Chillen Nein Danke: Angst vor der Entspannung?

Sind Sie gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt und haben das Gefühl, dass Sie nicht entspannten konnten? Macht Sie vielleicht gerade das Entspannen unruhig? Vielleicht bekommen Sie irrwitzigerweise dabei starkes Herzklopfen, als ob Sie rennen würden? Das kann zwei Ursachen haben.

Zum einen leben viele Menschen überwiegend im „Außen“. Sie halten es nicht aus mit sich alleine zu sein und wenn sie es doch müssen, dann greifen Sie schnell zu einem Smartphone, Tablett oder einer anderen Ablenkung. Das können auch die Sportklamotten sein. So kann Freizeitstress entstehen.

Denn was kann passieren, wenn die Stille kommt? Es könnte sein, dass dann quälende innere Stimmen kommen oder sogar Gefühle, die unangenehm sind. Selbstwertthemen ploppen hoch oder sogar ein Zweifel, ob das Leben, dass Sie führen, wirklich Ihr Traumleben ist.

Tanja Gatzke (© Tanja Gatzke, Fotograf Dominik Pfau)
Tanja Gatzke (© Tanja Gatzke, Fotograf Dominik Pfau)

Doch dann schlägt der Verstand zu. Sie werden sich bewusst, dass Sie nicht so einfach aussteigen können. Die Konsequenzen sind zu hoch, Sie sind schon so tief in der Schiene drin, dass ein Aussteigen nicht mehr möglich scheint.

Auch würden Sie dabei sehr wahrscheinlich Menschen verletzen. Wer will schon der Böse sein? Also gehen Sie in die Akzeptanz und drücken die unangenehmen und schwer erträglichen Gefühle weg.

Wenn Sie darüber hinaus noch unbearbeitete belastende Erlebnisse haben, dann kann sein, dass Ihr Nervensystem gelernt hat, dass Entspannung einen Kontrollverlust mit sich bringt. Und den möchte es auf keinen Fall wieder.

Es reagiert in diesem Fall geradezu panisch auf ein „loslassen“ und das zeigt sich in erhöhtem Blutdruck gerade dann, wenn Sie entspannten wollen. Sie werden unruhig, atemlos, schwitzen und bekommen vielleicht sogar Panikattacken.

Sollten Sie sich wieder erkennen, dann geben Sie nicht auf. Das Nervensystem ist, vereinfacht gesagt, wie ein Muskel der sich trainieren lässt. Gehen Sie es behutsam an und lernen Sie zuerst Ihre Reaktionen einzuorden.

Nehmen Sie zum Beispiel morgens, mittags und abends wahr, wo Sie sich auf einer Skala von 1 – 10 befinden. Sie müssen nichts aktiv ändern, sondern alleine das Bemerken, wird schon kleine Veränderungen auslösen.

Sie könnten sich drei Erinnerungen ins Smartphone stellen. Beispielsweise um 09 Uhr, um 14 Uhr und um 20 Uhr. Macht sich die Erinnerung bemerkbar, nehmen Sie einfach wahr, womit Sie sich gerade beschäftigen und wie sich Ihr Körper anfühlt. Das war es schon.

Der Vorteil bei diesem beobachtenden Prozess ist, dass es nicht das Nervensystem mit einem Gefahrensignal triggert und Sie sich so auf dem Weg in die Ruhe „mitnehmen“. Sie bestimmen das Tempo, das halte ich unverzichtbar.

Nehmen Sie regelmäßig kurz Kontakt mit Ihrem Körper auf und lassen Sie sich überraschen was dann passiert. Entfesseln Sie sich von Altlasten. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.

„Was man zu verstehen gelernt hat, das fürchtet man nicht mehr.“
Marie Curie

Foto / Quelle: www.tanja-gatzke.de