Blazing Women – Warum inzwischen auch Frauen im Blazer glänzen

Als Teil eines typischen Geschäftsoutfits ist der moderne Blazer kaum mehr aus dem beruflichen Alltag weg zu denken. Ob nun als Arbeitsoutfit im Bereich der Wirtschaft und der Politik oder als Uniform für Clubs, Vereine, Schulen und Universitäten – die vornehme Jackettvariante ist bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts die erste Wahl, wenn es um ein souveränes Auftreten geht. Dabei erfreute sich der traditionelle Jacken-Typ zu Beginn vor allem bei den Herren großer Beliebtheit. Inzwischen hat aber auch die Damenwelt die Vorzüge des Blazers für sich entdeckt und stiehlt den Herren damit sowohl auf dem Firmen- als auch dem Freizeitparkett gekonnt die Show.

Ein Kleidungsstück schreibt Geschichte
Ähnlich wie bei Sakkos, Vestons und Anzügen sind auch die Ursprünge des Blazerschnitts auf die Vorlage der mittelalterlichen Wappenröcke zurück zu führen. Zunächst nur von Adeligen und Feldherren als Zeichen ihres Standes getragen, entwickelte sich der Wappenrock im Laufe der Jahrhunderte allmählich zu einem Waffenrock. Dieser war lange Zeit fester Bestandteil einer leichten Rüstung und wurde traditioneller Weise über ein Kettenhemd getragen. Schließlich kam dem Stoffschnitt in Form eines Jacketts auch modische Bedeutung zu und wurde so auch im Rest der Gesellschaft salonfähig.

Seinen ersten gesellschaftlichen Auftritt soll der Blazer im Jahre 1837 bei einem Inspektionsbesuch von Königin Victoria auf der ‚HMS Blazer‘ gehabt haben. Ganz dem Namen seiner Fregatte entsprechend, der übersetzt so viel wie ‚die Glänzende‘ oder ‚die Aufflammende‘ bedeutet, wollte der Kapitän der Blazer sich und seine Mannschaft vor der adeligen Dame in einem besonders guten Licht erscheinen lassen. Zu diesem Zweck ließ er für den Besuch der Königin neue Uniformjacken anfertigen.

Die Inspiration dazu hatte den guten Seefahrer höchstwahrscheinlich im Ruderclub von Cambridge ereilt. Das ‚flammende Rot‘ (engl.: blazing red) der Clubjacketts könnte hier eventuell ein Hinweis auf die Entstehung des Wortes ‚Blazer‘ selbst sein. Fest steht jedenfalls, dass der Blazer seit dieser königlichen Schiffsinspektion nicht nur in der Seefahrt, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen zum guten Ton gehört.

Der Blazer für die Dame

Die weibliche Metamorphose des Blazers
Bis weit ins 20. Jahrhundert wurde der Blazer überwiegend von Männern getragen. Dieser Umstand änderte sich allerdings mit der Entstehung der ersten, klassischen Frauenberufe, wie etwa den der Stewardess oder Sekretärin. Als Teil weiblicher Arbeitsuniformen wurde das Jackett nun auch für die Frauenmode immer interessanter, weshalb der Blazer in gewisser Weise seinen ganz eigenen Beitrag zu der Emanzipation der Frau geleistet hat.

Eine Dame, die sich dabei ganz besonders um die weibliche Modewelt verdient gemacht hat, war Jackie Kennedy Onassis. Die Journalistin und Ehefrau des ehemaligen US Präsidenten John F. Kennedy setzte mit ihren Blazer Outfits in den 60er Jahren Maßstäbe im Bereich moderner Frauenmode und galt ihrer Zeit als Stil-Ikone für eine ganze Generation junger, selbstbewusster Frauen.

Bis heute steht Jackies rosafarbener Zweiteiler, den sie stets geschickt mit einer Perlenkette und einem Pillbox Hut kombinierte, für den unvergleichlichen Stil einer eigenständigen Frau, die selbst nach ihrem Tod noch unzählige Modedesigner zu inspirieren vermag. Zwar sah der Frauenblazer zu Jackies Zeiten noch eher bieder aus, in den letzten Jahrzehnten erfuhr jedoch auch der Blazerschnitt einen Wandel hin zu mehr Weiblichkeit.

Und heute? Heute feiert der Frauenblazer seine Formvollendung in vielen individuellen Farben und Formen. Vom geblümten Farbspektakel über rockige Nieten an Armen und Schultern bis hin zum klassischen Karomuster und sportlichen Reisverschlüssen lässt die Gestaltung des ‚Frauenjäckchens‘ keine Wünsche offen.

Die individuellen Designvarianten für jeden Anlass sind wohl auch einer der Hauptgründe dafür, dass das einst so konservative Jackenmodell nicht mehr nur in gehobenen Kreisen an zu treffen ist, sondern ebenso die Jugendmode bevölkert. Mit etwas zarterer Taillierung, die sich inzwischen bei Weitem mutiger an die weibliche Figur anschmiegt, hat der Frauenblazer damit den Sprung in die Gesellschaftsmode definitiv geschafft.

Foto: Flickr, BY © …love Maegan