Gefährlich: Warum Beauty-Filter Schönheitsideale beeinflussen

Während in Afrika weibliche Rundungen als ein Zeichen des Wohlstands gelten, assoziieren Menschen in Europa eine schlanke, sportliche Figur mit Durchhaltevermögen, Erfolg und Ehrgeiz. Schönheitsideale lassen sich von Land zu Land unterschiedlich definieren. Sie hängen meist mit den gesellschaftlichen Verhältnissen der Kultur des jeweiligen Landes zusammen.

Insofern spiegeln sie das aktuelle Bild von Schönheit wider. Doch mittlerweile beeinflussen auch Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und Snapchat das Schönheitsideal vieler Menschen. Verschiedene Filter zaubern eine makellose Haut, volle Lippen und ausdrucksstarke Augen, womit beinahe jedes Selfie gelingt.

„Allerdings verändern solche Filter auch die eigene Selbstwahrnehmung, sodass insbesondere junge Frauen unter einem enormen Schönheitsdruck leiden“, berichtet Dr. med. Mehmet Atila, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Direktor des Medical Inn-Zentrums in Düsseldorf. Er nennt die Gefahren, die hinter den beliebten und täuschend echten Beauty-Filtern lauern.

Scheinwelt Social Media

Sei es beim Essen, im Fitnessstudio oder am Strand – zahlreiche Stars und Influencer lassen ihre Fans über Social Media an ihrem Leben teilhaben. Sie posten tagtäglich ausgewählte Ausschnitte aus ihrem Alltag, auf denen sie gekonnt posieren und ihr vermeintlich perfektes Aussehen präsentieren.

Auf diesem Wege vermitteln viele Influencer ihren Followern bestimmte Schönheitsideale und Körpertrends. Dass die Bilder und Videos jedoch oftmals mit einem Filter aufgenommen und stundenlang bearbeitet wurden, bleibt meist verschwiegen. Vor allem Beauty-Filter wie der „Bold Glamour“-Filter auf TikTok erscheinen immer realistischer, wodurch es schwieriger ist, bearbeitete Aufnahmen zu erkennen.

Dr. Mehmet Atila
Dr. Mehmet Atila / © Medical Inn

„In den sozialen Medien sind wir tagtäglich mit scheinbar makellosen Körpern und Gesichtern konfrontiert. Um mit diesen online vermittelten Schönheitsidealen mitzuhalten, greifen Nutzer oftmals ebenfalls zu Filtern“, erklärt Dr. Atila und führt fort:

„Diese können jedoch dazu führen, dass sie mit ihrem tatsächlichen Aussehen nicht mehr zufrieden sind und infolgedessen unter psychischen Druck geraten.“ Des Weiteren verbergen sich hinter den ungesunden Schönheitsidealen weitere Risiken wie Depressionen, Essstörungen und andere psychische Erkrankungen.

Einfluss durch mediale Vorbilder

Immer mehr junge Menschen halten diesen Leidensdruck schwer aus. Um ihrem Idealbild näherzukommen, sind manche Jugendliche sogar bereit, sich einem operativen Eingriff zu unterziehen, auch wenn ein gesundheitliches Risiko besteht. Zudem vermitteln viele Influencer und Stars das Gefühl, dass Schönheitsoperationen völlig normal seien.

So gewann der Beauty-Trend Brazilian Butt Lift in den vergangenen Jahren durch Kim Kardashian an Popularität. Auch die unumkehrbare Buccalfett-Entfernung, die Prominenten wie Bella Hadid nachgesagt wird, erfreut sich großer Beliebtheit. „Inzwischen sehen wir häufig junge Frauen, die solchen aktuellen Trends folgen und gewisse Körperoptimierungen anstreben – bewegt durch ihre Vorbilder.

Bei diesen Patientinnen muss immer eine sehr strenge Aufklärung über Risiken, Sinnhaftigkeit und eventuelle vorliegende Narbenbildung erfolgen“, äußert sich Dr. Atila. Denn ein Trend, der einem in jungen Jahren gefallen hat, kann aufgrund des normalen Alterungsprozesses und durch Veränderungen der Lebensumstände irgendwann missfallen.

Auch das Rückgängigmachen vieler Operationen ist entweder gar nicht mehr möglich oder gestaltet sich deutlich schwerer als der primäre Eingriff. „Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, Schönheitsideale zu hinterfragen und insbesondere Jugendliche daran zu erinnern, dass Filter nicht der Realität entsprechen“, sagt Dr. Atila abschließend.

Quelle / Fotos: medical-inn.com