Werden unsere schlimmsten Albträume nun wirklich wahr?

Das Modell „iBee 1Pro“ hat zwar keine Ähnlichkeiten mehr mit einer echten Honigbiene, wiegt aber kaum mehr als das Original. Die zierliche Drohne steht auf 4 haardünnen Beinchen, darauf schwebt ein länglich geschuppter Körper, ausladende Fühler thronen über dem Kopf, unter dem eine winzige Elektrode sichtbar ist.

Die Bestäubung übernimmt ein circa 6 cm langer, nach oben gebogener Schwanz, der einer Pfauenfeder entnommen wurde. Der künstliche Pollinator bringt es auf eine Flugkapazität von sensationellen 180 Stunden, wofür der leistungsstarke A16 Beeonic Prozessor in Kombination mit dem Betriebssystem iRobo 2 verantwortlich ist.

Neben dem Namen erinnert auch der Preis des kleinen Wunderwerkes an ein Smartphone der Firma Apple. Was vielleicht an der konzeptionellen Nähe zwischen Biene und Apfelbaum liegt. Die „Roboterbiene“ ist Teil einer Prototypen-Serie von winzigen „Bestäubungsdrohnen“ der Künstlerin Anja Asche. I

Ihre fragilen Insekten tragen vielsagende Namen wie „Sumsum Orbit S1“ oder besagte  „iBee 1Pro“. Auf Produktbeschreibungen werden wir über Flugkapazität, Flügelschlagfrequenz und Betriebssystem informiert. Bis hin zum Kaufpreis persifliert Asche unsere Faszination für Geräte, die die Welt einfacher und besser machen sollen.

Noch fliegen sie nicht

Für jedes Problem scheint es eine technische Lösung zu geben. Doch dann werden wir wieder auf uns zurückgeworfen. Denn die zauberhaften Kunstbienen, die sie aus Ahorn- oder Lindenblütensamen, Kätzchenknospen, kleinsten Federn von Singvögeln und schlanken Pfauenfedern, aus Goldfolie, Kupferdraht, transparenten Röhrchen und winzigen Elektroden kreiert, sind flugunfähig.

Bestäubungsdrohne „iBee 1Pro“
Anja Asche – Bestäubungsdrohne „iBee 1Pro“ / © Anja Asche

Sie sind Fiktion, Fantasien aus Kindertagen, als wir die Welt aus Kastanien und Streichhölzern nachzuahmen versuchten. Anja Asche, die in Berlin arbeitet und lebt, studierte zunächst Architektur, bevor sie sich intensiv der bildenden Kunst zuwendete. Ihre fragilen und gleichzeitig tiefgründigen Kunstwerke laden dazu ein, genauer hinzuschauen und sich auf die großen Fragen des Seins einzulassen.

Mit Ihren Pollinatoren möchte sie explizit auf das Bienensterben aufmerksam machen. Die Betrachter zum Nachdenken anregen. Denn, anstelle die Ursachen des Sterbens zu beheben, arbeiten Wissenschaftler schon länger an Roboter-Drohnen, die unsere Bienen ersetzen sollen.

Die faszinierenden „Bestäubungsdrohnen“ und weitere Werke der Künstlerin sind noch bis zum 08.12.2023 in der Ausstellung Anja Asche – fragile Kräfte der Kunstgalerie Altes Rathaus Fürstenwalde/Spree zu besichtigen.

Kunstausstellung Anja Asche – fragile Kräfte

  • Ort: Kunstgalerie Altes Rathaus Fürstenwalde
    Am Markt 1
    15517 Fürstenwalde/Spree
  • Ausstellungsdauer: 08.10.–08.12.2023
  • Öffnungszeiten: Di–So 13:00–16:00 Uhr
  • Eintritt: 2,- EUR

Quelle / Fotos: anjaasche.de