mantel oder Umhang. Es ist allerdings zu bezweifeln, dass sich heutige Mittelalter -Fans wirklich bis auf die Unterwäsche authentisch kleiden. Zumal die damalige Unterhose einerseits angeblich nur Männer getragen haben sollen und andererseits eine Unterhose im Schnitt einer gewickelten, dreieckigen Windel alles andere als bequem war.

Was trugen Ritter und Edelmann darunter?

Die Herrenunterhose bestand aus Leinen oder anderen groben Stoffen. Sie wurde auch vermutlich nicht von einem Schneider hergestellt, sondern meist innerhalb der Familie des Trägers von Nähkundigen angefertigt. Die Hose nannte man Bruchen. Das Leibhemd trug der Mann als pendant zum Unterkleid der Frau.

Mittelalterfeste und Rittespiel-Events stehen hoch im Kurs
Mittelalterfeste und Ritterspiel-Events stehen hoch im Kurs / (c) pixabay.com

Frauen in Hosen?

Das ging zur mittelalterlichen Zeit gar nicht. Selbst Unterhosen waren verpönt. Frau trug unter ihrem Kleid daher ein oder sogar mehrere Unterkleider – und keine Unterhose. Zwischen niderkleid und Bliaud oder Cotte, wie das Obergewand der Damen hieß, wurde meist eine Chainse getragen. Diese war aus feinerem Stoff und oft mit Borten bestickt. Der obere Rand der Chainse war meist sichtbar und um den Halsausschnitt in Falten gelegt.

Zeigt her eure Füße

Die Beinlinge entsprachen den noch vor einigen Jahrzehnten getragenen Strümpfen, die mit Strumpfbandgürteln befestigt waren. Im Mittelalter wurden sie an der Bruche befestigt, später am Wams. Die Beinlinge waren an den Waden recht weit und mussten auch dort mit Bändern fest gehalten werden. Die Schuhe der Edelleute liefen besonders spitz zu und waren weit länger als der Fuß selbst.

Gut behütet

Auch die Bundhaube gehörte zur Unterwäsche und von Männern und Frauen gleichermaßen getragen. Sie diente als Schutz vor Läusen, Staub und Schmutz, und in der gepolsterten Variante unter der Rüstung als Stoßdämpfer. Damen trugen auch Schleier.

Kleider waren damals die bevorzugten Anziehsachen
Kleider waren damals die bevorzugten Anziehsachen der holden Weiblichkeit / (c) pixabay.com

Neuzeit-taugliche Mittelalterkleidung

Für die heutige Zeit interessanter und vor allem tragbar sind die Modelle der Oberbekleidung der höheren Stände. Die herrschaftlichen Gewänder waren aus edlen, schweren Stoffen wie Samt oder Brokat. Je höher der gesellschaftliche Stand des Trägers oder der Trägerin, desto bunter durften die Kleidungsstücke sein.

Die ärmere Bevölkerung hingegen kleidete sich in schmutzunempfindlichen Farben wie braun oder schwarz. Der heutige Mittelalter-Fan wird sich der Einfachheit halber auf die sichtbaren Kleidungsstücke beschränken.

Mittelalterlich gekleidet im 21.Jahrhundert

Um die Beinlinge werden die Herren nicht umhin kommen. Darüber ziehen sie die Langhose. Über dem Leibrock trugen die unteren Stände einen Umhang mit dem Aussehen eine Ponchos.

Die Adeligen hingegen trugen eng anliegende Hosen, eng anliegende Tuniken und Röcke. Die Enge der Kleidung und die merkwürdigen Schnabelschuhe werden wohl einen etwas steifen Gang verursacht haben.

Manche Herren tragen die kragenlosen Leinenhemden heute aber auch gerne auf Wanderungen, Gartenfesten oder bei anderen Freizeitgestaltungen und kombinieren sie mit Jeans. Sie schätzen die natürlichen Materialien und die Luftigkeit im Sommer.

Eine faszinierende Epoche
Eine in jeder Hinsicht überaus faszinierende Epoche / (c) pixabay.com

Der Bliaut der Damen entspricht dem typischen Bild eines Burgfräuleins. Dieses Kleid kann nicht so einfach in den Alltag der heutigen Zeit integriert werden. Die bodenlangen, weiten Kleider mit den enganliegenden oder weich fallenden Ärmeln sind für alltägliche Tätigkeiten umständlich und auffällig.

Der Bliaut ist zweiteilig und besteht aus einem langen Mieder, unter dem der lange Tellerrock angeheftet wurde. Die enge Ärmelvariante wurde übrigens nach jedem Ankleiden direkt am Körper möglichst eng genäht.

Die heutigen Damen heben sich das Ausführen solcher Kleidungsstücke daher meist für besondere Anlässe wie beispielsweise Ritterfeste oder Konzerte auf. Die Kleiderschnitte der ärmeren Bevölkerung erinnern jedoch entfernt an manche heutige Dirndl-Modelle, die gerne besonders zu ländlichen Festen getragen werden.

Quelle / Foto: Redaktion