JFK und die Queen treffen Chruschtschow

„Macht und Pracht – Staatskarossen“ lautet der Titel einer Sonderausstellung im Audi museum mobile ab dem 12. März 2008. Dahinter verbirgt sich eine Parade von elf Automobilen, die so in Deutschland noch nie zusammen standen.

So sind zwei Höhepunkte zweifelsohne Staatskarossen der „Herren des Kalten Krieges“: Der stark gepanzerte SIL 111 G von Nikita Chruschtschow sowie ein Lincoln Continental, wie er von John F. Kennedy gefahren wurde.

Wagen, Kutschen und später Automobile wurden von Königen, Fürsten und Präsidenten nicht nur zur Fortbewegung, sondern als Symbole der Macht eingesetzt. Ein Gefährt unterstreicht den Stand des Besitzers, verschafft Respekt bis zur Bewunderung. So geht die Sonderausstellung bis in die Bronzezeit zurück und nimmt ihren Anfang mit dem Sonnenwagen von Trundholm.

Erklärt werden die schon damals klar definierten Voraussetzungen, wann der siegreiche Feldherr in Rom mit dem Triumphwagen durchs jubelnde Volk zum Kaiser vorfahren durfte; die Rückführung auf Gott in der Barockzeit, wo Fürsten in Gold beschlagenen Kutschen ihren überhöhten Status zelebrierten, während im Mittelalter der Mächtige selbst auf dem Pferd saß und nur der Bauer einen Wagen lenkte.

Im Mittelpunkt stehen aber die Automobile. Aus dem Hause Audi sind drei Staatskarossen zu bewundern: Gerhard Schröder fuhr einen gepanzerten Audi A8. Und es wird der Horch 400 aus dem Jahre 1930 von König Haakon VII von Norwegen zu sehen sein, ebenso ein Horch 830 BL mit einer besonderen Geschichte. Frankreichs Präsident Charles de Gaulle fuhr dieses deutsche Auto nach dem 2. Weltkrieg fast zehn Jahre in seiner Funktion als General auch bei offiziellen Anlässen.

Von einem französischen Museum bekam Audi Tradition einen  Lincoln Continental, in dem der amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy chauffiert worden sein soll. Ein weiteres Exponat kommt vom Motormuseum aus Riga. Die Museumsbetreiber konnten noch zu Sowjetzeiten die Staatskarosse von Nikita Chruschtschow vor der Zerstörung retten: Einen massiv gepanzerten SIL 111 G.

Als englischer Gast dabei: Ein Rolls Royce Phantom VI, in dem 1980 Queen Elisabeth II bei ihrem Staatsbesuch in der Schweiz chauffiert wurde. Und ein Unikat fand sich in der Seat-Sammlung in Spanien. 1982 hatte Seat ein eigenes Papamobil entworfen, um Papst Johannes Paul II zur Messe ins Stadion des FC Barcelona, Camp Nou, an den Gläubigen entlang zu fahren.

Auch dem Kutschenbau wird die Referenz erwiesen. Aus dem Hause Thurn und Taxis kommt ein Galawagen, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausschließlich zur Repräsentation diente. Hierbei handelt es sich um einen Zweispänner von Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit Margarete von Thurn und Taxis, der Ururenkelin von Kaiserin Maria Theresia und Ihrem Mann Fürst Albert von Thurn und Taxis, dem Sohn von Fürstin Helene und Neffe der Kaiserin Sissi von Österreich.

Aus dem Hause Habsburg kommen gleich zwei Fahrzeuge: Der sogenannte Kaiserwagen von Kaiser Franz Josef von 1910 – ein Austro Daimler genauso wie der Austro Daimler 28/32 PS von 1908 seiner Kaiserlichen Hoheit Erzherzog Franz Salvator,  Oberbefehlshaber der österreichischen Heeresstreitkräfte im 1. Weltkrieg.  Abgerundet wird die Staatskarossen-Parade mit einem Mercedes 600 aus dem Hause Thurn und Taxis.

Für Nostalgiker und Autoliebhaber zugleich sehenswert.

Web: Museum Mobile