Einzigartige Jobs, die es nur auf den Kanarischen Inseln gibt

Sonne, Strand, Vulkane: Die gängigen (und zutreffenden) Klischees über die Kanarischen Inseln kennt fast jeder. Was nur die wenigsten wissen: Der Archipel im Atlantik ist auch die Heimat einiger einzigartigen Berufe, die sich im Laufe von Hunderten von Jahren entwickelt haben und noch heute sehr präsent auf den insgesamt acht Inseln sind.

Jobs wie Silbador, Guarapero oder Guachinchero werden bis heute mit Stolz ausgeübt und und prägen den kanarischen Charakter, der in der Kultur und dem Wesen der Menschen verwurzelt ist.

Silbador

La Gomera ist nicht nur die Heimat wunderschöner Berge und Täler, sondern auch der einzigartigen Pfeifsprache Silbo Gomero, die von den Ureinwohnern der Insel stammt und noch heute praktiziert wird. Seit Jahrhunderten verständigen sich die Einheimischen mit Pfeiflauten, oft über mehrere Kilometer hinweg.

Dabei ist aktives Zuhören besonders wichtig, um das Echo zu vernehmen. Meisterpfeifer Diego Arteaga ist einer von noch rund 20.000 Sprechern auf La Gomera und lernte das Pfeifen noch von seinem Großvater: „In den ländlichen Gebieten hört man das Pfeifen andauernd“, sagt er. „Gepfiffen wird zum Mittagessen, zu Schulbeginn oder um mitzuteilen, dass jemand krank ist.“

Heute wird die Pfeifsprache in den Schulen der Insel durch den Kulturverein Silbo Gomero unterrichtet und ist offiziell als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Mehr als 4.000 Begriffe können mit Pfeifen ausgedrückt werden, die sich durch ihren Ton und ihre Unterbrechungen oder Kontinuität unterscheiden.

Guarapero

Wir bleiben auf La Gomera: Bei einem Spaziergang auf den Straßen und Wegen der Insel sind nicht selten Eimer zu sehen, die an den Fäden der Kanarischen Palmen hängen, die viele Landschaften in Küstennähe säumen. In diesen Eimern sammeln die Guaraperos den Guarapo, den Saft der Palme.

Es handelt sich dabei um eine Tradition mit einer mehr als 500 Jahre alten Geschichte, die fest zum kulturellen Erbe der Insel gehört. Der Guarapo wird in der kanarischen Gastronomie zum Süßen, zur Herstellung von Süßspeisen und als Mischgetränk verwendet. Guarapero Josué Caimán erklärt:

„Die Palme reift am Abend, wenn es kühler ist, und wird dann am Morgen geerntet, wenn die Sonne noch nicht so stark scheint. Die Guarapo kann keine Wärme aufnehmen, da sie gärt“. Der Guarapo wird durch einen Schnitt in das obere Gewebe der Palme gewonnen, nachdem die jungen Blätter zuvor entfernt wurden.

Die verwendeten Eimer haben ein Fassungsvermögen von 20 Litern und können in einer Nacht „bis zu 70 Prozent gefüllt werden, da auch die Bienen und Hummeln davon trinken“, führt Caimán aus.

Kanarischer Ringkämpfer

Ein weiterer traditionsreicher Beruf auf dem Archipel ist der des Kanarischen Ringkämpfers – eine Profession, die bis zur Zeit der kanarischen Ureinwohner zurückreicht. Der Kanarische Ringkampf kann in jedem Alter ausgeübt werden, wie der Ringer und Trainer Tito Cáceres verrät.

Gomerischer „Pfeifsprecher“ vor dem Monumento al Silbo Gomero
Gomerischer „Pfeifsprecher“ vor dem Monumento al Silbo Gomero / © Turismo de Islas Canarias.jpg

„Außerdem ist es ein integrativer Sport, der nicht zwischen Mädchen und Jungen oder Kindern mit Behinderungen unterscheidet. Jeder kann ringen, natürlich abhängig von seinem Niveau.“

Das kanarische Ringen ist Ausdruck der traditionellen Werte der Inselbewohner: „Von Anfang an“, erklärt Cáceres, „bringen wir den Kämpfern bei, dass sie vor allem Respekt und Ehrlichkeit brauchen. Wir zeigen ihnen auch Kameradschaft, Disziplin und stetige Arbeit für sich selbst und andere, denn ohne einen Partner gibt es keine Entwicklung“.

Guachinchero

Auf allen Kanarischen Inseln, besonders aber in Teneriffa, sprießen jedes Jahr aufs Neue die charmanten Guachinchen aus dem Boden – heimelige lokale, in denen Ortsansässige Winzer ihren jüngst geernteten und produzierten Wein verkaufen und dazu leckere, landestypische Snacks servieren. Die Menschen, die die Guanchichen betreiben, nennt man Guanchicheros.

Eva Diaz Perez war früher von Beruf Krankenschwester, ergriff aber vor elf Jahren die Chance, eine Guachinche in Icod de los Vinos zu übernehmen. Heute kommen Kunden aus der ganzen Welt, um an ihren Tischen zu sitzen.

„Ich schätze mich sehr glücklich, in einer Guachinche zu arbeiten, es ist sehr beruhigend“, sagt sie und lacht, als sie nach dem Geheimnis ihres Erfolgs gefragt wird: „Ich würde sagen, behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest, und lächle, lächle immer, auch wenn du einen schlechten Tag hast.“

Gofio-Müller

Gofio entsteht durch Vermahlen von geröstetem Getreide und ist eines der typischen Lebensmittel auf den Kanarischen Inseln. Bis heute wird es in traditionellen Mühlen hergestellt – die Molino de Gofio La Máquina in La Orotava zum Beispiel ist 100 Jahre alt, und der Gofio wird noch immer auf die gleiche Weise hergestellt wie eh und je.

Der Besitzer und Müller, Alexis García Ramos, erklärt: „Wir wählen das Getreide aus, rösten es, lassen es abkühlen und mahlen es dann.“ In den kanarischen Haushalten wird immer noch viel Gofio gegessen, vor allem Hirse.

Der handwerklich hergestellte Gofio, der in Beuteln und davor in Säcken abgefüllt wird, wurde sowohl in Zeiten der Knappheit als auch in Zeiten des Wohlstands für die Ernährung der Inselbewohner verwendet.

Cochenille-Erntehelfer

Die Cochenille, wie sie auf den Kanarischen Inseln genannt wird, ist eine parasitär lebende Raupe und stammt aus Amerika. Aus den weiblichen Tieren wird der rote Farbstoff Karmin gewonnen, dessen Hauptbestandteil die Karminsäure ist. Besonders im 19. Jahrhundert verhalfen die kleinen Tierchen und ihr wertvoller Schatz den Kanaren zu großem wirtschaftlichen Aufschwung.

Carmen Díaz, Spinnerin im Seidenmuseum in El Paso auf La Palma, lernte das Handwerk des Cochenillen-Erntens schon als Kind, als sie die Seidenraupen züchtete und ihre ersten Stoffe auf den Webstühlen spannte. Sie erklärt: „Es wird ein großes Gefäß verwendet und die kleinen weißen Kugeln, die sich auf der Oberfläche der Raupen bilden, mit einem Löffel abgeschabt.

Diese werden anschließend durch einen natürlichen Prozess in Tinte in Rosa-, Rot- und Lila-Tönen umgewandelt.“ Noch heute werden manch Stoffe besonders auf La Palma mit Cochenille gefärbt.

Quelle / Fotos: hallokanarischeinseln.com