Schönheitsoperationen im Ausland: Ja oder Nein?

Trotz der immer stärker aufkommenden Delta-Variante machen die insgesamt noch niedrigen Inzidenzwerte bei den Coronainfektionen Reisen ins Ausland seit einiger Zeit wieder problemloser möglich. Da mittlerweile in vielen Bundesländern die Sommerferien beginnen, nehmen mit dem allgemeinen Urlaubstourismus auch Reisen zu, die einen anderen Grund haben: günstige Schönheitseingriffe im Ausland.

Doch dass günstig nicht gleich gut bedeutet, davor warnen Dr. Jens Altmann, Generalsekretär der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin (IGÄM e.V.) und leitender Arzt der Bodenseeklinik und Dr. med. Mark A. Wolter, Facharzt für Chirurgie und Vizepräsident der IGÄM e.V., und klären auf, worauf bei ästhetischen Behandlungen zu achten ist.

Ab in den Urlaub und neben der Erholung zugleich auch noch eine neue Nase, ein Lifting oder eine Brust-OP – und das zwischen 50 und 70 Prozent günstiger als in Deutschland. Dass solche Angebote für manche verlockend klingen ist nachvollziehbar, doch sie bergen auch Risiken.

„Die Zahl der ästhetischen Eingriffe hat sowohl bei Frauen als auch bei Männern in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Ebenso sind auch Operationen im Ausland immer beliebter geworden – insbesondere aufgrund der oft deutlich günstigeren Angebote“, so Dr. Jens Altmann, Generalsekretär der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin (IGÄM e.V.) und leitender Arzt der Bodenseeklinik.

Vor allem in osteuropäischen Ländern werben Ärzte und Kliniken selbst für größere Eingriffe mit vergleichsweise geringen Kosten und überzeugen so viele Patient*innen zu einer OP im Ausland.

Gibt es Risiken?

Patient*innen haben im Ausland keinen Versicherungsschutz. Bei nicht zufriedenstellenden Ergebnissen oder gar Pfusch-OPs übernehmen die Krankenkassen keine Kosten für eine Korrektur – und auch die zuvor gewünschte Operation selbst wird nicht übernommen.

Dr. Jens Altmann / © Bodenseeklinik

Da die Patient*innen meist schon kurze Zeit nach dem Eingriff wieder abreisen, ist auch die wichtige Nachsorge beim behandelnden Arzt nicht gegeben. Dafür muss ein passender Arzt im Heimatland gefunden werden. Mögliche Korrekturkosten sind dann oft höher als die vorherigen Kosten für den Eingriff im Ausland.

Hinzu können weitere juristische Probleme im Schadensfall kommen. Zudem sind unterschiedliche Ausbildungs- sowie Hygienestandards ein Grund, dass sowohl Fachärzte und -gesellschaften als auch Verbraucherschützer immer wieder davor warnen.

Worauf ist zu achten?

„Selbstverständlich gibt es auch im Ausland ausgezeichnete Ärzte und plastisch-ästhetische Chirurgen, die hervorragende Arbeit leisten“, sagt Dr. med. Mark A. Wolter, Facharzt für Chirurgie und Vizepräsident der IGÄM e.V., „doch bevor man sich zu einer solchen Operation entscheidet, sollten sich Patient*innen unbedingt über die nötige Qualifikation des Behandlers informieren.

Die Gesundheit muss hier im Vordergrund stehen und nicht der finanzielle Aspekt.“ Bei der Prüfung, ob der behandelnde Arzt qualifiziert ist, darf man sich nicht täuschen lassen. „Der Begriff ,Schönheitschirurg‘ ist leider irreführend, da sich selbst Ärzte ohne Fachqualifikation so nennen dürfen.

Dadurch wird der Eindruck vermittelt, man habe es mit einem Experten zu tun, doch das ist oft nicht der Fall“, ergänzt Dr. Altmann. Neben dem Facharzttitel sind auch Zertifikationen und Gütesiegel von Fachgesellschaften, wie beispielsweise der IGÄM, ein sicheres Zeichen für einen qualifizierten Operateur.

In Deutschland dauert die Ausbildung zum Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie sechs Jahre. Bis man von der Ärztekammer zur Prüfung zugelassen wird, müssen mindestens 300 Eingriffe selbstständig durchgeführt worden sein.

„Neben der Qualifikation des Arztes ist auch ein umfassendes Beratungsgespräch im Vorfeld enorm wichtig – sowohl für die Patient*innen als auch für den Operateur. Nur so kann gewährleistet werden, dass beiden Seiten klar ist, wie das gewünschte Ergebnis aussehen soll. Das Beratungsgespräch hat zehn bis 14 Tage vor dem Eingriff zu erfolgen.

Auch das persönliche Gefühl, ob man bei dem ausgewählten Arzt in guten Händen ist, kann nur durch ein vorheriges Gespräch erlangt werden. Achten Sie darauf, ob der Arzt sich ausreichend Zeit für Sie nimmt und über mögliche Risiken und Nebenwirkungen gründlich aufklärt und wägen Sie den Eingriff gut ab“, empfiehlt Dr. Wolter.

Fotos / Quelle: igaem.de