Du hast wahrscheinlich die Rauhnächte verpasst! Die was?

Die Rauhnächte haben in Europa eine vieltausendjährige Geschichte und dennoch wissen die Wenigsten, was es mit ihnen auf sich hat. Es handelt sich um die „elf toten Tage“, bzw. die zwölf Nächte Zeitdifferenz zwischen dem Mondjahr mit seinen 354 Tagen und dem Sonnenjahr, das bekannterweise 365 Tage dauert. Mit anderen Worten: die Zeit zwischen den Jahren. Eine Rauhnacht bezeichnet die 24 Stunden von Mitternacht bis Mitternacht.

Weil unsere Vorfahren annahmen, dass sich in dieser Zeit die Zeit neu ordnen würde, wurden allerlei Riten zelebriert. In diesen Nächten, so glaubte man, kämen böse Geister auf die Erde, die dann als sogenannte „Wilde Jagd“ übers Land zogen, um Mensch und Vieh zu schaden. Diejenigen, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten, verschwanden für die Zeit oder tauchten als Werwölfe wieder auf und bedrohten Mensch und Nutzvieh.

Da gehen selbst die bösen Geister stiften
Da gehen selbst die bösen Geister stiften / (c) pixabay.com

Rauhnächte und raue Sitten

Die Sage erzählt auch, dass in diesen Nächten das Vieh zu sprechen begänne. Wer das allerdings hören konnte, der war dem Tod geweiht. Unverheiratete Frauen konnten in den Rauhnächten an Kreuzwegen warten, um ihren zukünftigen Bräutigam vorbeigehen zu sehen. Ansprechen wäre allerdings keine gute Idee gewesen, denn auch das wurde mit dem Tod „belohnt“. Verschiedene Tätigkeiten waren in diesen „toten Tagen zwischen den Jahren“ undenkbar, weil Unglück provozierend.

So durften weder Leinen gespannt, noch weiße Wäsche oder Unterwäsche zum Trocknen aufgehängt werden. Das Nähen war in diesen zwölf Nächten ebenso tabu wie das Kartenspielen. Ein gut aufgeräumtes Haus und umsichtiges Verhalten waren außerordentlich wichtig. Das Bestreben der Menschen ist ja seit eher, Einfluss auf ihr Schicksal im kommenden Jahr zu nehmen.

Zumal sich die Zuordnung eines jeden der zwölf Nächte zu einem Monat des kommenden Jahres förmlich aufdrängt. Aus dieser Zeit resultieren die heute teils noch praktizierten Techniken des Blei- oder Wachs-Gießens. Der Zwiebelkalender diente der Wettervorhersage fürs ganze Jahr. Und kein Heim, welches nicht ausgeräuchert wurde, um die Dämonen zu vertreiben.

Was bringt uns dieses Wissen heute?

Wie man sich denken kann, sind diese zwölf Nächte eine ideale Zeit, sich von Altem zu verabschieden und Neues in sein Leben zu lassen. Wenn du für die Rauhnächte Ritual-Ideen benötigst, hier haben wir ein paar: Du könntest beginnen mit Selbstliebe- und Loslass-Ritualen und dich dann mit Kraft aktivierenden Meditationen, Dankbarkeit und Selbsterkenungstechniken beschäftigen.

Eine Räucher-Session darf natürlich nicht fehlen. Räucherstäbchen sind dazu eher ungeeignet. Besser geeignet sind getrocknete Kräuter oder Harze. Bitte in eine feuerfeste Schale tun, denn wenn du mit dem brennenden Kram durch die Wohnung läufst und in deinen Schränken und Schubladen räucherst, ist Brandschutz durchaus ernst zu nehmen. Du wolltest dich ja sicher nicht gleich vom ganzen Haus trennen.

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