Gewusst wie: Geheimwaffe Kugelschreiber

In Zeiten digitaler Arbeit verliert das händische Schreiben zunehmend an Bedeutung. Die Schreibkultur als bewusste Auseinandersetzung mit der Schrift boomt jedoch. Obendrein werden hochwertige Schreibinstrumente mehr und mehr zu prestigeträchtigen Accessoires.

Vor rund 50.000 Jahren entstanden die Formen der visuellen Kommunikation, welche den Grundstein für unsere heutige Auseinandersetzung mit Zeichen und Buchstaben gelegt haben. Gemeint sind Bilder und Symbole auf Stein, die durch unsere steinzeitlichen Vorfahren für die Nachwelt bereitgestellt wurden.

Natürlich ist Sprache und Schrift heute viel komplexer, inhaltlich zielgerichteter, Gegenstand fortlaufender Wissenschaften – jedoch auch kurzweiliger. Denn: Rund um das Arbeiten mit Computer und Internet verschwinden sprachliche Stilformen, die wir doch so mühsam in der Schule gelernt haben.

Die E-Mail verzeiht zunehmend grammatikalische Missgeschicke. Spätestens bei der Eingabe von Internet-Suchanfragen oder dem Einsatz von Kurznachrichtendiensten reduziert sich Schrift und Sprache sowieso auf alghorithmisch aneinandergereihte Wörter und Phrasen.

Meditation und Schreiben

Doch der Umgang mit Schreibgeräten erfährt eine ganz besondere Renaissance: Schrift und Schreiben – beides ist heutzutage sogar eine Form der Meditation. Gemeint ist hier zum Beispiel die Kunstform der Kalligraphie. Liebhaber suchen darin die Auseinandersetzung mit Füllern und perfektionierten Tinten, um Schreiben mit möglichst vielen Sinnen zu erleben.

Marken wie Esterbrook inszenieren hochwertige Schreibgeräte
Marken wie Esterbrook inszenieren hochwertige Schreibgeräte / © 2021, Hakador

Hochwertige Federn gibt es abgestimmt für ebenso hochwertige Papiere. Das Gewicht der Schreibinstrumente ist ergonomisch ausgewogen, um eine möglichst ruhige Linienführung zu gewährleisten. Räumlichkeit, Schreibwerkzeuge, Geräuschkulisse oder auch Atmung: Alles unterliegt der Fokussierung auf das Hier und Jetzt des Schriftzeichens.

Aber es geht auch weniger meditativ, denn im Geschäftsalltag ist klassisches Schreiben zwar nicht mehr präsenter als dessen digitale Form – jedoch erfahren Schreibwerkzeuge und Accessoires eine zunehmende Präsenz als Prestige-Instrumente. Nahezu jede große Modemarke vertreibt eine eigene Linie rund um Füller, Kugelschreiber und Tintenroller.

Was früher die Krawattennadel war, wird heute durch einen Designer-Kugelschreiber inszeniert. Was lange durch eine hochwertige Armbanduhr ausgedrückt wurde, das spiegelt sich heute in Form eines präzise produzierten Füllfederhalters wider. Mechanik, Formensprache und Produktgeschichte sind dabei von detailverliebter Qualität.

In Zeiten zunehmender Digitalisierung und Beschleunigung des Alltags suchen die Menschen augenscheinlich nach handwerklichen Werten und greifbarer Entschleunigung. Beeindruckend, dass gerade eine 50.000 Jahre alte Geschichte Antworten zu dieser modernen Suche bietet.

Fotos / Quelle: hakador.de