Gesundheitsdaten: Schatztruhe für Prävention oder Gefahr?

Daten sind das Kapital des 21. Jahrhunderts, doch sie werden im Gesundheitswesen noch zu wenig genutzt. Welchen Wert haben Gesundheitsdaten für die Prävention und Versorgung von Krankheiten und wie kommen wir an sie heran? Kann künstliche Intelligenz die Versorgung verbessern?

Diese und weitere Fragen waren Thema der Fachtagung der Betriebskrankenkassen (BKK Tag), die gestern Nachmittag in München stattfindet. Dr. Ralf Langejürgen, Vorstandsvorsitzender des BKK Landesverbandes Bayern:

„Krankenkassen sind im Besitz einer Vielzahl an Daten, können sie aber nur begrenzt nutzen. Rechtliche Vorbehalte und eine Zurückhaltung bei den Versicherten schränken die Nutzung in Deutschland aktuell ein. In Dänemark und anderen Ländern sind die Vorbehalte geringer und der Umgang mit Gesundheitsdatenpools ist offener.“

„Wir brauchen auch in Deutschland einen neuen, zukunftsfesten Kompromiss zwischen Datensicherheit und Datennutzung.“ Der bayerische Gesundheitsminister, Klaus Holetschek erklärte in seinem Grußwort: „Die Bundesregierung macht noch nicht genug. Die Datennutzung beispielsweise halte ich für zu wenig ambitioniert.“

„Der Fokus liegt im bisher bekannten Gesetzentwurf auf dem Forschungsdatenzentrum und den Krebsregistern – aber es sollten weitere Datenquellen einbezogen werden. Der Umgang mit Daten hat das Potenzial, dem Gesundheitswesen einen echten Schub zu geben. Denn Daten können heilen und sind entscheidend für den Wissenschaftsstandort Deutschland.“

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Gesundheitsdaten: Chance und Gefahr / © pixabay.com – geralt

Empathischere Zukunftsmedizin

Für eine empathischere Zukunftsmedizin sprach sich Dr. Anke Diehl, Chief Transformation Officer der Universitätsmedizin in Essen aus: „Eine personalisierte Medizin könnte viel stärker als bisher präventiv und auch prädiktiv wirken, so dass Erkrankungen schon vor Symptombeginn diagnostiziert und positiv beeinflusst werden könnten.“

„Ganz wichtig ist es natürlich, hierbei den Patienten umfänglich zu beteiligen und eine partizipative, empathische Medizin anzubieten“ Künstliche Intelligenz (KI) macht auch im Gesundheitswesen nicht halt. Dr. Jama Nateqi, Mitbegründer und CEO von Symptoma.com hat einen digitalen Gesundheitsassistenten entwickelt, der KI nutzt:

„Wir müssen das Ratespiel in der Medizin beenden. Wir brauchen ein Gesundheitswesen, das die Chancen der Digitalisierung nutzt, das heißt auch die effiziente Nutzung von Echtzeitdaten durch fortschrittliche Technologie wie KI.“ Die Rahmenbedingungen zur Datennutzung und zum Einsatz moderner KI Technologien innerhalb der GKV müssen geschaffen und weiterentwickelt werden.

Dazu stellte Peter Flemming, Business Manager Data Science bei Bitmarck, fest: „Daten sind die Zukunft der Gesetzlichen Krankenversicherung: Sie bergen enormes Effizienzpotenzial, können die Versichertenzufriedenheit heben und die gesamte Gesundheitsversorgung verbessern!“

Auf dem Podium diskutierten anschließend mit Dr. Anke Diehl und Dr. Ralf Langejürgen weitere Gäste, darunter der bayerische Datenschutzbeauftragte, Prof. Dr. Thomas Petri sowie Bernhard Seidenath, CSU, Mitglied des Landtages und Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Pflege und Maximilian Funke-Kaiser, Mitglied des Bundestages und digitalpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Moderiert wurde die Veranstaltung von Petra Bindl.

Quelle / Fotos: bkk-lv-bayern.de / © pixabay.com