Jim Rakete: Mieter als Models

Eine neue Image-Kampagne der Agentur „FTWild“ soll dem Berliner „Problemkiez“ an der südöstlichen Sonnenallee ein weltoffenes und differenziertes Gesicht geben. Jim Rakete, berühmt geworden durch seine einfühlsamen und unverstellten Schwarz-Weiß-Fotografien prominenter Musiker und Filmschauspieler, wirft einen Blick dorthin, wo sonst keiner hinsieht – und findet ganz unterschiedliche Gesichter.

Die Stars dieses ungewöhnlichen Foto-Shootings, das nun in Neukölln statt fand, sind allesamt Bewohner der „High-Deck-Siedlung“, einst modernes Vorzeigeviertel, das momentan mit über 45 Millionen Euro umfassend saniert wird. Zum Fototermin brachte jedes Model einen Lieblingsgegenstand seiner Wahl mit.

In den 70er Jahren Inbegriff für zeitgemäßes Wohnen am grünen Rand der Stadt, autofrei, in großen und hellen Wohnungen, durch begrünte „High Decks“ verbunden, hatte die Siedlung nach der Wende mit verschiedenen Problemen zu kämpfen. Die Sonnenallee war zur Durchfahrtsstraße geworden, besser verdienenden Mieter entschieden sich für andere Wohnviertel und lange überfällige Sanierungsarbeiten wurden weiterhin verschleppt.

Längst haben Senat und Hauseigentümer mit einer Offensive reagiert und diesem Trend etwas entgegengesetzt. Seit 1999 ist das Quartiersmanagement mit vielen erfolgreichen Integrationsprojekten aktiv, die ein lebendiges Nachbarschaftsleben hervorgebracht haben. Bis Frühjahr 2009 werden die Bau- und Begrünungsarbeiten abgeschlossen sein.

Als Auftakt der groß angelegten Image-Kampagne engagierte FTWild den Fotografen Jim Rakete, der das Shooting mit seinen insgesamt 50 nicht-professionellen Fotomodellen im improvisierten Fotostudio sichtlich genoss. Auch die Bewohner waren beeindruckt.

„Das Shooting war total aufregend! Ist mal was anderes!“, so die 15jährige Selin Dörtkardes, die seit ihrer Geburt in der High-Deck-Siedlung wohnt. „Wunderbar“, fügt die 17jährige Natalie hinzu, Tochter von Beata Haager, die seit drei Jahren den Frisörsalon im Viertel führt und sich mit ihrer Katze ablichten ließ. Ziel der Kampagne ist es eben auch, den Bestandsmietern ein positives Selbstbild zu geben.

Foto: Jim Rakete