Kroatien bald unerschwinglich? Warum diese Preiserhöhungen?

Die Urlaubspreise steigen: Die Kosten für Reisen ziehen 2023 deutlich an – die Preissteigerungen in Europa, so auch in Kroatien, scheinen allgegenwärtig. Vor wenigen Jahrzehnten noch steckte das Land an der Adria in den touristischen Kinderschuhen. Es galt als günstiges Ziel, insbesondere für Campingfreunde und FKK-Fans.

Doch der Reise-Insidertipp entwickelte sich gerade in den vergangenen Jahren zu einer bekannten touristischen Destination. Während zahlreiche Reisende gerade mit dem Auto gen Süden starten, steht das Preisniveau des Kroatienurlaubs groß in Diskussion.

Valentino Crocetti, CEO von Crovillas und Ferienhausexperte für Kroatien, erklärt, was den Tourismussektor in dem beliebten Reiseland ausmacht und warum die Preise zuletzt stark gestiegen sind.

Der neue Tourismus in Kroatien

2.300 Sonnenstunden im Jahr machen das Land an der Adria nicht nur bei Familien und  Tierfreunden beliebt. Dabei besonders gern besucht: das nahegelegene Istrien, die Inselwelt sowie die südliche Region Dalmatien um Split oder Dubrovnik.

In Kroatien gab es traditionell viele verschiedene Arten an Unterkünften, früher zumeist Camping- und Caravaningplätze, einfache Ferienhäuser oder Mittelklassehotels. Doch dieses altbekannte Bild dreht sich. Zunehmend eröffneten zuletzt vor allem Fünf-Sterne-Häuser mit hoher Servicequalität, Sauberkeit und Top-Lage.

Auch 2023 gibt es viele Neuzugänge im Bereich All-inklusive-, Luxus- und Adults-Only-Hotels. Entsprechend findet diese Entwicklung auch im Ferienhaussegment statt. „Hier wächst nicht nur die Anzahl der Häuser“, erklärt Valentino Crocetti, Kroatien-Experte und CEO der Crovillas GmbH.

„Die zumeist einheimischen Besitzerinnen und Besitzer setzen mittlerweile verstärkt auf Luxus und investieren in gehobene Neubauten. Neben einem Pool gibt es viele Häuser mit Sauna, Jacuzzi und extrem hochwertigem Interieur. Daher sprechen wir inzwischen auch verstärkt von Villen.“

Übernachtungszahlen und Preise auf Achterbahnfahrt

Die Einnahmen durch ausländische Touristinnen und Touristen in Kroatien stellten 2022 mit rund 13 Milliarden Euro einen neuen Rekord auf. Das entsprach laut dem örtlichen Tourismusministerium 44 Prozent mehr als 2021 und liegt auch 24 Prozent über dem Vorkrisenjahr 2019. Und der Trend hält an: 5,6 Millionen touristische Übernachtungen verzeichnet Kroatien allein im Mai 2023.

Der Großteil davon aus Deutschland mit 33,4 Prozent. Hier profitiert das Land auch von seiner Lage nahe dem DACH-Raum. Gerade nach dem Ende der Billigflug-Ära und den Nachwirkungen des Flugchaos vom letzten Jahr, setzen viele wieder auf die Autoanreise. Kroatien liegt aktuell im europäischen Mittelfeld des Preisniveaus für Gaststätten- und Hoteldienstleistungen.

Frankreich, Deutschland und Italien rufen deutlich höhere Preise auf. Andere Länder wie Albanien oder Bulgarien überholte Kroatien bewusst: In den letzten Jahren zogen die Kosten deutlich an. Hinzu kommt eine Inflationsrate von aktuell 7,39 Prozent.

Die Anzahl der Besucherinnen und Besucher verzeichnete aufgrund der gestiegenen Preise im Juni und Juli dieses Jahres jedoch einen Rückgang um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Das liegt sicher auch an der Vielzahl der Reisemöglichkeiten, die Urlauberinnen und Urlaubern nun wieder offenstehen“

„Der Rückgang verdeutlicht die Notwendigkeit einer Anpassung von Preis und Angebot einmal mehr. Kroatien ist kein Billig-Land mehr – und das muss in Qualität und Service sichtbar werden“, betont der CEO von Crovillas, Valentino Crocetti. „Derzeit beobachten wir wieder sinkende Preise auf dem kroatischen Reisemarkt und es gibt viele Last-Minute-Angebote.“

Rovinj in Kroatien
Wunderschön: Rovinj in Kroatien / © pixabay.com

„Die Branche erkennt, dass das, was Kroatien für Urlauberinnen und Urlauber so attraktiv macht, eben auch die Preise sind“, erklärt der Kroatien-Experte. Aktuell genießen Reisende einen einwöchigen Kroatienurlaub einschließlich Unterkunft, Transport, Verpflegung und zahlreichen spannenden Aktivitäten für rund 800 Euro pro Person.

Mit etwa 2.000 Euro finden bis zu 8-köpfige Familien oder Freundesgruppen im eigenen Ferienhaus alles, was das Urlauberherz begehrt. Während der Sommermonate liegen die Preise etwas höher, im Winter etwas tiefer.

Wichtiger Wirtschaftszweig mit fairen Bedingungen

Der Tourismus stellt in Kroatien ein starkes und wichtiges Wirtschaftssegment dar. Der Sektor bringt etwa 300.000 Arbeitsplätze und macht heute etwa ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts aus. Damit übertrifft die Destination selbst Griechenland, Portugal und Spanien. Entsprechend liegt die Branche den Einheimischen sehr am Herzen und sie schreiben den Servicegedanken groß.

Statt auf ausländische Fachkräfte zurückzugreifen, achtet Kroatien auf hochwertige Ausbildungen im Tourismusbereich einschließlich Englischkursen.

Zudem setzt das Land von Beginn an auf arbeitnehmerfreundliche Bedingungen, flexible Arbeitszeitmodelle und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Denn Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz stehen bei den Auswahlkriterien für kroatische Arbeitnehmerinnen und -nehmer sehr weit oben.

Erleichterungen 2023: Euro- und Schengenland

Seit bereits zehn Jahren gehört Kroatien zur Europäischen Union. Dieser Beitritt verhalf dem Ferienland zu stetigem Wachstum. Nach der Krise legte die EU-Kommission einen detaillierten Resilienzplan fest. Dadurch entstanden Arbeitsplätze und es folgten große Investitionen in Klimaziele, Infrastruktur und den digitalen Wandel.

Das zukunftsorientierte Land arbeitet zudem einen „National Plan for the Development of Sustainable Tourism until 2027“ zur Förderung lokaler Gemeinden und des Umweltschutzes im Tourismus aus. Die vier Hauptziele betreffen alle Stakeholder der Branche und begünstigen Innovationen sowie Besucherlenkung hinsichtlich Saison und Region.

Zum Jahreswechsel folgte auf den EU-Beitritt auch die Aufnahme als 27. Schengenland, dem weltweit größten Staatenverbund ohne Grenzkontrollen. Darüber freuen sich Auto-Reisende ganz besonders. Denn der bekannte Stau zur Hochsaison an der kroatisch-slowenischen Grenze gehört künftig der Vergangenheit an.

Weitere gute Nachrichten gab es 2023 für Reisende aus dem Euro-Gebiet: Der Euro löste die kroatische Währung Kuna ab. Urlauberinnen und Urlauber aus Euro-Staaten genießen dadurch zahlreiche Vorteile. Denn somit entfallen sowohl der Währungstausch als auch das lästige Umrechnen im Laden oder Restaurant.

Ebenso gehören Verluste durch Umrechnungskurse beim Tausch der Vergangenheit an. Kroatien selbst profitiert wirtschaftlich im Kampf gegen die Inflation von der neuen, stärkeren Währung, die die EZB reguliert. „Als Kroatien-Liebhaber freue ich mich persönlich riesig über den Euro- und Schengenbeitritt. Das Land rückt so in den Kern der Europäischen Union.“

„Auch, wenn die Preise durch den Beitritt zum Euroraum zunächst anzogen, sind wir uns sicher, dass die Währungsumstellung nachhaltig sehr viel Gutes bringt. Sie steigert die internationale Attraktivität und Akzeptanz“, so Valentino Crocetti, CEO von Crovillas. „Zugleich ist der Umgang mit Euro den Gästen vertrauter, sodass sie sich in den Ferien noch sicherer fühlen.“

Sicherheit und Sauberkeit

Das Land an der Adria genießt heute nicht nur aufgrund seiner Unterkünfte ein gehobenes Image unter den europäischen Feriendestinationen. Wer auf Badeurlaub setzt, findet im Adriastaat die saubersten Strände der Mittelmeerregion. Besonders angesehen: die zahlreichen Badestrände der Insel Krk und in der Kvarner Bucht.

Hunderte kroatische Strände erhielten bereits Auszeichnungen für ihre exzellente Wasserqualität. Das gilt nicht nur für das Meer – auch das Trinkwasser gehört zu den besten weltweit. Denn das Hinterland abseits der Küsten überrascht mit landschaftlicher Vielfalt. Hier finden Naturfans Gebirgsketten, Wälder, Seen und Wasserfälle.

Kroatien gehört laut dem Global Peace Index seit über 16 Jahren zu den Top 20 sichersten Ländern der Welt. Dieses Ranking entsteht unter anderem mit Blick auf gewalttätige Konflikte, politische Instabilität und auf anteilige Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt.

Auch das Auswärtige Amt weist eine niedrige Kriminalitätsrate für das Balkanland aus. Entsprechend gelten auch die Städte als sehr sicher und faszinieren mit ihrer reichen Kultur. Auch die ehrliche Gastfreundschaft und die köstliche Kulinarik des Balkanstaats überzeugen.

Quelle / Fotos: crovillas.com