Fotoprojekt anderStark

Projektinitiatorin Anastasia Umrik selber betroffen

Das Fotoprojekt „anderStark“, bei dem Frauen mit einer muskulären Erkrankung (z.B. Muskelschwund) außergewöhnlich in Szene gesetzt werden, geht nun dem Ende zu… um die finale Ausstellung und das geplante Fotobuch zu finanzieren veranstaltet Projektinitiatorin Anastasia Umrik am 1.6.2012 im Fundbureau, Stresemannstr. 114, ab 21.00 Uhr ein großes Benefitzkonzert mit dem Titel „Balkan meets Fotoprojekt anderStark“. Erwartet werden Balkanoid und Amane (mit Adam Bousdoukos), ab 00.00 legt Rodion Levin, bekannt von der Datscha-Party, die passende Musik auf. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, es gibt russische Spezialitäten. Der Eintritt kostet 10€ und kommt dem Projekt zugute.

Die Idee zu anderStark kam Anastasia (sie selbst leidet unter einer muskulären Erkrankung) quasi über Nacht: „behinderte Menschen werden in der Gesellschaft leider immer noch nicht als ‚normal‘ angesehen. Viele wissen nicht, wie man mit ihnen umgehen soll, wie man sie ansprechen soll, was man sagen darf (und was nicht)… und deswegen lassen es die Meisten. Da kam mir eines Nachts, es ging mir körperlich nicht so gut, die Idee: Aussagekräftige Bilder, mit Ironie und Tiefgang, die dennoch zum Lächeln anregen.“ Die anderStarken Motive sollen aufrütteln und begeistern, eine Brücke bauen. Die Models zeigen, dass sie trotz ihrer körperlichen Einschränkung mitten im Leben stehen.Überzeugt euch selbst unter!

Anastasia Umrik, am 09. Februar 1987 irgendwo in der ehemaligen UdSSR geboren, verbrachte dort ihre Kindheit auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe von Makinsk. Sie wuchs wie alle anderen Kinder in dieser Gegend unter Tieren und in der Natur auf. Schon bald wurde Anastasia klar, dass sie anders als die Kinder im Dorf war: Sie konnte sich immer weniger selbstständig fortbewegen, bis sie schließlich nur noch in dem von ihrem Großvater selbstgemachten Sessel sitzen konnte. Das war auch der gleiche Grund, weswegen Anastasia die hiesige Dorfschule nicht besuchen konnte, so dass ihre Mutter ihr das Lesen, Schreiben und Rechnen zu Hause beibrachte.

Anastasia Umrik setzt Zeichen

Ein paar Jahre später zog ihre Familie als Spätaussiedler nach Deutschland und es folgten etliche Behördengänge und für Anastasia Operationen und Tests, bis schließlich die Diagnose ausgesprochen wurde: „Spinale Muskelatrophie. Ihre Tochter wird niemals wieder laufen können.“ Anastasia wurde auf eine sogenannte „Schule für Körperbehinderte“ geschickt. Sie besprach oft mit ihren damaligen Lehrern, dass sie gerne eine Regelschule besuchen würde und sie sich des Öfteren im Unterricht langweile, insbesondere in den Fächern Deutsch und Englisch wollte sie gerne mehr lernen. Sie wurde eingeschüchtert. Nicht immer war Anastasia so selbstbewusst wie heute, sie hatte Angst, abgelehnt und nicht gemocht zu werden. Sie blieb. Dadurch war sie allerdings weiterhin unterfordert und hat gelangweilt ihren Hauptabschluss mit ‚Links‘ gemacht. Mit der Hoffnung endlich nicht mehr gelangweilt zu sein, machte sie auch noch den Realschulabschluss und begann in einem der größten Versandhäuser Deutschlands ihre Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau. Die Langeweile blieb. Das nächste Ziel war klar: Abitur mit anschließendem Studium…

Heute ist Anastasia eine selbstbewusste, dynamische und lebensfrohe junge Frau. Sie wohnt in ihrer eigenen Wohnung, studiert und organisiert ihr Leben komplett selbst mit Hilfe persönlicher Assistenz. Würde man sie danach fragen, würde sie selbst ihr Leben als absolut „normal“ bezeichnen, schließlich mache sie all die Dinge, die andere Frauen in ihrem Alter auch tun – vielleicht sogar noch vieles mehr. Dennoch ist Anastasia wohl bewusst, dass behinderte Menschen in der Gesellschaft leider immer noch nicht als „normal“ angesehen werden. So begann die kleine Erfolgsgeschichte von anderStark.

Foto/Quelle:  www.anderstark.de,  www.facebook.com/anderstark,  www.nordstarter.org/anderstark