iPod Shuffle: Minimalist im Test

iPod Shuffle

Mit dem vor wenigen Wochen vorgestellten iPod Shuffle der 3. Generation hat Apple einmal mehr mit einer kompromisslosen Design-Entscheidung für Diskussionen gesorgt. Wie das Gerät im pressetext-Test zeigt, gelingt es Apple zwar auf beeindruckende Weise den Einsteiger-Player trotz vier Gigabyte Speicher kleiner und dünner als einen herkömmlichen USB-Stick zu gestalten. Die Entfernung der Steuerung von der eigentlichen Playeroberfläche könnte sich allerdings noch als Boomerang für den Verkaufserfolg erweisen. Anders als bei den Vorgänger-Modellen kann der neue Shuffle nämlich nur über die mitgelieferten Apple-Kopfhörer bedient werden. Bereits vorhandene Kopfhörer sind unbrauchbar.

Songsteuerung über Kopfhörer

Ähnlich den bereits beim iPhone bekannten Kopfhörern findet sich beim neuen Shuffle ein ca. zwei Zentimeter großes Steuerungsmodul am rechten Kopfhörerkabel, das mit drei Schaltmöglichkeiten ausgestattet ist. Neben der Lautstärkenregelung kann das Modul für das Abspielen, Stoppen sowie Weiter- oder Zurückschalten der Songs verwendet werden. Der Miniplayer selbst ist nur mit einem winzigen Schalter ausgestattet, der das Ein- und Ausschalten des iPods ermöglicht sowie die Grundeinstellung, ob die Lieder im Shuffle- oder fortlaufenden Modus angehört werden möchten. Um den iPod im Vergleich zum Vorgänger mit zusätzlichen Funktionen auszustatten, hat Apple zudem das Konzept der computergenerierten Sprachausgabe ausgegraben.

So kann zur besseren Orientierung mit einem Klick der Songtitel sowie der Name des Künstlers bzw. der Band abgerufen werden. Darüber hinaus verwendet Apple die Funktion auch, um dem User das Auswählen über iTunes erstellter Songlisten und Podcasts zu ermöglichen. Diese werden einfach der Reihe nach vorgelesen und können schließlich per Klick ausgewählt werden. Apple hat eine lange Geschichte mit computergenerierter Sprachausgabe. So erntete Steve Jobs bereits bei der Vorstellung des ersten Macintosh im Jahr 1984 Standing Ovations, als das Gerät sich mit den Worten „Hello, I’m Macintosh“ beim Saalpublikum vorstellte.

Traum vom sprechenden Computer lebt

Die Sprachausgabe erweist sich – wie die gesamte Steuerung – als praktische Lösung, die auch 25 Jahre später kaum etwa von ihrem ursprünglichen Charme eingebüßt hat. Fernab von menschlicher Sprachperfektion erkennt das System beim Übertragen der Songtitel aus iTunes auf den Shuffle nun zumindest, um welche Sprache es sich bei den vorgelesenen Songs handelt. Derzeit werden 14 Sprachen wie Englisch, Deutsch, Türkisch, Italienisch, Spanisch, Schwedisch und Japanisch mit unterschiedlichen Sprechern unterstützt. Die automatisierte Auswahl funktionierte im pressetext-Test größtenteils einwandfrei. Während für die schwedische Sängerin Anna Ternheim aufgrund ihrer englischen Songs die englische Sprachausgabe aktiviert wird, meldet sich für Herbert Grönemeyer die deutsche Stimme. W.o. gibt der Shuffle-Player allerdings bei einem französischen Track von Rufus Wainwright. Der englische Name des Künstlers führt den Algorithmus in die Irre, zumal die Sprachausgabe Künstler und Song als eine Einheit behandelt. Der französische Songtitel bleibt unverständlich.

Bei der Musikqualität scheint der neue Shuffle im Vergleich zum Vorgängermodell nachgebessert zu haben. Die Verarbeitung des Players, der um 79 Euro in Schwarz und Silber erhältlich ist, wirkt aufgrund der Aluminium-Ummantelung hochwertig. Das Steuerungsmodul aus Plastik am rechten Kopfhörerkabel punktet mit schlichtem Apple-Design, erweist sich bei der Bedienung mitunter allerdings als widerspenstig. Die Druckkraft, die bei der Lautstärkensteuerung ausgeübt werden muss, könnte geringer angesetzt sein. Abgesehen von der Grundproblematik, wesentliche Elemente des Players in den Kopfhörer zu verfrachten, ist die Steuerung simpel und intuitiv. User, denen die Apple-Kopfhörer von der Klangqualität zu wenig hochwertig sind oder die aufgrund der Passform auf andere Kopfhörer angewiesen sind, haben bisher nur wenige Optionen. So sind einige neu lizenzierte Kopfhörer von Drittherstellern angekündigt, was die Gesamtausgaben für den Shuffle allerdings in die Höhe treiben.

Fazit: Zweitplayer auf dem Weg zu neuen Ufern

Dies ist insofern problematisch, da der Shuffle als superleichter Zweit-Musik-Player gerade für Sportbegeisterte eine interessante Elektronikergänzung sein könnte, die Passgenauigkeit der Kopfhörer durch die Bewegung beim Joggen oder Workout aber ein essenzielles Element ist. Mit der erneuten Schrumpfung des Players auf Maße unter denen eines USB-Sticks zeigt Apple, was möglich ist, stößt gleichzeitig aber auch an natürliche Grenzen hinsichtlich Material und Bedienung. Spannend bleibt die Weiterentwicklung des Mini-Players allemal. Beim aktuellen Shuffle verschwimmt die Grenze zwischen dem tatsächlichen Player, der Steuerung und dem Kopfhörer bereits. Konsequent weitergeführt könnte der nächste oder übernächste iPod Shuffle gar nur als Kopfhörer mit integriertem Speicherchip ausgeliefert werden.

-> Assembler, Cobol und REXX – Erko Tauber

Foto: apple.com / Quelle: pte