Welche Stoffe vor dem Nähen vorwaschen?

Jede Nähanfängerin und jeder Nähanfänger kennt dieses Gefühl: Nun halte ich den neuen Stoff in den Händen und möchte sofort mit meinem Nähprojekt starten. Aus dem Samtstoff Meterware soll ein schickes Kleid und aus dem Softshell-Stoff die neue Lieblingsjacke entstehen. Doch erfahrene Näherinnen mahnen zur Vorsicht – zunächst ist der Stoff vorzuwaschen. Bei den meisten Stoffen ist Vorwäsche tatsächlich Pflicht. Welche Textilien zwingend vorzuwaschen sind und warum, erklären wir in diesem Beitrag.

Nicht alle Stoffe sollten sofort verarbeitet werden
Nicht alle Stoffe sollten sofort verarbeitet werden / (c) pixabay.com – Bru-nO

Warum vorwaschen? Drei Gründe für Vorwäsche

Der erste und wichtigste Grund, einen neuen Stoff vorzuwaschen, ist das heimtückische Verhalten vieler Textilien. Diese neigen nämlich dazu, einzulaufen. Vor allem nach dem ersten Waschvorgang schrumpft der Stoff teilweise gewaltig. Je nach Art der Faser sind Werte von bis zu 20 Prozent keine Seltenheit. Sie möchten sicherlich vermeiden, dass sich Ihre liebevoll genähte Bluse nach der Wäsche dramatisch verkleinert und nicht mehr passt? Vor einer solchen Enttäuschung rettet Sie die Vorwäsche.

Der zweite Grund ist Hygiene. In der modernen globalen Welt werden Textilien über Tausende Kilometer transportiert. Damit der Stoff seine Reise möglichst unbeschadet übersteht, erfolgt vor dem Transport eine chemische Aufbereitung. Aber auch Staub- und Schmutzpartikel setzen sich trotz sorgfältiger Verpackung auf den Stoffen ab. Durchs Vorwaschen entfernen Sie alle Reste der Konservierungsstoffe und jegliche Verunreinigungen.

Der dritte Grund ist das sogenannte Ausbluten der Stoffe, die ihre Farbe unter dem Einfluss von Feuchtigkeit und Wärme verändern. Um zu erfahren, wie Ihr neues Kleidungsstück später aussehen wird, lohnt sich die Vorwäsche ebenfalls.

Es gibt so eines zu beachten
Es gibt so eines zu beachten / (c) pixabay.com – bierfritze

Stoffkunde: Vorwaschen oder eher nicht?

Für die allermeisten Textilstoffe ist Vorwäsche eine notwendige Behandlungsmaßnahme. Vor allem Naturfaser laufen ein. Der Stoffklassiker Baumwolle schrumpft nach der Wäsche um rund 10 Prozent, genauso stark wie Leinen.

Auch der Samtstoff neigt zum Einlaufen und ist vor dem Nähen unbedingt zu waschen. Einer der am stärksten einlaufenden Textilstoffe ist Musselin, welcher um etwa 20 Prozent schrumpft, und das in beide Richtungen.

Viskose, Jersey und Wolle laufen um etwa 5 bis 10 Prozent ein, daher sind auch diese Stoffe vor dem Nähen zu waschen.

Doch es gibt sie, Stoffe, bei welchen Sie die Vorwäsche bedenkenlos sparen können. Unter diesen Ausnahmetalenten befinden sich zahlreiche Funktionstextilien, zum Beispiel die Softshell-Stoffe. Grundsätzlich laufen Stoffe aus 100 Prozent Polyesterfaser kaum ein, sodass Sie mit dem Nähen gleich loslegen können.

Stoffe auf die Vorwäsche vorbereiten und richtig waschen

Obwohl diese Vorbereitungsmaßnahme etwas Zeit in Anspruch nimmt, so ist sie trotzdem wichtig: Kanten versäubern. Damit die offenen Kanten nicht ausfransen, versäubern Sie diese mit einem einfachen Zickzack-Stich. So vermeiden Sie Materialverlust, außerdem gelangen keine Textilfäden ins Abwasser.

Denken Sie unbedingt daran, alle Stoffe, ob Samt oder Musselin, Softshell oder Baumwolle, exakt nach den Herstellerangaben zu waschen. Wählen Sie nicht nur das empfohlene Waschprogramm, sondern auch das richtige Waschmittel und berücksichtigen Sie die Hinweise zum korrekten Trocknen.

Viel Freude mit Ihrem nächsten Nähprojekt!

Quelle / Foto: (c) Redaktion