Eine kleine Geschichte der Haarfärbemittel

Chocolate Cake und Cinnamon Sugar Crunch: Das sind keine Spezialitäten vom Bäcker, sondern die neuesten Trendhaarfarben. Wer das liest, kann leicht den Eindruck bekommen, dass die Haarmoden immer schneller wechseln und immer verrückter werden. Das mag stimmen. Doch bereits die Ägypter und Römer färbten sich die Haare – und auch in vielen anderen Epochen waren Typveränderungen durch den Wechsel der Haarfarbe beliebt.

Vor mehreren tausend Jahren lief das Prozedere freilich ganz anders ab als heute. Die Option, bereits vor dem Färben eine Haarfarbe zu testen, gab es damals noch nicht – heute machen Apps wie Choicify genau das möglich. Auch moderne, chemische Haarfärbemittel waren noch lange nicht erfunden. Dafür gab es aber in den frühen Tagen des Haarefärbens eine ganze Reihe interessanter bis abenteuerlicher Rezepte.

Blutegel, Goldstaub und Buchenasche: Färbemittel für die Haartrends des Altertums

Im alten Ägypten waren bunte Bärte sehr angesagt. Zum Färben verwendete man Henna und Indigoblätter, aber auch gekochtes Rinderblut. Auch helles Haar war beliebt: Mit echtem Goldstaub gelang es, den Haaren einen blonden Schimmer zu verleihen. Ein weiterer Trend, der vielen sehr bekannt vorkommen dürfte, war das Überfärben von grauen Haaren: Tiefschwarz wurden sie beispielsweise mit einem Sud aus Schildblatt, Tierblut, einem Vogelhals und Öl.

Auch die Römer hatten ihre ganz eigenen Rezepte für Färbemittel für nachtschwarze Haare: beispielsweise eine Paste aus Blutegeln, die man acht Wochen in einer Mischung aus Wein und Essig ziehen ließ. Blondes Haar war spätestens zur Zeit der germanischen Kriege populär und vor allem die Römerinnen versuchten, ihr Haar mit einer Mischung aus Quittensaft, Seife und Buchenasche aufzuhellen.

Tunisia Day 2
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Pflanzenpuder und das erste Rot: So färbte man im Mittelalter, in der Renaissance und im Barock

Im Mittelalter war es eine verbreitete Methode, das Haar einzufetten und ein farbiges pflanzliches Puder darauf zu geben. Dabei gab es allerdings ein Problem: Das Fett begann nach einer Weile zu riechen. In der Renaissance gab es das erste Färbemittel für rotes Haar. Auch Blond war beliebt und das Bleichen der Haare durch Sonnenlicht sehr verbreitet. Im Barock färbte man vor allem Perücken – und zwar am liebsten jeden Monat neu. Dazu wurden die Haarteile ebenfalls gepudert und gefettet, allerdings nicht zwischendurch gewaschen. Ranzige Gerüche verdeckte man dann beispielsweise mit Duftpudern.

Chemie für die Wunschhaarfarbe

Eine Mischung aus Gold, Arsen und Cadmium wurde zu Beginn der Neuzeit in England zum Blondieren eingesetzt – der hochgiftige Mix war ein früher Vorläufer aggressiver chemischer Haarfärbemittel, die bis in die 1950er-Jahre sehr populär waren. Dazu gehörten unter anderem auch Metallsalze, mit denen sich fast alle möglichen Farben erzeugen ließen; beispielsweise Kupfersulfat für hellbraunes Haar oder Kobaltnitrat für rotbraunes. Für blonde Locken verwendete man damals bereits Wasserstoffperoxid und ein ammoniakhaltiges Pulver. Die Trendwende begann nach dem Zweiten Weltkrieg, als die ersten Hersteller begannen, zusätzlich Pflegestoffe in die Färbeprodukte zu mischen, um Strukturschäden am Haar vorzubeugen.

Der neue Trend zu natürlichen Färbemitteln?

Heute gibt es eine Vielzahl von Färbemitteln – und zum Glück ist die Verwendung von Tierblut und gefährlichen Giftstoffen Geschichte. Colorationen, Tönungen, Intensivtönungen und Blondierungen: Sie alle wirken unterschiedlich aufs Haar. Henna ist dabei eines der wenigen Färbemittel, das die Jahrhunderte überdauert hat und noch heute von vielen Menschen verwendet wird. Der Nachteil bei Henna ist, dass das Resultat sehr stark von der Naturhaarfarbe abhängt. Ein großer Vorteil ist allerdings, dass es die Haare nicht angreift, sondern sogar für zusätzliche Pflege sorgt.

Foto: Bildrechte: Flickr henna Katina Rogers CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten