Gedenktag der Liebe: Der gerettete V-Tag

Nichts böses ahnend sitze ich mit einem Kollegen beim Kaffee und wir plaudern, lästern und schnacken über die limitierten Pläne für’s Wochenende. Auf einmal zuckt es durch mein Innerstes. Da hat er es erwähnt, dieses Wort. Echt? Oh nein! Schon wieder? Ich erinnere mich noch an die Quälerei im letzten Jahr. Das sinnlose Gehetze durch zahllose Geschäfte, auf der absolut aussichtslosen Suche nach der ultimativen Idee. Verzerrte und angespannte Gesichter überall.

 

Im letzten Moment einen sinnlosen Plüschteddy mit einem genauso kitschigen Plüschherz, eine kleine Schachtel Edelpralinen und einen total überteuerten Blumenstrauß gekauft um dem gesellschaftlichen Druck gerecht zu werden, den uns allen dieser Gedenktag der Liebe auferlegt. Valentinstags-Geschenke und die zugehörige Erwartung, die Millionen Männer jedes Jahr in den Wahnsinn treiben, wie ich das hasse!

Personalisierte Geschenke mit Liebe
Personalisierte Geschenke mit Liebe /  (c) www.pixabay.com

Der Dank

Manchmal sind Frauen ja irgendwie komisch. Man weiß nie, ob etwas richtig oder falsch ist. Außer es war ganz falsch. Das bekommt auch der unsensibelste Partner sofort deutlich und ohne Umschweife zu spüren. Das war letztes Jahr glücklicherweise nicht der Fall. Ganz daneben war meine gezwungene und vorrangig das Bruttosozialprodukt steigernde Liebesbekundung also ganz sicher nicht. Irgendwie war das Ganze wohl okay.

 

Sogar eine Insta-Story war ihr das Kunstfelltier und das andere Gedöns wert. Allerdings fühlte ich mich dann doch nicht mehr ganz so stolz, als sie mir den gesamten Tag lang unentwegt und voller Begeisterung, ganz sicher nicht ohne Hintergedanken, die Fotos der Valentinstags-Geschenke ihrer Freundinnen unter die Augen rieb. Ja, okay, die hatten sich ein paar mehr Gedanken gemacht oder waren einfach kitschiger veranlagt. Was soll’s? Anstatt sie froh war, dass ich überhaupt daran gedacht hatte.

 

Zurück zum Kaffee

Das V-Wort: Valentinstag. Nun hatte er es halt erwähnt und irgendwie war ich ihm sogar dankbar, dass der Schreck mich mit einem Vorlauf von beinahe vier Wochen nicht ganz so kalt erwischt hat, wie im vergangenen Jahr. Ich beschrieb meinem Kollegen die nervenaufreibende Suche vom letzten Jahr und wie sehr mich dieser Zwangs-Tag schon seit Ewigkeiten nervt.

Gerade hat man so einigermaßen die Weihnachtsgeschenk-Orgie heil überstanden, da lauert schon die nächste Falle im Hinterhalt des Jahreslaufs. Der lachte sich fast tot. Ich war schon ärgerlich und wollte gehen, als er mir sein Geheimnis anvertraute. Auch er hatte jahrelang genau das gleiche Problem. Einmal war es ein Ich-liebe-Dich-Schlüsselanhänger in Herzform, mal ein Ich-liebe-Dich-Teddy mit Herz, mal eine Ich-liebe-Dich-Schokoladentafel, wahrscheinlich von einem Hersteller, dessen Schokolade sonst kein Mensch kauft.

 

Immer kombiniert mit einem Blumenstrauß und Pralinen und einer Ich-liebe-Dich-Karte. Und immer die gleiche freudige Reaktion, kombiniert mit der vorwurfsvollen Geschenke-Fotoshow der Fotos der Freundinnen, mit noch tolleren Ich-liebe-Dich-Dingen, teils sogar eingewickelt in Geschenkpapier, auf das deren eigenes Knutschbild vom letzten Malle-Urlaub gedruckt war. Ich war froh, dass es anderen auch so ging. Konnte ja aber auch gar nicht anders sein. Aber seit letztem Jahr hat er den Kniff gefunden, sagt er.

Die Rettung

Über einen Freund hatte er von einer Möglichkeit erfahren, persönliche Valentinstags-Geschenke für kleines Geld ganz einfach zu bekommen. Eine schöne Geschenkidee, ja die beste, so kitschig es uns auch vorkommen mag, ist etwas Persönliches. Und das sei glücklicherweise völlig Nerven schonend online zu erledigen. Letztes Jahr hatte er es einmal probiert und der Erfolg war umwerfend. Seine Partnerin postete die obligatorischen Fotos auf allen Kanälen und mit sich selbst in allen Posen.

 

Ganz sicher mussten andere genervte Männer sich das alles ansehen, während er die bestgelaunte Frau zuhause hatte. Ich könnte ihn küssen. Was für eine Erleichterung! Natürlich bezahle ich den Kaffee und gleich wenn ich nach Hause komme, werde ich es für dieses Jahr hinter mich bringen. Das böse V-Wort hat für mich seinen Schrecken verloren. Mehr noch, ich freue mich schon richtig auf die Fotos meiner Valentinstags-Geschenke, die andere genervte Männer ansehen müssen.

 

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