Jeanne Lanvin: Gründerin des Couture-Hauses Lanvin

Die gebürtige Pariserin Jeanne Lanvin, 1867 als ältestes von elf Kindern geboren, wuchs in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Mit 16 Jahren begann sie eine Ausbildung als Hutmacherin, im Hause Talbot arbeitet sie zudem als Modistin. Ihren ersten eigenen Hutladen eröffnete Jeanne Lanvin mit 22 Jahren in der Modemetropole Paris.

Nachdem ihre Ehe mit dem italienischen Aristokraten Emilo di Pietro, aus der ihre Tochter Marguerite hervorging, nach acht Jahren geschieden wurde, konzentrierte sich Jeanne Lanvin auf das Entwerfen von Kleidung. Sie begann bunte, verspielte und vor allem bewegungsfreundliche Kleider für ihre kleine Tochter zu kreieren.

In einer Zeit, in der Kinder schlichte, „erwachsene“ Kleidung trugen, war dies sehr ungewöhnlich. Bald schon fanden jedoch auch wohlhabende Kundinnen Gefallen an den außergewöhnlichen, farbenfrohen Designs, was Jeanne Lanvin schließlich auch dazu bewegte, im Jahr 1909 Damenmode zu kreieren.

Jeanne Lanvin
Jeanne Lanvin

Modezitat: „Frauen sind dazu bestimmt, Kleider zu tragen, die von absoluter, ja kühner Weiblichkeit sind.“

Auch ihre robes de style, Kleider mit für die damalige Zeit ungewöhnlich tief sitzender, eher lockerer Taille und weitem Rock, fanden großen Anklang. Schon bald sollten große Persönlichkeiten wie die Stilikone Marlene Dietrich und der europäische Adel zu ihrem Kundenstamm zählen.

Noch im selben Jahr trat Jeanne Lanvin der Chambre Syndicale de la Haute Couture bei – dies gilt als Geburtsjahr ihres erfolgreichen Couture-Hauses Lanvin. Danach folgte der große Durchbruch, ihr kleines Atelier im Pariser Szeneviertel wuchs stetig weiter.

1925 beschäftigte Lanvin bereits 800 Mitarbeiter in ihrem Haus und gründete eine Parfumlinie. Auch heute noch ist der Duft Arpège, für den sie sich – wie bei vielem – von ihrer Tochter hatte inspirieren lassen, ein Klassiker. Seitdem zeigt das Logo des Modehauses die an Jeanne und Marguerite erinnernde Szene, die ursprünglich eigens für den Flakon entworfen wurde.

Eine Mutter in einem wallenden Gewand, die ihrer kleinen Tochter die Hände reicht.1926 lancierte die Designerin auch eine Männerlinie – Lanvin war somit eines der ersten Haute-Couture-Häuser, das neben Damenbekleidung auch Herren- und Kinderkleidung sowie Parfum anbot. Anfang der 20er-Jahre deckte sie mit ihrer Linie Lanvin Décoration auch den Bereich der Wohntextilien ab.

Für ihre Mode ließ sich Jeanne Lanvin nicht nur von ihrer Tochter inspirieren, sondern auch von den von ihr bereisten Ländern. In ihre Couture integrierte sie gerne künstlerische, historische und nationale Elemente verschiedenster Regionen.

1946 verstarb Jeanne Lanvin, woraufhin Marguerite fortan die organisatorische Leistung des Hauses übernahm. In den folgenden Jahren wechselten die Designer des Hauses mehrmals: 1989 war beispielsweise Giorgio Armani für Lanvin tätig, folgte 1990 der Franzose Claude Montana.

2001 gelang es Alber Elbaz, der zuvor schon für große Modeschöpfer wie Yves Saint Laurent gearbeitet hatte, das Unternehmen aus einer schweren Krise zu führen und ihm durch seine femininen, dramatischen und opulenten Cocktailkleider zu neuem Glanz zu verhelfen.

Diese neue, moderne Richtung wurde auch durch eine Kooperation mit dem schwedischen Erfolgsunternehmen H&M im Jahre 2010 unterstrichen.

Dennoch präsentiert sich Lanvin weiterhin im gewohnten zeitlosen Stil. Die Couture wird nach wie vor aus feinen fließenden, hochwertigen Materialien gefertigt, strahlt oftmals in leuchtenden Farben wie dem bekannten Lanvin-Blau oder Polignac-Rosa und erinnert an den verspielten, femininen Stil des Art déco.

Foto / Quelle: Laure Albin Guillo, fashionpress.de