Wo beginnt Untreue und was kann ein Partner noch tolerieren?
|Beim Sex an jemand anderes denken, ein Besuch im Strip-Lokal oder der Seitensprung: Wo beginnt Fremdgehen eigentlich? Und was davon haben Frauen und Männer in Deutschland bereits selbst getan, als sie in einer Beziehung waren? Die Dating-App Parship befragte hierzu über 1.000 Menschen in Deutschland und zieht Parallelen zu einer vergleichbaren Studie aus 2018.
Spannend: Die Toleranz in Sachen Untreue scheint in den letzten Jahren gestiegen zu sein. Männer nehmen es generell etwas lockerer, insbesondere die jüngere Generation legt aber großen Wert auf Treue.
Was genau bedeutet eigentlich Fremdgehen?
Für die meisten ist das klar: Sex mit einer Person außerhalb der Beziehung. Dabei spielt keine Rolle, ob es sich um eine langfristige Affäre (85 Prozent) oder einen One-Night-Stand handelt (82 Prozent). Ein Bordellbesuch wird hingegen ein wenig lockerer gesehen und nur von zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) als Fremdgehen betrachtet.
Die Wahrnehmung von Untreue scheint in den vergangenen Jahren allerdings einen klaren Wandel vollzogen zu haben – hin zu mehr Toleranz: 2018 war noch die große Mehrheit der Meinung, dass eine langfristige Affäre (97 Prozent), ein One-Night-Stand (96 Prozent) und ein Bordellbesuch (91 Prozent) als Fremdgehen gelten.
Ist Fremdknutschen Fremdgehen?
Fremdknutschen = Fremdgehen? Was vor einigen Jahren noch für die Mehrheit von 81 Prozent ein No-Go war, bezeichnet heute nur noch gut die Hälfte (57 Prozent) als Fremdgehen. Frauen sind mit 64 Prozent allerdings deutlich strenger als Männer (49 Prozent).
Und Seitensprung-Portale?
Zu Seitensprung-Portalen und auch Dating-Apps gibt es ebenfalls unterschiedliche Meinungen. Während vor sechs Jahren noch 87 Prozent der Menschen in Deutschland die Anmeldung bei entsprechenden Online-Diensten als Fremdgehen betrachteten, stimmen dem heute nur noch 63 Prozent zu.
Die Nutzung von Seitensprung-Portalen bedeutet heute noch für 71 Prozent der Frauen eindeutig Betrug, dies empfinden hingegen nur 55 Prozent der Männer ebenso. Bei der Nutzung von Dating-Apps ist insbesondere die Generation Z strikt: Drei Viertel der 18- bis 29-Jährigen definieren eine Anmeldung, um Treffen zu vereinbaren, als Fremdgehen, bei den 60- bis 69-Jährigen denken so nur 54 Prozent.
„Wer einseitig die Absprache über körperliche und emotionale Treue verletzt, zerstört häufig die Lebenswirklichkeit des Partners oder der Partnerin.“
„Damit das nicht das Beziehungsaus bedeutet, sollte das Paar darüber sprechen, was die Affäre oder der Seitensprung für den betrügenden Part bedeutet hat – und was dies mit der betrogenen Person gemacht hat. Obwohl wir heute unsere Beziehungsmodelle frei verhandeln könnten, findet das nicht immer auf Augenhöhe statt.“
„Dabei ist ein Gespräch über Bedürfnisse und Treue eines, das alle Paare führen sollten, am besten, bevor sie es führen müssen,“ sagt Eric Hegmann, Parship Studienbegleiter, Paartherapeut und Single-Coach.
Heimliche Treffen und hemmungsloses Flirten?
Während 2018 noch 82 Prozent heimliche Treffen ohne sexuellen Kontakt als Fremdgehen bezeichneten, stimmt dem heute nur noch jeder Zweite zu (53 Prozent). Lediglich in der Gen Z zeigt man sich strikter: Zwei Drittel (64 Prozent) stufen solche Heimlichkeiten als Betrug ein. Offensichtliches Flirten mit anderen Personen sehen 45 Prozent der 18- bis 29-Jährigen als problematisch an.
Im Alter wird man hingegen gelassener: Bei den 50- bis 59-Jährigen zählen nur noch 15 Prozent als Fremdgehen, wenn man anderen schöne Augen macht. Enges Tanzen mit einer anderen Person, beispielsweise im Club, betrachten heute nur 21 Prozent aller Männer und Frauen als Fremdgehen, während es 2018 noch mehr als doppelt so viele (47 Prozent) waren.
Der Besuch in einer Erotik-Bar zählt heute für 22 Prozent als Betrug (vgl. 2018: 48 Prozent). Ebenfalls für einige Menschen bereits Fremdgehen: beim Sex mit dem Partner an eine andere Person denken (19 Prozent) oder in Kontakt mit dem bzw. der Ex (17 Prozent) treten. Das Schauen von Pornos wird heute übrigens von fast allen (92 Prozent) toleriert. 2018 fanden dies nur 74 Prozent in Ordnung.
Hand aufs Herz: Jeder Zweite hat bereits fremdgeflirtet
Und wie treu sind Menschen in Deutschland tatsächlich? Jeder Zweite (52 Prozent) hat zumindest schon mal mit einer Person außerhalb der eigenen Beziehung geflirtet. Knapp jeder Dritte (31 Prozent) hat mindestens einmal fremdgeküsst und jeder Fünfte (20 Prozent) hatte bereits einen One-Night-Stand, obwohl er bzw. sie in einer Beziehung war. Besonders signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es nicht.
Quelle / Fotos: paarship.de / © pixabay.com