Coronakrise: Handeln Auslandsreisende jetzt moralisch verwerflich?

Sind Reisen ins Ausland während der Corona-Pandemie moralisch verwerflich oder nicht? Mit dieser wichtigen Frage hat sich Betty Wilde vom nachhaltigen Reiseveranstalter Fairaway auseinandergesetzt und findet: Nein, ist es nicht – wenn man sich an ein paar gar nicht so schwere Regeln hält.

Partytouristen am Ballermann, Tests für Rückkehrer, die zweite Welle: Zur Hauptreisezeit beherrscht die Frage, ob man während einer Pandemie Urlaub im Ausland machen darf, die Medien. Auf der einen Seite steigende Infektionszahlen seit der Öffnung der europäischen Grenzen, auf der anderen Seite die lokale Bevölkerung in den Reiseländern, der wichtige Einnahmen fehlen: Es gibt genug Stoff, um zu reflektieren und abzuwägen.

Genau das hat Betty Wilde von Fairaway gemacht und findet: Ja, es ist in Ordnung zu reisen – wenn wir es richtig machen. „Reisen verspricht Freiheit. Doch Freiheit bedeutet nicht, dass man sein Verantwortungsgefühl an der Grenze abgeben darf und sich um nichts mehr kümmern muss.“, das ist für die Content Managerin vom nachhaltigen Reiseveranstalter ganz klar.

„Jeder Reisende muss sich vorher klar machen, was es bedeutet, während einer Pandemie zu verreisen: Nämlich besonders rücksichtsvoll zu sein, Kompromisse einzugehen und sich so zu verhalten, dass das Risiko minimiert wird – das Risiko der eigenen Ansteckung genauso wie das Risiko, im Reiseland und bei der Rückkehr andere zu gefährden.“ Konkret heißt das: Abstand halten, Maske tragen, Dinge, die eigentlich längst sowohl im Urlaub als auch zu Hause selbstverständlich sein sollten.

Und der Gardasee erfreut sich grosser Beliebtheit
Und der Gardasee erfreut sich grosser Beliebtheit

Eine Frage der Moral?

Wichtig sei, so Wilde, beide Seiten der Medaille zu betrachten: „Ich liebe es zu reisen, aber hier geht es gar nicht um meine persönliche Präferenz. Wenn ich sage, dass Reisen trotz Corona stattfinden sollten, denke ich in erster Linie an die Menschen in den Reiseländern, die im Tourismus arbeiten. Hier sind ganze Existenzen bedroht – in Costa Rica oder auf Kuba gibt es kein Sicherheitsnetz, so wie wir es mit Kurzarbeit und Co. haben.“

Die Problematik nur auf die moralische Frage zu beschränken, sei daher zu kurz gedacht: „Ich finde, solidarisch zu sein heißt auch, die Menschen vor Ort jetzt nicht im Stich zu lassen. Ein Restrisiko bleibt natürlich, aber das gibt es vor der eigenen Haustür oder am See in Brandenburg genauso. Es ist gar nicht so sehr entscheidend, wo man ist, sondern wie man sich dort verhält. Gleichzeitig sollte man natürlich so verantwortungsbewusst sein, dass man die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes beachtet und im Zweifel seine Reise verschiebt.“

Zusammenhalten, um zu schützen

Um die Lage vor Ort noch besser einschätzen zu können, arbeitet Fairaway eng mit den lokalen Partnern zusammen. Diese sind wiederum so gebrieft, dass sie Reisenden in dieser schwierigen Zeit mit Rat und Tat zur Seite stehen können. „Reisende können trotz Corona und den damit verbundenen Einschränkungen ein tolles Reiseerlebnis haben.“, ist sich Wilde sicher.

„So viel ist möglich – die Stille der Natur genießen, das Meer auf der Zunge schmecken, Kraft tanken, Sehenswürdigkeiten ohne Menschenmassen besuchen, lecker essen und sogar auch mit den Locals connecten – nur eben mit Abstand. Und, was für viele gerade besonders wichtig ist: Etwas anderes als die eigenen vier Wände sehen. Wir sitzen doch gewissermaßen alle in einem Boot! Machen wir das Beste draus und zeigen wir Solidarität, immer wieder und auf allen Ebenen, zu Hause und auf Reisen.“

Foto / Quelle: Redaktion / www.fairaway.de, Fairaway Travel GmbH