Cluster Textilien misst die Emotionen einer Modenschau

Nun haben wir ein paar wunderbar interessante News zum schier unerschöpflichen Thema „Frauen & Mode“ für Sie. Hier sogar mal ein ganz neuer Denkansatz. Dass Mode Emotionen weckt, ist nicht wirklich neu. Diese zu messen, allerdings doch: Bei einer Modenschau in Bodelshausen wurden diese jetzt erstmals wissenschaftlich gemessen.

Das Know-how lieferte Dr. Georgios Papastefanou vom Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Gesis in Mannheim, initiiert und betreut wurde der Praxistest vom Cluster Technische Textilien Neckar-Alb. Die vielversprechende Innovation soll nun gemeinsam mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringen weiterentwickelt werden.

Emotionen in Echtzeit messen
Der Cluster Technische Textilien Neckar-Alb nutzte die Veranstaltung „Marken und Macher“ am 16. Mai 2013 bei der Marc Cain GmbH in Bodelshausen für eine Weltpremiere. Während einer Modenschau mit Damenoberbekleidung der Marke Marc Cain und Wäsche der Marke Mey trugen Zuschauer Armbänder, die ihre Emotionen in Echtzeit aufzeichneten.

Dessous, Nachtwäsche oder Oberbekleidung – die hervorgerufenen Reaktionen variierten von Modell zu Modell, männliche Zuschauer reagierten anders als weibliche. Jeder der 15 Freiwilligen erhielt im Anschluss eine individuelle Auswertung seiner Emotionen. Wie überraschend: Die Reaktion der männlichen Probanden auf attraktive leichtbekleidete Mädels, auf dem Laufsteg direkt von ihren Nasen, ist tatsächlich kaum vorhersehbar und muss dringend näher wissenschaftlich fundiert ergründet werden. Da liegt die Messlatte dann besonders hoch. 🙂

Wie wirkt Mode? Jetzt wissenschaftlich gemessen bei Marc Cain.

Neue Dimension des Marketing
„Sie können Menschen nur beeindrucken, wenn Sie sie emotional ansprechen“, sagt Dr. Georgios Papastefanou. Der Wissenschaftler macht Emotionen messbar. Er liefert Antworten, die Marketingspezialisten und Veranstalter brennend interessieren: Was gefällt dem Zuschauer, wobei schaltet er ab, wie wirken Bilder, Töne und Licht auf seine Stimmung? Emotionen auszuwerten ist nicht nur für Marketingverantwortliche interessant.

Papastefanous EmoCityMap, 2012 bei der European Satellite Navigation Competition (ESNC) mit dem ersten Preis ausgezeichnet, verknüpft die Messung emotionaler Reaktionen mit der geografischen Position des Trägers. Bei Marc Cain in Bodelshausen konnte er dadurch feststellen, welche Modelle als besonders attraktiv bewertet wurden und wie Musik und Beleuchtung die Zuschauer beeinflussten.

Mehrmals hinschauen lohnt sich
Die Zuschauerreaktionen zeigten: Der erste Eindruck ist mitnichten entscheidend. Papastefanou bewertete die Zuschaueremotionen mehrfach, beim Betrachten von vorne, beim Wenden genauso wie von hinten. Jedes Outfit wurde zudem zweimal präsentiert.

Bei einigen Modellen verstärkten sich die Reaktionen beim zweiten Durchgang – sicherlich eine interessante Beobachtung für die beteiligten Modeunternehmen. An der Weiterentwicklung der mit Emotionssensoren ausgestatten Armbänder wird sich die Hochschule Albstadt-Sigmaringen beteiligen; beim Cluster Technische Textilien Neckar-Alb denkt man bereits über weitere Einsatzmöglichkeiten nach.

In der traditionellen Textilregion Neckar-Alb mit 220 Unternehmen und über 15.000 Beschäftigten wurde dieser Zukunftsmarkt schon früh erkannt. Zur Bündelung der traditionellen regionalen Kompetenzen und zur Förderung wegweisender Innovationen hat die IHK Reutlingen den Cluster Technische Textilien Neckar-Alb ins Leben gerufen. Der Aufbau des Clusters wird aus Mitteln des Europäischen Regionalfonds (EFRE) gefördert, zuständig ist das baden-württembergische Ministerium für Finanzen und Wirtschaft.

Als einer von zehn Zukunftsclustern in Baden-Württemberg wurde der Cluster Technische Textilien Neckar-Alb im Dezember 2010 ausgezeichnet und startete am 8. Februar 2012 mit einer offiziellen Auftaktveranstaltung. Bisher beteiligen sich 40 Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen (Stand 08/2012) an den Clusteraktivitäten.

Das Clustermanagement hat zum Ziel, die Textilregion Neckar-Alb (inter)national bekannt zu machen, innovative Projekte im Rahmen von themenspezifischen Arbeitskreisen auf den Weg zu bringen und systematisch Zukunftsmärkte Technischer Textilien zu erschließen.

Foto / Quelle: Cluster Technische Textilien