Glückwunsch: Jeans-Macher Albert Sefranek wird 90

Albert Sefranek

„Es kommt darauf an, die Chance zu packen, die jeder einmal im Leben geboten kriegt“, sagt Albert Sefranek. Der Jeanspionier aus Künzelsau hat seine ergriffen. In der Jeansgeschichte ist sein Name fest verankert. Levi Strauss hat die Jeans erfunden.

Albert Sefranek hat sie nach Europa gebracht und die Marke Mustang erschaffen. Am 18. Mai 2010 feiert er in Künzelsau seinen 90. Geburtstag.

Als der 25-jährige Albert Sefranek 1945 aus dem Krieg heimkommt, ist sein Wunsch, ein Ingenieursstudium zu beginnen, schnell in weite Ferne gerückt.

Seine Schwiegermutter Luise Hermann hat 1932 aus der Not der Weltwirtschaftskrise heraus im eigenen Haus eine Nähwerkstatt eingerichtet, dort werden Arbeitsanzüge gefertigt. Den heimkehrenden Schwiegersohn, der aus Ammerndorf bei Nürnberg stammt, empfängt Luise Hermann in Künzelsau mit den Worten:

„Wir brauchen keinen Studierten, wir brauchen einen, der schafft!“ Also kümmert sich Albert Sefranek von da an um die Beschaffung von Stoffen und Zutaten sowie um den Verkauf der Arbeitsbekleidung, die die Firma L. Hermann produziert. Da macht ihn ein Verwandter auf ein Produkt aufmerksam, das es so in Europa noch nicht gibt: In seinem „STEG-Waren-Geschäft“, einem Geschäft der „Staatlichen Erfassungs-Gesellschaft“,  verkauft er gebrauchte Bekleidung der amerikanischen Truppen.

Vor allem will er aber die außergewöhnlichen blauen Hosen der GIs in seinem Laden führen. Doch diese für damalige Zeiten zu figurbetonten Beinkleider sind in Deutschland als „ordinär“ verpönt. Es gibt sie nicht zu kaufen und auch Luise Hermann weigert sich zunächst auf Alberts Vorschlag hin, solche, wie sie es nennt, „Karussellfahrerhosen“ herzustellen.

Der Jungunternehmer macht sich jedoch mit sechs Flaschen Hohenloher Schnaps nach Frankfurt auf und tauscht dagegen von einem US-Soldaten sechs Jeans ein. Keine „Schnaps-Idee“, wie sich schnell herausstellt: Ein Auftrag über 300 Stück, den Albert Sefranek an Land zieht, überzeugt die Schwiegermutter. Im Familienbetrieb werden die Tausch-Hosen auseinandergetrennt, hier und da modifiziert und als Schnittmustervorlagen für die erste Jeans made in Europe benutzt.

Zunächst aus deutschem, strapazierfähigem, blauem Monteurköper genäht, kommt 1958 zum Originalschnitt der Originalstoff: Ohne Wissen seiner Schwiegermutter kauft Albert Sefranek aus Amerika 40000 Yards (36000 Meter) Denim für über 100.000,- Mark. „Unsere ersten echten US-Denim-Stoffballen habe ich heimlich bestellt, die Schwiegermutter wusste nichts davon“, gesteht Albert Sefranek.

Albert Sefranek

„Mein Gott, sie hätte wegen des hohen Preises und der großen Menge einen Herzanfall bekommen. Denn wenn das schief gelaufen wäre mit dem Jeansverkauf, wären wir ruiniert gewesen.“ Der hohe Preis soll die lohnendste Investition in die Zukunft des Künzelsauer Kleinbetriebs werden.

Jeans – welcome in Europe. Die revolutionären Hosen sind da. Aber wie soll man das Kind nennen? Das amerikanische Lebensgefühl flimmert über die Kinoleinwände. Beim Brainstorming im Künzelsauer Café Frick findet Albert Sefranek 1958  den passenden Namen dazu: Mustang.  Das Wildpferd  ist Inbegriff von Freiheit, Abenteuer und einer ganzen Weltanschauung.

Die Idee Albert Sefraneks erweist sich als Renner. Die Nachfrage nach der Jeans mit dem Pferd kann kaum gestillt werden. Der Name Mustang wird Basis für weitere Erfolge made in Künzelsau wie der ersten deutschen Damenjeans und der ersten Cordjeans Europas. Die Entwicklung zur internationalen Denim Lifestyle Marke und weiterführende Expansions-Schritte, die Eröffnung eigener Mustang-Stores und die Gründung von Niederlassungen, beispielsweise in Frankfurt, Moskau und Hongkong, betrachtet er interessiert wie gelassen.

Im Laufe seines Berufslebens hat der Macher auch ehrenamtlich viel bewegt. Regional im Ingelfinger Tennisclub, bei der AOK, der IHK, dem Hohenloher Kunstverein, der Kulturstiftung Hohenlohe und als langjähriger Handelsrichter beim Landgericht Heilbronn. Überregional prägte er als Vorsitzender des Beirats der KölnMesse die Interjeans und war als Mitglied des Beirats der Deutschen Bank sowie als Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Bekleidungsindustrie aktiv.

Für seine herausragende Persönlichkeit als Unternehmer und „Pionier für fundiertes Marketing am Jeansmarkt“ überreicht ihm Ministerpräsident Lothar Späth 1986 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

1995 zieht Albert Sefranek sich aus der Firmenleitung zurück und überträgt die Führung des Konzerns ganz seinem Sohn Heiner, der seit 1974 ohnehin in der Unternehmensgeschäftsführung tätig ist. Obwohl es ihm der Rückzug aus der Firma anfangs schwer fällt, feiert Albert Sefranek Abschied. Auch, weil traurige private Umstände ihn dazu zwingen: Alberts Frau Erika ist schwer erkrankt, er pflegt sie bis zu ihrem Tod drei Monate vor seinem 80. Geburtstag.

Heute widmet er sich leidenschaftlich seinen Hobbies. Ein mehrmals wöchentlich stattfindender Post-Check in seinem Büro gehört immer noch zu seinen Gewohnheiten wie auch die Wahrnehmung repräsentativer Termine, etwa im ehemaligen Wohnhaus der Schwiegermutter, dem heutigen „Mustang-Museum für die Zukunft“. Vor allem genießt er aber Reisen im In- und Ausland, Konzerte und Kunstausstellungen.

Albert Sefranek selbst findet übrigens erst in den 70er Jahren zur Jeans, als sie durch Kinohelden wie Marlon Brando und James Dean, US-Präsidenten und sonstige Größen endgültig gesellschaftsfähig wurden. Lange genug. Denn verschmitzt verrät der Denim-Profi: „Sie halten jung.“

Quelle: prestigecars.de – Foto / Web: mustang-jeans.com