Cocooning – mal wieder ein neuer Trend?

Wir leben in einer Zeit, in der nichts bleibt wie es war und nur der Wandel beständig zu sein scheint. Andauernd stürzen neue Dinge auf uns ein und hinterlassen Spuren. Viele Dinge stressen uns, wie wir zu sagen pflegen. Und überfordern uns auch teilweise. Wir müssen uns immer schneller auf immer wieder neue und besondere Anforderungen einstellen. Viele dieser neuen Pflichten und Aufgaben haben mit wahrem Menschsein oft nur noch ganz wenig zu tun.

Wenn das Gefühl des Druckes und der steten Überforderung nicht nach lässt, und über uns über einen längeren Zeitraum begleitet, müssen wir die Konsequenzen tragen – werden wir unweigerlich krank. Psychisch oder physisch. Bei vielen unserer Mitmenschen stellen sich körperliche Symptomatiken ein, die dann als psychosomatische Erkrankungen schwer diagnostizierbar sind. Und auch noch schwerer zu therapieren sind. So kommt es immer häufiger zu einem sog. psychisch vegetativem Erschöpfungssyndrom. Vielen von uns ist dieser Begriff schon unter gekommen, dann aber auf neudeutsch Burn-out genannt.

Immer noch bewährt und beliebt: Auch ein Ausflug ins Grüne bringt Erholung

Vielleicht haben diese sich ändernden Lebensumstände einen Trend (mit)initiiert, den wir als Cocooning bezeichnen. Man könnte das auch als eine Art von Home-Wellness mit Langzeitwirkung bezeichnen. Wellness ist zur Zeit in aller Munde und sehr angesagt. Aus einem Trend wurde ein Dauerzustand.

Scheint bei Cocooning ähnlich zu laufen. Sich das eigenene Heim, egal ein nobles 12 Zimmer Haus oder die muckelige 2Zi-Bude, es wird immer mehr in die Verschönerung der eigenen vier Wände investiert.

Insbesondere der sanitäre Bereich eignet sich dafür besonders. Dort finden wir und Entspannung und Ruhe von der Hektik des Alltags. Können wunderbar abschalten. Die schnelle Flucht, kurz abtauchen, im wahrsten Sinne des Wortes, aus der Alltagroutine. Das Badewasser angereichert mit zart duftendem Mandelöl, dazu einige Kerzen gestellt und in den Händen ein gutes Buch. Danach fühlt man sich wie neu geboren.

Der Bayerische Rundfunk schrieb zu diesem Thema: „’Cocooning‘ beschreibt das Zurückziehen in die eigenen vier Wände, den Trend hin zum Einigeln samt Home-Service. Wem die Welt draußen zu kompliziert, stressig und uninteressant geworden ist, der zieht sich in seinen kleinen, überschaubaren Lebenskreis zurück wie in einen Kokon. Insgesamt kanalisiert ‚Cocooning‘ viele Trendströmungen: Es steht für die schwindende Lust der Menschen, Neuland zu entdecken, ebenso für das Schrumpfen des eigenen Verantwortungshorizonts und für eine gewisse Gleichgültigkeit, die in der hoch individualisierten Gesellschaft um sich greift.“

Als eine Gleichgültigkeit gegenüber anderen kann das eigentlich nicht bezeichnet werden. Das geht meiner Ansicht zu viel weit. Wenn jemand selber für sich entscheidet, mal auf die Stressbremse zu treten, heißt das ja noch lange nicht daß Ihm seine Kollegen und Freunde, oder gar der Partner/in, plötzlich gleichgültig sind. Er ist vielmehr erholt, ausgeruht und damit viel besser in der Lage, zu funktionieren und den Alltag zu bewältigen. Und darauf kommt es schlussendlich doch an, ob wir das nun schön finden oder nicht.

Foto/Quelle:  modelvita Redaktion